
Corona und Fachkräftemangel: Friseure im Kreis Cuxhaven besonders betroffen
Aufgrund von Rückzahlungsforderungen werden Corona-Hilfen für manche Betriebe zum Bumerang: Als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser zog Jan-Peter Halves vor dem städtischen Wirtschaftsausschuss Bilanz.
Wie steht es eigentlich um die örtlichen Handwerksbetriebe? Mitglieder des städtischen Wirtschaftsausschusses informierte der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser vor wenigen Tagen im Rahmen eines Statusberichts. Jan-Peter Halves sprach über Nachwuchssorgen im Handwerk und nicht zuletzt über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf einzelne Sparten.
Die Bäckereifachbetriebe gehören nicht zu den Sorgenkindern der Kreishandwerkerschaft. Ganze zwei Unternehmen gibt es noch im Stadtgebiet von Cuxhaven, und wer Halves Vortrag am vergangenen Mittwoch aufmerksam lauschte, nahm die Botschaft mit, dass solche "Konzentrationsprozesse" durchaus ihre guten Seiten haben. Etwa mit Blick auf Corona-Zeiten, in denen Bäcker und Fleischer, so Halves, tendenziell gelassen haben.
Hilfen gingen "an der Wirklichkeit dieser Betriebe vorbei"
Im Großen und Ganzen verlaufe die Entwicklung in Cuxhaven "genauso wie im Rest der Welt", betonte der Geschäftsführer. Auf Pandemie-Folgen zurückkommend lenkte er den Blick der Ausschussmitglieder unter anderem auf das Friseurhandwerk: "Den Friseuren ging's richtig schlecht durch Corona", zog Halves Bilanz und bezog sich dabei auf Schließzeiten, die mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 begannen. Fast drei Jahre später ist das Thema Corona in vielen Salons nicht ausgestanden; die seinerzeit gewährten staatlichen Hilfen werden vielerorts zum Bumerang. "Viele scheitern jetzt an der Rückzahlung dieser Corona-Hilfen", sagte Halves und schilderte Versuche, sich die Rückzahlungssumme buchstäblich vom Mund abzusparen. An der Wirklichkeit solcher Betriebe seien die (laut Kreishandwerkerschaft viel zu komplexen) Hilfen vorbeigegangen.
Wann immer vom "goldenen Boden" des Handwerks die Rede war, ging es in der Vergangenheit vor allem um das Bauhaupt- und das Baunebengewerbe: Um Maurer, Zimmerleute, aber auch um Elektriker oder Installateure, die vom durch die Niedrigzinsphase beflügelten Bau-Boom profitierten. Dieser "hohe Sockel" (Halves) ist nach Wahrnehmung der Kreishandwerkerschaft deutlich abgeschmolzen. Sichtbar werde das unter anderem an der Zahl der in Niedersachsen erteilten Baugenehmigungen: Im Einfamilienhaus-Bereich sei sie im Laufe des letzten Rechnungszeitraums um 25 Prozent zurückgegangen.
Bei Photovoltaik & Co. "boomt" es nach wie vor
Aber: "Alles, was mit Energie zu tun hat, läuft aber wie geschnitten Brot", betonte Halves, die Auswirkungen der Klimakrise und des Krieges in der Ukraine ansprechend. Von der gegenwärtigen Nachfrage profitierten nun Handwerksbetriebe, die Lösungen aus dem Bereich der regenerativen Energien rechtzeitig in ihr Portfolio aufgenommen haben. Ein Problem gibt es höchstens bei der Manpower: Interessenten könnten derzeit Schwierigkeiten haben, Firmen zu finden, die so eine Anlage "aufs Dach bringen", sagte der Kreishandwerksgeschäftsführer und war damit beim sämtliche Innungen umtreibenden Problem des Fachkräftemangels angelangt. Sorgen bereitet vor Ort vor allem die Ausbildungssituation. Nach wie vor würden viele Schülerinnen und Schüler von vornherein "Richtung Abitur und Studium getrimmt", sagte Halves. Mit den verbleibenden Bewerbern auf Lehrstellen habe man (Stichwort: hohe Durchfallquoten) sehr zu kämpfen: "Die Anforderungen in den Berufen steigen, die Qualität der Leute wird aber nicht höher", sagte der Geschäftsführer über die Nachwuchssituation und mahnte abschließend: "Da müssen wir alle ran." An die Adresse von Stadt und Landkreis gerichtet wünschte er sich ganz konkret ein Beteiligung der Kommunen an der Ausbildungsmesse "Flagge zeigen".