
Osterbrucher Paar gibt florierenden Betrieb auf: Spezialität wird wohl verschwinden
Alte Obstsorten und Ehepaar Esselborn aus Osterbruch im Kreis Cuxhaven - gehören einfach zusammen. Aber nun gibt das Ehepaar seinen florierenden Betrieb auf. Und damit wird wohl auch ihre ganz besondere Spezialität verschwinden.
Sie schließen demnächst ihre Obstbaumschule. Irgendwann ist ja auch mal gut, und man darf in Rente gehen. Reimer (67) und Ulrike (63) Esselborn aus Osterbruch stehen kurz davor. Die Kinder haben sich beruflich anderweitig orientiert. Der älteste Sohn ist in der Automobilforschung, die Tochter Ärztin und der jüngste Sohn hat eine Ausbildung zum Schäfer absolviert. "Das ist wie bei einer Feier, aufhören soll man dann, wenn es gut ist - denn der letzte Schnaps tut einem ja meist am nächsten Morgen nicht so gut", schmunzelt Reimer Esselborn.
Schon 1965 gab es keine Kühe mehr auf dem Hof
Angefangen hatte alles vor mehr als 60 Jahren. Reimer Esselborns Vater, der 1951 in den kleinen landwirtschaftlichen Betrieb eingeheiratet hatte, strukturierte den Betrieb um und setzte ausschließlich auf den Obstbau: "Schon 1965 standen auf unserem Hof keine Kühe mehr." Der Erfolg kam. Der Name Esselborn sollte in Fachkreisen Apfelzuchtgeschichte schreiben. Den ersten "Roten Holsteiner Cox" entdeckte Obstbauer Esselborn als Knospenmutation und entwickelte ihn weiter.
Reimer Esselborn war bis vor anderthalb in der Qualitätskontrolle für Obst und Gemüse bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) tätig, die letzten zehn Jahre bundesweit als Ausbilder für Qualitätskontrolleure. Für ihn war der Betrieb immer ein Nebenerwerb. Seine Frau ist seit 1985 dabei, als sie dort als Baumschulgesellin eingestellt wurde. Vorher wurde sie in Ueluen auf der Obstbaumschule ausgebildet, war ein Jahr in den Niederlanden und in Schweden tätig. Wie das Leben so spielt, lernte sie auf dem Betrieb in Osterbruch ihrem späteren Mann kennen.
Als der Konkurrenzdruck vor allem aus dem Ausland zu groß wurde, wurden die große Baumschul-GmbH letztlich 1992 eingestellt. Um die Jahrtausendwende herum entwickelten sie die Idee, nur noch Topfware anzubieten, die sie in der eigenen Baumschule zogen. Diese eingetopften Bäume hatten den Vorteil, dass sie ganzjährig verkauft und gepflanzt werden konnten. Ob Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche oder Quitte - hier gab es eine große Auswahl.
"Aber unser Schwerpunkt lag schon auf den alten Apfelsorten, die sind schließlich nicht so langweilig wie die Sorten, die man im Supermarkt kaufen kann, und viel vielfältiger", erklärt Ulrike Esselborn. Bei ihnen fanden sich Sorten wie Finkenwerder Herbstprinz, Belumer falscher Gravensteiner, Rotfranch, Seestermüher Zitronenapfel oder Horneburger Pfannkuchen.
Familienbäume waren die Spezialität
Spezialität waren Familienbäume. Aus Schweden hatte die Obstbäuerin die spezielle Veredelungstechnik mitgebracht. Sie zeichnen sich durch mehrere verschiedene Sorten auf einem Stamm aus. Bei einer Stammhöhe von 70 bis 80 Zentimeter wurden dazu die einzelnen Sorten in verschiedensten Kombinationen veredelt. Sie bescheren eine Ernte über mehrere Monate. Und weil die Obstbaumzüchter um die Beliebtheit wissen, hat Ulrike Esselborn extra viele Veredelungen zu Familien vorgenommen, damit Interessenten noch die Gelegenheit haben, einen solchen Baum zu pflanzen.
"Für uns war dies der schönste Beruf", sagen die Esselborns und schwärmen von der Vielseitigkeit und der vielen frischen Luft. Aber es war auch harte Arbeit. Obstbäume wachsen müssen gehegt und gepflegt werden - und dazu kam die Herausforderung, Schädlingen möglichst ohne Chemieeinsatz oder Frostphasen zu unpassenden Zeiten Herr zu werden. Dankbar zeigen sie sich über ihre treue Kundschaft, der sie immer auch gern mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben.
Das Ehepaar ist mit sich im Reinen, dass jetzt der geeignete Zeitpunkt ist und bei ihnen sicherlich keine Langeweile aufkommt. Das große Parkgrundstück muss schließlich gepflegt und die Fahrräder bewegt werden. Aber auch wenn der Abverkauf der restlichen Bäume schon läuft, so ganz lassen von der Materie wollen sie auch im Ruhestand nicht. Als Berater und Begleiter für Streuobstwiesen in dieser Region möchten Reimer Esselborn gern weiter tätig werden.