
Die Ihlienworther Re-Art-Ausstellung kehrt zurück - zumindest ein bisschen
Genau 20 Jahre ist es her, dass in Ihlienworth die erste Re-Art-Ausstellung über die Bühne ging. Auch wenn eine Neuauflage vorerst nicht zu erwarten ist, will der Re-Art-Verein mit einer zweitägigen Veranstaltung an die Ausstellungsreihe erinnern.
Wie die Besatzung eines Ufos mutete die Künstlerschar an, die sich im Juli 2004 in der ehemaligen Recyclinghalle in Ihlienworth breitmachte. Im Sietland-Dorf wurden Ausstellungsmacher Samuel J. Fleiner und sein buntes Völkchen zunächst skeptisch beäugt. Doch es dauerte nicht lange, da waren die "Außerirdischen" keine Fremden mehr, trugen sie doch den Namen des 1500-Einwohner-Dorfes in die weite Welt. "Das Ufo hat Wurzeln geschlagen", blickt Thomas Kühn, der frühere Vorsitzende des Vereins "Kunst, Gesundheit und Bildung" zurück.
Insgesamt acht internationale Kunstausstellungen zu den Themen Umwelt, Recycling und Nachhaltigkeit wurden zwischen 2004 und 2021 im früheren Recyclingwerk, der heutigen Re-Art-Halle, auf die Beine gestellt. Sieben Veranstaltungen hat der baden-württembergische Konzeptkünstler und Ausstellungsmacher Samuel J. Fleiner kuratiert. Für die bislang letzte Ausstellung der Re-Art-Reihe, "Re-Art meets Kulturerbe", trug Elke Dörfler-Prieß die künstlerische Verantwortung. Sie starb im vergangenen Jahr.
Schon die Premierenveranstaltung, die "Re-Art One", lockte mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher ins Sietland. Rund 40 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa zeigten, wie aus Müll Kunst entsteht.
Internationales Jugendteam half beim Aufbau
Samuel J. Fleiner hat noch lebendige Erinnerungen an die Premiere: "Durch einen großen Kraftakt hatten wir aus einer massiv verdreckten Halle ein Ausstellungszentrum gezaubert." Maßgeblichen Anteil daran, dass das ehrgeizige Projekt überhaupt umgesetzt werden konnte, hatten der damalige Samtgemeindebürgermeister Dirk Brauer und die frühere Umweltberaterin des Landkreises Cuxhaven, Petra Vooth. Ein internationales Jugendteam, das im Rahmen eines Workcamps ehrenamtlich im Einsatz war, half beim Aufbau. Schirmherr der ersten Re-Art-Ausstellung war Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander.
2005 wurde die Ausstellung von der UNESCO als richtungsweisendes Projekt in der UN-Dekade "Bildung zur Nachhaltigkeit" ausgezeichnet. Sie war offizieller Beitrag der Bundesrepublik Deutschland beim Weltumwelttag in San Francisco und anschließend erste Kunstausstellung im neuen Umweltbundesamt in Dessau. Im Jahr 2006 wurde die "Re-Art One" von den Vereinten Nationen nach Nairobi (Kenia) eingeladen. "Ihlienworth war sozusagen das Tor zur Welt", sagt Fleiner.

Es blieb nicht beim Recycling. Die nachfolgenden Re-Art-Ausstellungen setzten ganz unterschiedliche Schwerpunkte - vom Klimawandel und der Artenvielfalt bis zum Boden und Afrika. Doch nach dem plötzlichen Tod von Elke Dörfler-Prieß war Schluss. Weil die Perspektiven fehlen und die Kräfte der Ausstellungshelfer schwinden, sieht der Vorstand derzeit keine Zukunft für das aufwendige Ausstellungsprojekt. "Mit dem bestehenden Personal ist das einfach nicht zu schaffen", sagt der Vereinsvorsitzende Peter von Spreckelsen.
Aber ganz untätig ist der Verein "Kunst, Gesundheit und Bildung" dennoch nicht. Anlässlich des 20-jährigen Geburtstags der Re-Art ist eine Jubiläumsausstellung in Ihlienworth geplant. In der Alten Molkerei (Bürgerbüro) werden am Sonnabend, 7. September, 11 bis 18 Uhr, und am Sonntag, 8. September, 11 bis 16 Uhr, Kunstobjekte der vergangenen Re-Art-Ausstellungen gezeigt, die in der Region geblieben sind. "Wer noch im Besitz eines Re-Art-Kunstwerks ist, kann sich gern bei uns melden", sagt Thomas Kühn. Neben der Kunst wird es auf Stellwänden viele Informationen, Plakate und Presseartikel zur Re-Art-Ausstellungsreihe geben. Der langjährige Re-Art-Kurator Samuel J. Fleiner, der nach dem Ende seiner Kuratoren-Tätigkeit in Ihlienworth in seinem Heimatort Wiesenbach ein "Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit und Prävention" aufgebaut hat, wird auch dabei sein.