
Ende der Fremdförderung: Was nach "Dorfregion" in Hechthausen noch bleibt - und folgt
Es ist ein Blick in die "Glaskugel": Wie entwickelt sich die Finanzkraft einer Kommune? In Hechthausen sind viele Projekte schon abgearbeitet und werden noch umgesetzt. Daher herrscht dort auch eine gewisse Entspannung - aber keine Sorglosigkeit.
In so mancher Kommune blicken Rat und Verwaltung neidisch nach Hechthausen, wo in den vergangenen Jahren Millionen-Investitionen mit einer 90-prozentigen Fremdförderung erfolgten, da die Gemeinde zusammen mit Burweg (Landkreis Stade) eine kreisübergreifende "Dorfregion" bildet. 90 Prozent? Damit ist es jetzt nach etlichen Projekten dies- und jenseits der Oste aber langsam vorbei. Doch in Hechthausen werden weitere Akzente gesetzt - und das zeigt sich auch in der Etat-Planung 2025.
Seit die beiden Kommunen durch eine überzeugende Konzeption die Anerkennung als "Dorfregion" erhalten hatten, wurde in Zusammenarbeit mit einem Planungsbüro und der Einbindung der Bevölkerung eine Art Wunschkatalog (inklusive "Masterplan") auf den Weg gebracht und vom Land durch die Anerkennung als eine solche Förderregion anerkannt.
90-Prozent-Förderung
Das beinhaltete auch die Übernahme von 90-Prozent-Anteilen an Projekten, die in den vergangenen Jahren umgesetzt worden waren. Hinzu kam die Förderung privater Vorhaben und von Maßnahmen auf Vereinsebene. Die meisten Punkte sind abgearbeitet. Nach Angaben der Verwaltung ist auch der Bau des "Bürgerhauses" beim Rathaus weitgehend in trockenen Tüchern. "Die Baugenehmigung liegt uns vor, die finanziellen Mittel stehen zur Verfügung und die Ausschreibung läuft", sagte Verwaltungschef Jan Tiedemann auf Anfrage unserer Redaktion.
1000 Euro Überschuss reichen
Doch 90 Prozent wird es in Zukunft nicht mehr geben. Aber das bedeutet noch nicht das Ende der Entwicklung der Infrastruktur in der Gemeinde. Dies zeigt auch ein Blick auf die aktuelle Haushaltsplanung, die vom Gemeinderat verabschiedet worden ist, aber nun noch genehmigt werden muss. Das dürfte jedoch reine Formsache sein, denn die Planung schließt im entscheidenden "Ergebnishaushalt" - quasi das "Girokonto" der Gemeinde für laufende Ausgaben - bei einem Gesamtvolumen von 4,03 Millionen Euro mit einem prognostizierten Überschuss von 1000 Euro ab. Nicht viel; aber es reicht.
Kredite für "Finanzierungslücke"
Die Investitionen, die die Gemeinde noch plant, sind im "Finanzhaushalt" abgebildet. Angesichts der Kassenlage und geplanter Projekte reicht es dort nicht für einen Ausgleich. Daher gibt es bei einer Summe für Investitionen in einer Größenordnung von 1,71 Millionen Euro auch eine "Finanzierungslücke" von knapp 700.000 Euro, die über Kredite abgedeckt werden muss. Dies bedeutet eine sogenannte "Netto-Neuverschuldung" von rund 580.000 Euro, da nur 113.000 Euro aus bestehenden Kreditverpflichtungen abgebaut werden.
Marco Tohoff (Kämmerei) sprach ausdrücklich nicht von einem "Sparhaushalt". Der Finanzspezialist: "Pauschale Kürzungen sind ausgeblieben und alle erforderlichen Aufwendungen sollten somit ausgeführt werden können. Gleichzeitig werden Mittel im Investitionshaushalt bereitgestellt."
Neugestaltung des Marktplatzes
Dazu zählt mit einer Summe von mehr als 550.000 Euro auch die Neugestaltung des Marktplatzes vor dem geplanten neuen Bürgerhaus (ehemals Feuerwehrgebäude). Dort werden Parkplätze wegfallen, aber gleichzeitig soll sich auch die Aufenthaltsqualität durch diverse Maßnahmen erhöhen. Nur ein Beispiel ist ein Bereich, in dem die bislang karge "Spielecke" für die Kinder deutlich erweitert wird. Die wegfallenden Parkplätze werden zum Teil durch neue Stellflächen im rückwärtigen Bereich des Rat- und Bürgerhauses aufgefangen. Zudem hatte die Gemeinde auf der gegenüberliegenden Seite der Ortsdurchfahrt auch durch die "Dorfregion"-Förderung bereits einen größeren Parkplatz realisiert (wir berichteten).
Naiv geht die Politik bei der Zukunftsplanung nicht vor. Zwar wurde der Haushalt bei nur einer Enthaltung fraktionsübergreifend gebilligt und als "solide" (SPD-Fraktionschef Uwe Dubbert) bezeichnet. Der Finanzausschussvorsitzende Sven Reese (CDU) warnte jedoch auch: "Die kommenden Jahre werden schwieriger." Eine Einschätzung, die auch Marco Tohoff durch seine Berechnungen durchaus teilt - aber auch er kann eben nur in die virtuelle "Glaskugel" schauen ...