
Legionellen-Ausbruch im Pflegeheim "Huus Ihlienworth": Gefährliche Keime festgestellt
Im Pflegeheim Huus Ihlienworth (Samtgemeinde Land Hadeln/Kreis Cuxhaven) wurden Legionellen entdeckt. Bewohner und Pflegekräfte sind informiert, doch das Risiko für geschwächte Personen bleibt bestehen. Strikte Gesundheitsmaßnahmen sind die Folge.
Im Senioren- und Pflegeheim Huus Ihlienworth sind Legionellen aufgetreten. Nach NEZ/CN-Informationen soll das Problem mit den gefährlichen Umweltkeimen bereits seit mehreren Wochen bestehen. Was bedeutet das für Bewohner und Pflegekräfte? Schließlich handelt es sich bei diesen Bakterien um Krankheitserreger, die zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden führen können, wenn sie mit der Luft eingeatmet werden - geschwächte und alte Menschen gelten dabei als besonders gefährdet.
Das Huus Ihlienworth - das frühere Kreisaltenheim - verfügt über knapp 80 Plätze. Torsten Wieting aus der Geschäftsführung der für die Einrichtung zuständigen Evangelischen Dienste Lilienthal gGmbH bestätigt auf NEZ/CN-Nachfrage den Legionellenbefund, aber er relativiert: "Zu keiner Zeit bestand für einzelne Bewohnerinnen und Bewohner wie auch Pflegekräfte ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Auch gab es keine nachweislichen Erkrankungs- oder Verdachtsfälle unter Bewohnerinnen und Bewohnern. Eine tägliche Beobachtung des Gesundheitszustandes wird bei allen Unterstützungsleistungen durchgeführt."

Die Erreger sind alles andere als harmlos. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) können Legionellen ernsthafte Erkrankungen wie die Legionärskrankheit, eine schwere Art von Lungenentzündung, oder das grippeähnliche Pontiac-Fieber hervorrufen. Besondere Gefahr besteht demnach gerade für Menschen mit einem durch Grunderkrankung oder Alter geschwächten Immunsystem sowie für Raucher. 75 bis 80 Prozent der Meldefälle sind demnach älter als 50 Jahre. Männer erkranken zwei- bis dreimal so häufig wie Frauen. Bei etwa 5 bis 10 Prozent der Patienten verläuft eine Erkrankung tödlich.
Torsten Wieting beschreibt das Auftreten der gesundheitsgefährdenden Keime im Alten- und Pflegeheim folgendermaßen: "Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an den Leitungssträngen im Huus Ihlienworth, welche bereits Ende 2024 begonnen haben und in diesem Jahr abgeschlossen wurden, erfolgte eine routinemäßige Untersuchung beziehungsweise Beprobung der Wasserqualität initiiert durch das Gesundheitsamt. Hierbei wurden in einigen Bereichen erhöhte Konzentrationen an Legionellenwerten ermittelt. Das Gesundheitsamt entscheidet anhand der Auswertungen über die weiteren Maßnahmen, die durch die Einrichtung eingehalten werden müssen. Eine dieser Maßnahmen war ein Duschverbot für die Bewohnerinnen und Bewohner."

"Alle Maßnahmen strikt eingehalten"
Alle vom Gesundheitsamt erteilten Maßnahmen seien strikt eingehalten worden, versichert Wieting. "Es wurde eine thermische Desinfektion, Reinigungsmaßnahmen und wiederholte Beprobungen durchgeführt. Die Beprobungen und Auswertungen sind zeitlich teilweise sehr weit auseinanderliegend, sodass uns das Gesundheitsamt erst jetzt die Freigabe zur Aufhebung des Duschverbots erteilt hat."
Eine diesbezügliche Bestätigung durch das Kreis-Gesundheitsamt in Cuxhaven kann die NEZ/CN-Redaktion allerdings nicht geben. Ein umfangreicher Fragenkatalog an die zuständige Pressestelle des Landkreises zu diesem Themenkomplex blieb leider bisher unbeantwortet. Die Pressesprecherin stellte die Beantwortung erst zu einem späteren Zeitpunkt in Aussicht.

Der Einrichtungs-Geschäftsführer Wieting betont jedenfalls, dass es dennoch zu ausreichender Körperhygiene kommen konnte: "Die Durchführung der körperbezogenen Pflegemaßnahmen war für alle Bewohnerinnen und Bewohner zu jeder Zeit selbstständig oder bei Bedarf durch Unterstützung von Pflegekräften gewährleistet." Davon ausgenommen sei lediglich die Nutzung der Duschen gewesen.
Torsten Wieting meint abschließend: "In den Evangelischen Diensten Lilienthal wie auch im Huus Ihlienworth pflegen wir einen sehr fürsorglichen und würdevollen Umgang miteinander." Alle Bewohnerinnen und Bewohner, der Heimbeirat, die Angehörigen und die Mitarbeitenden seien zeitnah informiert worden.
Hintergrund zur Übertragung der Bakterien:
Die Legionellen werden durch fein zerstäubtes, vernebeltes Wasser (Aerosole) in der Luft übertragen und eingeatmet. Von Mensch zu Mensch erfolgt keine Übertragung und auch nicht beim Trinken von kontaminiertem Wasser. Als Ansteckungsquellen gelten beispielsweise Duschen, Whirlpools, Luftbefeuchter oder Wasserhähne sowie Verdunstungskühlanlagen oder Kläranlagen.
In künstlichen Wassersystemen wie Wasserleitungen in Gebäuden finden die Erreger bei entsprechenden Temperaturen gute Wachstumsbedingungen. Sie liegen laut RKI zwischen 25 und 45 Grad Celsius, bei oberhalb von 55 Grad Celsius wird das Legionellenwachstum wirksam gehemmt, über 60 Grad Celsius kommt es zum Absterben der Keime. Legionellen können auch in kaltem Wasser vorkommen, vermehren sich bei Temperaturen unter 20 Grad Celsius aber nicht mehr nennenswert.