Heiligenfibel in Hemmoor entdeckt: Ein Schatz aus dem Frühmittelalter
In Hemmoor stießen die Sondensucher Prill auf eine Heiligenfibel aus dem 8.-9. Jahrhundert. Die farbige Bronze-Fibel gilt als seltenes Zeugnis christlicher Kultur und wird nun im Museum Burg Bederkesa ausgestellt.
Auf einem Hemmoorer Acker begann Geschichte leise - mit einem Piepton, einem Fundstück, einem Blick nach Hause auf den Laptop - und endete als Ausstellungsstück, im Museum in Bad Bederkesa.
Familie Prill zieht seit zwei Jahren regelmäßig mit ihren Metalldetektoren als Sondensucher über die Äcker von Hemmoor. Die Leidenschaft der sechsköpfigen Familie ist mehr als ein Hobby. Es ist eine Mischung aus Abenteuerlust, Forscherdrang und dem untrüglichen Gespür für das Besondere.
Wer mit der Sonde sucht, braucht Geduld und Genehmigungen. Lutz Prill erklärt: "Eine Nachforschungserlaubnis ist zwingend erforderlich. Dazu kommt eine Schulung in Bombenkunde." Bis die Erlaubnis vorliegt, vergehen oft Jahre. Aber wer ausharrt, wird belohnt.

Die Heiligenfibel: Ein Kunstwerk aus Bronze
Denn was die Prills aufstöbern, ist mehr als alter Schrott: Alte Münzen, verloren gegangene Ringe, Schlüssel - und manchmal Schätze von unschätzbarem Wert. Besonders aufregend war ein Fund, der nun im Museum Burg Bederkesa ausgestellt ist: eine Heiligenfibel aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, also dem Frühmittelalter.
Es begann wie ein ganz normaler Sondengang. Auf einem Feld gab die Sonde plötzlich ein deutliches Signal von sich, einen Ton, der verriet: Hier liegt Kupfer-Bronze. Lutz Prill hob das Stück vorsichtig aus dem Boden. Erst dachte er, es sei nur ein Kinderspielzeug. Doch zu Hause schaute seine Frau genauer nach. Sie suchte online, verglich Bilder und rief dann aufgeregt ihren Mann an.

Die Heiligenfibel war ein Gewandverschluss aus dem Frühmittelalter, filigran und farbenprächtig. Die bunten Emaille-Felder in Grün, Blau, Weiß, Rot und Braun. Dargestellt ist eine Büste - vermutlich die Heilige Maria, die Gottesmutter, mit Haube und möglicherweise einem Nimbus. Kleine runde Scheibenfibeln mit Kreuzmotiv finden sich bei Sondenbegehungen mittlerweile häufiger. Heiligenfibeln dieser Art sind hingegen selten. Der Fund von Familie Prill ist der erste im Landkreis Cuxhaven und auch aus dem Elb-Weser-Dreieck sind nur wenige Exemplare bekannt.

Restaurierung und Ausstellung im Museum Burg Bederkesa
"Solche Fiebeln waren nicht bloß Schmuck, sie waren ein Bekenntnis zum Glauben. Wer sie trug, zeigte deutlich, zu welcher Religion er gehörte", erklärt der Archäologe und Leiter der Museums Burg Bederkesa Dr. Andreas Hüser. Die Heiligenfibel war also nicht nur dekorativ, sondern ein Symbol für das Christentum, das sich damals im Frühmittelalter nach und nach durchsetzte.
Zweimal im Jahr bringen die Prills ihre Funde zu Dr. Hüser ins Museum Burg Bederkesa. Dort werden die Objekte gereinigt, konserviert und dokumentiert. Jedes Detail zählt. In einem Bad wurden Schmutz und Verkrustungen vorsichtig von der Heiligenfibel entfernt, bis die farbigen Emaille-Felder sichtbarer wurden. Anschließend wurde das Stück fotografisch dokumentiert und in die Dauerausstellung aufgenommen. Außerdem fand es seinen Weg in den 28. Band der Archäologie in Niedersachsen mit dem Schwerpunkt Frühmittelalter in Niedersachsen.

Sondengang als Familienprojekt
Für die Familie ist jeder Fund aufregend. "Man glaubt, man hat nichts Besonderes gefunden, und plötzlich hält man Geschichte in den Händen", erzählt Lutz Prill. Alte Münzen zu entdecken mag häufiger vorkommen, doch eine Heiligenfibel ist eine absolute Rarität, besonders im Landkreis Cuxhaven.
Die Faszination für das Sondengehen ist generationsübergreifend. "The Mole's", wie sich die Familie Prill nennt, nimmt sogar die Kleinsten mit auf die Felder. Bei internationalen Wettbewerben, bei denen Sondengänger ihr Können messen, sind sie regelmäßig vertreten. Dabei geht es nicht um Ruhm oder Preisgeld - sondern um das Entdecken von Geschichte und die Freude am Suchen.

Neue Funde aus der Vergangenheit
Die Heiligenfibel ist nur eines von vielen Stücken, die die Prills aufstöbern, aber sie zeigt eindrucksvoll, dass Geschichte nicht nur in Büchern existiert, sondern unter unseren Füßen verborgen liegt, wartend auf Entdeckung.
Und die Suche geht weiter. Kürzlich brachten sie wieder ein Fundstück zu Dr. Hüser - diesmal ein Stück schätzungsweise aus dem 4. bis 5. Jahrhundert.
Mit jedem Fundstück wächst nicht nur die Sammlung, sondern auch die Geschichte der Region. Wie Menschen damals lebten, woran sie glaubten und welche Spuren sie hinterließen. Die Prills wissen: Es sind diese Momente, in denen die Vergangenheit plötzlich greifbar wird.
