
Hemmoorer kochen gegen die Einsamkeit: Nachhaltige Vier-Gänge-Menüs und Gemeinschaft
In Hemmoor finden Menschen bei gemeinsamen Kochabenden nicht nur kulinarische Genüsse, sondern auch neue Freundschaften. Mit regionalen Zutaten und viel Herz kreieren sie erschwingliche Vier-Gänge-Menüs in geselliger Atmosphäre.
Bereits vor zehn oder 15 Jahren hatte Christa Jacobi zum ersten Mal von einer Kochgruppe "gegen die Einsamkeit" aus Oldenburg gehört. Sie selbst war viele Jahrzehnte selbstständig und als sie bemerkte, dass sie jetzt plötzlich viel mehr Zeit hatte, beschloss sie auch in Hemmoor eine Gruppe zu gründen.
"In der ersten Zeit waren wir in der Küche vom DRK untergekommen", erzählt sie. Dort stand ihnen ein Herd zur Verfügung. "Da haben wir uns manchmal ganz schön auf den Füßen gestanden", erzählt Christa Jacobi lachend.
Dann kam Corona und habe die Situation kompliziert gemacht. Sie habe sich schließlich an die Kommune gewandt. Jetzt nutzt die Gruppe in der ehemaligen Förderschule am Alten Postweg die alte Schulküche. Dort stehen den Gruppen vier Herde und Backöfen zur Verfügung. Die Räumlichkeiten werden ihnen ohne Kosten zur Verfügung gestellt, und sie haben sich mittlerweile eine kleine Koch-Oase eingerichtet. An den Wänden hängen Fotos von vergangenen Kochabenden, in der Ecke steht eine alte Stehlampe. Die Tischdeko des Abends ist ganz in Weiß gehalten und erinnert an eine Hochzeit.


Mittlerweile sechs Koch-Gruppen
Insgesamt treffen sich dort sechs verschiedene Gruppen, mit je elf bis 13 Personen, in einem vier- bis fünfwöchigen Rhythmus an verschiedenen Wochentagen. "Dabei veranstalten wir Themenabende wie einen schwedischen Abend oder altdeutsche Küche." Auch die Dekoration würde entsprechend an das Koch-Thema des Abends angepasst werden. Wichtig sei es den Gruppen, dass regional und saisonal gekocht wird. Organisatorisch laufen bei Christa Jacobi die Fäden zusammen. "Ich habe Freude am Organisieren und bin eine gute Netzwerkerin", sagt sie über sich selbst.

"Zwei Personen der Gruppe überlegen sich das Menü und kümmern sich auch um den Einkauf", erläutert sie weiter. Die Köchinnen und Köche des Tages treffen sich dann um 16 Uhr in der Küche, während die restlichen Teilnehmer rund eine Stunde später dazu kommen. Erika und Ulrike sind das Planungsteam für den Abend, den unser Medienhaus besucht. "Unser Aperitif ist heute der 'White Peach küsst Sekt'. Aber alkoholfrei", erklärt Ulrike. Zu den weiteren Köchen des Abends gehören Heinz, Marlene, Walter, Christa, Gabi, Sonja, Rainer, Renate und Karin. Von jeder Koch-Gruppe ist jemand vertreten.
Bevor es losgeht, werden die Schürzen angelegt und die Hände gewaschen. Dann werden die Aufgaben verteilt. Neben dem Gruß aus der Küche, Crostini Variationen, soll es eine frühlingshafte Vorsuppe auf Erbsenbasis geben, zum Hauptgericht ein Boeuf Stroganoff und als Nachspeise den Klassiker Erdbeeren mit Sahne und einer Prise Pfeffer als Clou.

Vier-Gänge-Menü und geteilte Kosten
"Es gibt immer ein Vier-Gänge-Menü, und die Kosten werden durch alle geteilt", erläutert Christa Jacobi. Dabei würden sie auch darauf achten, dass es für jeden erschwinglich ist. "Wenn ich ins Restaurant gehe, bezahle ich mittlerweile für zwei Gläser Wein 15 Euro. Bei uns kostet das ganze Menü, inklusive Begrüßungscocktail und Wein, durchschnittlich zehn bis 17 Euro." Die Reste werden dann auch untereinander aufgeteilt, sodass viele auch noch am nächsten Tag etwas davon haben.

In der Küche wird mittlerweile konzentriert, aber fröhlich gearbeitet. Erinnerungen an Sahne per Hand schlagen kommen auf, ein Lied wird angestimmt und manchmal wird auch getanzt. Walter ist zum ersten Mal dabei. "Ich wollte etwas Neues machen, was andere nicht so machen", erklärt er. Außerdem sei er ein großer Fan der Kochsendung "Küchenschlacht". Bei einer Aufzeichnung der Sendung sei er bereits mit seiner Frau dabei gewesen. "Ich will mehr lernen in der Küche", erklärt der 75-jährige. Seine Frau würde sich auch darüber freuen. Seinen Nachbarn Heinz hat er auch zum Mitkommen motiviert. "Viele von uns sind Rentner", erklärt Ulrike. Soziale Kontakte seien wichtig.
Und nach getaner Arbeit und dem gemeinsamen Aufräumen und Abwaschen darf genossen werden. Bei Kerzenschein und Wein sitzt die Gruppe noch bis in den Abend zusammen und genießt ihre Gesellschaft.
Interessierte können sich unter der Telefonnummer (04 77 1)64 22 08 melden.