
Bioabfall: Drei Landkreise und die Stadt Cuxhaven ergreifen die Initiative
Sie ziehen gemeinsam an einem Strand: Drei Landkreise und die Stadt Cuxhaven wollen bei der Bioabfall-Verwertung gemeinsame Sache machen. Jetzt steht der Zeitplan. Aber was kostet das den Gebührenzahler?
Manchmal dauert es halt etwas länger: Bereits 2020 unterzeichneten die Landkreise Cuxhaven, Osterholz-Scharmbeck und Verden sowie die Stadt Cuxhaven eine Vereinbarung, um gemeinsam eine sogenannte "Vergärungsanlage" für Bioabfälle zu betreiben. Eine Anlage im großen Stil: Es geht um eine Menge von rund 40.000 Tonnen im Jahr. Ein Projekt, das auch dem Klimawandel Rechnung tragen soll. Doch vor 2027 wird es wahrscheinlich keinen "Regelbetrieb" geben.
Christof von Schroetter ist Chef von "KENN" (Kommunale Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen). Seine zentrale Aufgabe ist es, das gemeinsame Projekt der drei Landkreise und der Stadt zu forcieren. Und dieses Ziel lautet: Der in diesen Regionen gesammelte Bio-Abfall soll in einer gemeinsam betriebenen Vergärungsanlage behandelt werden, um daraus klimaschonend und nachhaltig Produkte herzustellen und zu vermarkten.
"Energetische Potenziale nutzen"
Bei der Vertragsunterzeichnung hieß es: "Statt der bisher verbreitet noch üblichen einfachen Kompostierung in offenen Mieten wollen die drei Landkreise und die Stadt Cuxhaven neben der Herstellung von hochwertigem Kompost zukünftig auch die energetischen Potenziale aus den Bioabfällen nutzen. Dazu bedarf es einer modernen Bioabfallvergärungsanlage. Das bei der kontrollierten Vergärung von Bioabfällen in einer solchen Anlage gewonnene Gas kann zu Bio-Erdgas aufbereitet und in das Erdgasnetz eingespeist werden. In einem weiteren Schritt kann aus dem Biogas Bio-Wasserstoff, also grüner Wasserstoff, gewonnen werden."
Die Absicht besteht immer noch, doch der Gesetzgeber hat vor der konkreten Umsetzung natürlich noch ein strikt einzuhaltendes Regelwerk hinsichtlich der Genehmigung gesetzt. So mussten von Schroetter und sein Team zahlreiche Unterlagen liefern, um eine Betriebsgenehmigung zu erhalten.
Dort sieht er jetzt - so der Fachmann im Umwelt- und Finanzausschuss des Kreistages - aber Licht am Ende des Tunnels. Er geht davon aus, dass die prognostizierten Mengen von 40.000 Tonnen pro Jahr ab 2027 im Entsorgungszentrum in Pennigbüttel (Landkreis Osterholz-Scharmbeck) angeliefert und verarbeitet werden können.
Im Oktober Genehmigung?
Das Antragsverfahren habe rund zwei Jahre gedauert, bis nunmehr die Zielgerade erreicht sei. Er rechne mit der endgültigen Genehmigung im Oktober dieses Jahres: "Ende 2024 gibt es vielleicht schon den ersten Spatenstich", teilte er den Ausschussmitgliedern im Cuxhavener Kreishaus mit. Die vorläufige Inbetriebnahme sei - so der aktuelle Stand - im Laufe des Jahres 2026 angepeilt. Die Anlieferungen aus den vier Gebietskörperschaften könnten dann 2027 erfolgen.
Die Frage, ob denn die Kapazitäten der Anlage ausreichen würden, beantworte von Schroetter mit "Ja". Bis zu 50.000 Tonnen seien möglich und vor diesem Hintergrund auch eine mögliche Beteiligung des Landkreises Rotenburg prinzipiell (zumindest teilweise) noch möglich. Große Erweiterungsmöglichkeiten sieht er am vorhandenen Standort allerdings nicht.
Was bedeutet das für den Gebührenzahler?
Zugleich verwies er auf die bereits jetzt prognostizierten Potenziale einer solchen Anlage, die gerade im Bereich der Wasserstoffnutzung vorhanden seien. Er gehe von einer CO2-Entlastung in einer Größenordnung von 2700 Tonnen pro Jahr aus, wenn die Anlage in Betrieb genommen wird.
Bleibt die Frage, was das den Gebührenzahler kostet. Und diese Frage stellte Gunnar Böltes (SPD). Das ließe sich noch nicht im Detail beantworten, so von Schroetter und hänge von den Baukosten und den Ausgaben beim laufenden Betrieb ab. Böltes gab sich mit der Antwort zufrieden und sieht die Anlage als "gute Entscheidung" im Sinne des Klimaschutzes. Widerspruch gab es in den Ausschüssen nicht.