Islamische Grabstätten auch in der Samtgemeinde Hemmoor?
In vielen Städten gibt es schon die Möglichkeit; demnächst auch in der Samtgemeinde Hemmoor? Aus den Reihen der Politik ist der Vorstoß erfolgt, islamische Grabstätten auf mindestens einem Friedhof in der Osteregion einzurichten.
Die Verwaltung hat sich mit der Thematik beschäftigt und sieht grundsätzlich keine größeren Hürden. Sie schlägt als Standort den zentral gelegenen Friedhof in Hemmoor-Warstade vor. Doch zuvor müssen noch einige offene Fragen geklärt werden.
Angeschoben hatten das Thema CDU, Grüne sowie die Gruppe Bürgerforum/"Wir für Euch" im Samtgemeinderat mit einem gemeinsamen Antrag. Darin heißt es unter anderem, dass in der Samtgemeinde zwar Menschen unterschiedlichster Religionen zusammenleben würden. Doch während die Friedhofsordnung der Samtgemeinde "für Konfessionslose, Christen und Juden Bestattungen nach ihren religiösen oder traditionellen Vorstellungen" ermögliche, seien "Anhängerinnen und Anhänger anderer Religionen in ihrer Wahl eingeschränkt". Speziell Einwohnerinnen und Einwohner islamischen Glaubens sei eine wohnortnahe religiöse Bestattung in der Samtgemeinde bislang "verwehrt" worden.
Änderung der Friedhofsordnung?
Das soll sich nach Ansicht der Antragsteller ändern. Sie setzen sich für eine Änderung der Friedhofsordnung der Samtgemeinde, die Einrichtung von islamischen Grabstätten auf dem Friedhof in Warstade und die Prüfung weiterer Standorte ein. Zudem soll die Verwaltung klären, ob es für dieses Vorhaben Fördermittel gibt.
Gesetzlich und grundsätzlich möglich ist es nach einem Landtagsbeschluss bereits seit dem Jahr 2006, dass auch Menschen islamischen Glaubens ihre letzte Ruhestätte in Niedersachsen wählen können.
Das Ritual bei einer muslimischen Bestattung unterscheidet sich von der üblichen Praxis. So wird der Verstorbene nach dem Tod gewaschen und anschließend in ein weißes Leinentuch gehüllt. Erst nach dem Totengebet und der Freisprechung des Verstorbenen von seinen Sünden wird dieser zur Beisetzung ans Grab getragen.
Urnenbeisetzung ist ein Tabuthema
Der muslimische Ritus sieht vor, dass kein Sarg zum Einsatz kommt, sondern das Leinentuch. Das Gesicht des Verstorbenen wird gen Mekka ausgerichtet. Die Stadt im heutigen Saudi-Arabien gilt als der heiligste Ort der islamischen Religion und Geburtsort des Propheten Mohammed. Vor der Schließung des Grabes durch die Erde werden Holzbretter in Form eines Daches über dem Verstorbenen angeordnet.
Eine Urnenbeisetzung ist im Islam tabu; der Körper soll möglichst unversehrt in die Erde gelangen.
Viele Kommunen ziehen nach
Insbesondere in vielen größeren Städten, aber auch in einigen Dörfern, werden Möglichkeiten erarbeitet und umgesetzt, die Bestattungen nach islamischem Brauch vorzunehmen. Da dazu auch die Waschung des Toten gehört, muss an entsprechende Räumlichkeiten gedacht werden. Um die notwendigen Investitionen leisten zu können, sollen in der Samtgemeinde Hemmoor Fördermittel beantragt werden.
Wie groß ist die Nachfrage?
Bleibt die Frage, wie groß das Interesse an dieser Form der Bestattung an der Oste sein wird. Zwar ist nach Angaben der Verwaltung die Zahl der Einwohner islamischen Glaubens in der Samtgemeinde deutlich angewachsen, doch bislang habe es noch keine Anfragen zur Bestattung gegeben. Die nächstgelegenen Möglichkeiten finden sich auf den Friedhöfen in Stade und Cuxhaven. In vielen Fällen erfolgt jedoch auch die Überführung des Leichnams in die ursprüngliche Heimat des Verstorbenen.
Wie sich Hemmoorer Ratsmitglieder dem gesamten Thema nähern, wird am kommenden Dienstag, 12. August, ab 19 Uhr im Rathaus deutlich: Dann trifft sich der Samtgemeinde-Ausschuss für Klimaschutz, Bau- und Friedhofsangelegenheiten zur nächsten Sitzung.
