
Nach Messerangriff in Hechthausen: Widersprüchliche Aussagen des Familienvaters
Vor dem Stader Landgericht begann am Mittwoch der Prozess gegen einen türkischen Staatsbürger aus Hechthausen. Er soll mehrfach mit einem Messer auf seine Ehefrau eingestochen haben. Der Prozessauftakt war für ihn sehr nervenaufreibend.
Der 35-Jährige aus Hechthausen wurde in Handschellen von zwei Wachtmeistern in den Gerichtssaal geführt. Auf den Zuschauerplätzen war nur der Schwager des türkischen Staatsbürgers zu sehen.
Die Staatsanwältin verlas die Anklageschrift. Am 7. Juni dieses Jahres habe es einen Streit zwischen dem 35-Jährigen und seiner Ehefrau gegeben. Sie habe die Streitsituation verlassen und sei in einen anderen Raum gegangen. Hier habe sie mit dem Rücken zur Tür auf einer Matratze gesessen. Kurze Zeit später sei ihr der Angeklagte gefolgt und habe mehrfach auf sie eingestochen - in den Hals, den Rücken und die Schulter. Vor Gericht wurde nun unter anderem bekannt, dass das Messer eine Klinge von zehn Zentimetern Länge hatte. Jetzt muss sich der türkische Staatsbürger wegen versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung vor dem Stader Landgericht verantworten.
Ein Rückblick auf den Tag der Tat
Wie unsere Zeitung bereits im Juni und Juli dieses Jahres berichtete, habe der Angeklagte nicht nur seine Frau, sondern auch die 14-jährige Tochter (leicht) verletzt. "In der Wohnung, in der sich der damals noch 34-Jährige, seine Ehefrau und vier Kinder aufhielten, muss es eine massive Auseinandersetzung gegeben haben", wurde zu der Zeit vermutet.

Die 29-jährige Ehefrau schwebte zuerst in Lebensgefahr und wurde nach einer ersten Behandlung vor Ort mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. Später berichtete die Polizei, dass sich der Zustand der jungen Frau verbessert hat.
Widersprüchliche Aussagen des Angeklagten
Da der 35-Jährige noch nicht lange in Deutschland lebt, benötigte er während der Verhandlung einen Dolmetscher. Nachdem die Staatsanwältin die Anklageschrift verlesen hatte, forderte die Verteidigerin des Hechthauseners eine zehnminütige Pause für eine "Feinabstimmung" mit ihrem Mandanten.
Diese Pause brachte die Verhandlung allerdings kaum voran. Denn als der Gerichtssaal wieder gefüllt war, sagte die Verteidigerin: "Mein Mandant möchte zurzeit keine Angaben zur Sache machen. Er hat noch Redebedarf." Der Angeklagte saß die gesamte Zeit über teilnahmslos auf seinem Stuhl - ein Ohr immer zum Dolmetscher gerichtet.
In der Hoffnung, dass es die Verhandlung voranbringen könnte, unterbrach der Richter die Sitzung für weitere 60 Minuten. Doch auch in dieser Zeit sei es für die Rechtsanwältin des Angeklagten schwer gewesen, mit ihm zu kommunizieren. "Er hat immer wieder etwas anderes gesagt - es war sehr ambivalent. Außerdem wollte er die gesamte Zeit mit seiner Mutter telefonieren oder mit seinem Schwager sprechen", erzählte die Verteidigerin. Sie habe ihm gesagt, welche Optionen er nun habe und welche davon für ihn am günstigsten wären. Doch der Angeklagte habe sich rückversichern und mit einem Familienmitglied sprechen wollen. Hinzukam, dass er unbedingt wollte, dass seine Ehefrau und Tochter vor Gericht als Zeugen aussagen.
Starke Sehnsucht nach der Familie
Die beiden Zeugen sind bereits geladen und werden wahrscheinlich bei einem der Folgetermine verhört. Auch wenn sich das nicht unbedingt positiv für den Angeklagten auswirken wird, möchte dieser trotzdem unbedingt, dass die beiden erscheinen. Die Rechtsanwältin des 35-jährigen Hechthauseners vermutet: "Es geht ihm wahrscheinlich einfach darum, seine Ehefrau und Tochter wiederzusehen."
Ob die beiden als Zeugen vor Gericht aussagen werden, wird sich beim Fortsetzungstermin am 16. Dezember zeigen.