Hemmoorer Rentner fühlt sich von Bundesanstalt unter Druck gesetzt: "Eine Frechheit"
Diesen Umgang will sich der Rentner aus Hemmoor nicht gefallen lassen - und er setzt sich zur Wehr. Er fühlt sich von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben unter Druck gesetzt, den Streifen des Vorgartens an der B 73 abkaufen zu müssen.
Es klingt wie eine Posse, ist es aber nicht. Der Vorgang füllt schon einen Aktenordner. Stein des Anstoßes ist ein zwei Meter breiter Streifen auf voller Länge vor seinem Eigenheim und Grundstück an der Stader Straße in Basbeck. Seitdem er das Haus in den 80er Jahren gekauft hatte, pflegte er dieses Grundstück, ebenso wie schon die Hausbesitzer es vor ihm unterhalten haben. Nur: Es gehört ihm nicht. Und nun droht Ungemach von der Eigentümerin. Bernhard Ziegler (88) ärgert sich. "Das ist eine Frechheit", sagt der geistig agile Senior über die Vorgehensweise der BImA. Er fühlt sich von der Anstalt unter Druck gesetzt.
Die BImA teilte ihm mit, dass die Bundesstraßenverwaltung als Eigentümerin die besagte Fläche dauerhaft freigebe und daher gebe es für ihn die Möglichkeit, sie zu erwerben.
Streifen soll auf freiem Markt verkauft werden.
Den pensionierten Bankleiter ärgert immens, dass die BImA im gleichen Zuge versuche, ihn zum Kauf unter Druck zu setzen. Die Bundesanstalt setzte ihn im selben Schreiben zur Kenntnis, wenn er kein Interesse am Erwerb der Flächen habe, werde das Grundstück am freien Markt angeboten. Wörtlich heißt es: "Bei Ihrer Entscheidung bitten wir zu berücksichtigen, dass Ihre Zuwegung über das Flurstück 52/5 verläuft und Sie ohne diese Fläche keine unmittelbare Anbindung an die öffentliche Straße haben." Das empfindet der 88-Jährige als Drohung. Sein Wohnhaus ohne nutzbare Auffahrt und Zuwegung mögen sich der Senior und seine Lebensgefährtin nicht vorstellen.
Zusätzlichen Ärger entfacht die Klassifizierung dieses Vorgartenstreifens. Das sei doch kein Bauland, wie es die BImA sehe, empört er sich. Die Bundesanstalt hatte ihm mitgeteilt, dass der Bodenrichtwert für Hemmoor bei 62 Euro liege, aber sie ermächtigt sei, ihm einen Abschlag von 30 Prozent zu geben. Der vorgeschlagene Kaufpreis beträgt 1953 Euro, das entspricht laut BImA70 Prozent des Baulandwertes.
Nun soll er also dieses Stückchen Land zu einem Preis kaufen, der als Bauland eingeschätzt wird. Das will Bernhard Ziegler keinesfalls. Als viel zu hoch empfindet er es auch mit der Rabattierung. Schließlich erfülle das doch gar nicht die Kriterien, die für Bauland ausgewiesen seien. Schließlich könne dieser Streifen doch gar nicht bebaut werden und sei für jeden anderen schlechterdings nutzbar.

Er sei bereit 20 Prozent zu zahlen, meint Bernhard Ziegler im Gespräch mit unserem Medienhaus. Dies habe er auch der BImA so mitgeteilt. Als er bei der Hemmoorer Samtgemeindeverwaltung nachhakte, habe man dort allerdings auch von Bauland gesprochen, fühlte sich Ziegler dort als Bürger nicht ernst genommen. Die Zeit dränge jetzt, so der Senior, denn den von ihm vorgeschlagenen Kaufpreis von 20 Euro pro Quadratmeter habe die BImA abgelehnt. Nun solle im Oktober der Grundstückstreifen in einer Versteigerung bei einem Unternehmen in Hamburg gegeben werden.
Und noch etwas erzeugt Unmut: "Anlässlich eines Ortstermins wurde festgestellt, dass das im Eigentum der Bundesstraßenverwaltung stehende Flurstück 52/5 der Flur 17, Gemarkung Basbeck in Größe von 45 m² in den Bestand Ihres Grundstücks einbezogen und ihn vertragslos als Vorgarten beziehungsweise Zufahrt genutzt wird", heißt es seitens der Bundesanstalt. Doch auch dies will Bernhard Ziegler so nicht unwidersprochen stehen lassen und zieht weitere Register. Er kann sogar einen Vertrag aus dem Jahr 1909 vorweisen. Damals gab es an der Straße noch einen Graben, der zugeschüttet und fortan als Vorgarten mitgenutzt werden durfte, wie der über hundert Jahre Vertrag belege. Aber mit dem vergilbten Schriftstück konnte er bei der BImA nicht überzeugen. "Wahrscheinlich konnte dort keiner Sütterlin lesen", vermutet der Hemmoorer.