Eine Friseurmeisterin schneidet in einem Salon einer Kundin die Haare. Symbolfoto: Jan Waitas/dpa
Eine Friseurmeisterin schneidet in einem Salon einer Kundin die Haare. Symbolfoto: Jan Waitas/dpa
Laut Kreishandwerkerschaft

Corona und Fachkräftemangel: Friseure im Kreis Cuxhaven besonders betroffen

von Kai Koppe | 21.02.2023

Aufgrund von Rückzahlungsforderungen werden Corona-Hilfen für manche Betriebe zum Bumerang: Als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser zog Jan-Peter Halves vor dem städtischen Wirtschaftsausschuss Bilanz. 

Wie steht es eigentlich um die örtlichen Handwerksbetriebe? Mitglieder des städtischen Wirtschaftsausschusses informierte der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser vor wenigen Tagen im Rahmen eines Statusberichts. Jan-Peter Halves sprach über Nachwuchssorgen im Handwerk und nicht zuletzt über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf einzelne Sparten.

Die Bäckereifachbetriebe gehören nicht zu den Sorgenkindern der Kreishandwerkerschaft. Ganze zwei Unternehmen gibt es  noch im Stadtgebiet von Cuxhaven, und wer Halves Vortrag am vergangenen Mittwoch aufmerksam lauschte, nahm die Botschaft mit, dass solche "Konzentrationsprozesse" durchaus ihre guten Seiten haben. Etwa mit Blick auf Corona-Zeiten, in denen Bäcker und Fleischer, so Halves, tendenziell gelassen haben. 

Hilfen gingen "an der Wirklichkeit dieser Betriebe vorbei" 

Im Großen und Ganzen verlaufe die Entwicklung in Cuxhaven "genauso wie im Rest der Welt", betonte der Geschäftsführer. Auf Pandemie-Folgen zurückkommend lenkte er den Blick der Ausschussmitglieder unter anderem auf das Friseurhandwerk: "Den Friseuren ging's richtig schlecht durch Corona", zog Halves Bilanz und bezog sich dabei auf Schließzeiten, die mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 begannen. Fast drei Jahre später ist das Thema Corona in vielen Salons nicht ausgestanden; die  seinerzeit gewährten staatlichen Hilfen werden vielerorts zum Bumerang. "Viele scheitern jetzt an der Rückzahlung dieser Corona-Hilfen", sagte Halves und schilderte Versuche, sich die Rückzahlungssumme buchstäblich vom Mund abzusparen. An der Wirklichkeit solcher Betriebe seien die (laut Kreishandwerkerschaft viel zu komplexen) Hilfen vorbeigegangen. 

Wann immer vom "goldenen Boden" des Handwerks die Rede war, ging es in der Vergangenheit vor allem um das Bauhaupt- und das Baunebengewerbe: Um Maurer, Zimmerleute, aber auch um Elektriker oder Installateure, die vom durch die Niedrigzinsphase beflügelten Bau-Boom profitierten. Dieser "hohe Sockel" (Halves) ist nach Wahrnehmung der Kreishandwerkerschaft deutlich abgeschmolzen. Sichtbar werde das unter anderem an der Zahl der in Niedersachsen erteilten Baugenehmigungen: Im Einfamilienhaus-Bereich sei sie im Laufe des letzten Rechnungszeitraums um 25 Prozent zurückgegangen.

Bei Photovoltaik & Co. "boomt" es nach wie vor

Aber: "Alles, was mit Energie zu tun hat, läuft aber wie geschnitten Brot", betonte Halves, die Auswirkungen der Klimakrise und des Krieges in der Ukraine ansprechend. Von der gegenwärtigen Nachfrage profitierten nun Handwerksbetriebe, die Lösungen aus dem Bereich der regenerativen Energien rechtzeitig in ihr Portfolio aufgenommen haben. Ein Problem gibt es höchstens bei der Manpower: Interessenten könnten derzeit Schwierigkeiten haben, Firmen zu finden, die so eine Anlage "aufs Dach bringen", sagte der Kreishandwerksgeschäftsführer und war damit beim sämtliche Innungen umtreibenden Problem des Fachkräftemangels angelangt. Sorgen bereitet vor Ort vor allem die Ausbildungssituation. Nach wie vor würden viele Schülerinnen und  Schüler von vornherein "Richtung Abitur und Studium getrimmt", sagte Halves. Mit den verbleibenden Bewerbern auf Lehrstellen habe man (Stichwort: hohe Durchfallquoten) sehr zu kämpfen: "Die Anforderungen  in den Berufen steigen, die Qualität der Leute wird aber nicht höher", sagte der Geschäftsführer über die Nachwuchssituation und mahnte abschließend: "Da müssen wir alle ran." An die Adresse von Stadt und Landkreis gerichtet wünschte er sich ganz konkret ein Beteiligung der Kommunen an der Ausbildungsmesse "Flagge zeigen". 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Kai Koppe
Kai Koppe

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

kkoppe@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Unfall bei Stade

Reh erfasst: Bahnverkehr zwischen Cuxhaven und Hamburg steht am Abend erneut still

Bereits am Montagmittag hatte ein liegengebliebener Regionalzug den Bahnverkehr im Kreis Stade lahmgelegt. Am Abend sorgte ein Unfall zwischen einem RE5-Zug und einem Reh erneut für Stillstand.

Trotz des hohen Millionen-Defizits

Kehrtwende im Kreis Cuxhaven: Landrat will Kommunen nicht noch stärker belasten

von Egbert Schröder

Positivere Rahmenbedingungen haben Cuxhavens Landrat Thorsten Krüger dazu veranlasst, eine eigentlich vereinbarte Maßnahme im Rahmen der Finanzplanung kurzfristig zu stoppen: Es gibt gute Nachrichten für kreisangehörige Kommunen.

Gewalt gegen Frauen

Opferhilfe des Landkreises Cuxhaven warnt vor wachsender Gewalt: Anstieg an Femiziden

von Bengta Brettschneider

Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zeigt die Opferhilfe im Kreis Cuxhaven, wie wichtig Unterstützung ist: Denn aus Statistiken geht hervor, wie viele Frauen pro Stunde Opfer von Gewalt werden.

Lok beschädigt

Defekter Regional-Zug zwischen Cuxhaven und Hamburg: RE5 legt den Verkehr lahm

Ein defekter Regionalzug sorgte am Montag für Störungen auf der Strecke Cuxhaven-Hamburg und legte den Bahnverkehr stellenweise lahm. Fahrgäste waren stundenlang gefangen - im kalten Zug.