
Fahrstuhl seit Monaten defekt: Es geht nicht aufwärts für den Rat Ihlienworth
Fahrstuhl-Misere in der Alten Hauptschule in Ihlienworth: Schon seit Monaten ist der Aufzug defekt und der Sitzungssaal nur über die Treppe zu erreichen. Nicht der einzige schwer zugängliche Politik-Saal in der Samtgemeinde Land Hadeln.
Nichts geht mehr, weder aufwärts noch abwärts. Der in die Jahre gekommene Aufzug in der Alten Hauptschule in Ihlienworth ist schon seit gut einem halben Jahr defekt und hat, so scheint es, seinen sprichwörtlich letzten Atemzug getan. Das bedeutet, dass der Sitzungssaal der Gemeinde im Obergeschoss aktuell nur über die Treppe zu erreichen ist. Für viele Bürgerinnen und Bürger ist das kein Problem - aber für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen schon.
"Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden", führt Karl-Wilhelm "Kalli" Hinsch Artikel drei des Grundgesetzes an. Der stellvertretende Vorsitzende des Inklusionsbeirates des Landkreises Cuxhaven und frühere Behindertenbeauftragte der Samtgemeinde Land Hadeln lebt in Ihlienworth und hat die Probleme und Anforderungen der Barrierefreiheit in seiner Heimatgemeinde genau im Blick. Damit der Sitzungssaal auch für Rollstuhlfahrer, gehbehinderte Personen und Senioren zugänglich ist, fordert er eine Reparatur oder den Einbau eines neuen Fahrstuhls.
Gemeinde hat momentan kein Geld für einen neuen Fahrstuhl
Ihlienworths Bürgermeister Christian Roth (CDU) weiß um die Problematik, er kennt aber auch die Haushaltslage der Gemeinde Ihlienworth. "Momentan haben wir leider Geld für einen neuen Fahrstuhl", sagt Roth. Ein neuer Lift würde zwischen 25.000 und 30.000 Euro kosten, schätzt der Bürgermeister.
Im vergangenen Jahr habe man den alten Aufzug noch in Gang bringen können, doch jetzt sei er endgültig kaputt, so Roth. "Das Problem ist, dass es keine Ersatzteile mehr dafür gibt." Der CDU-Politiker schätzt, dass der Lift schon mehr als 30 Jahre auf dem Buckel hat.
Damit auch mobilitätseingeschränkte Menschen an den öffentlichen Sitzungen des Gemeinderates und des Kultur- und Festausschusses teilnehmen können, finden die politischen Beratungen derzeit in ebenerdig zugänglichen Gebäuden, zum Beispiel in der Gaststätte Rüsch´s Sommergarten oder im Gemeindesaal der Kirche, statt. Aber eine dauerhafte Lösung sei das natürlich nicht, räumt Roth ein: "Wir müssen uns im Rat in Kürze mal darüber unterhalten, wie wir weiter vorgehen wollen." Möglicherweise gebe es Fördermöglichkeiten für einen neuen Aufzug.
Der Versammlungsraum in der Alten Hauptschule ist nicht der einzige Sitzungsort in der Samtgemeinde Land Hadeln, der aktuell keine Barrierefreiheit bietet. Auch der Saal im historischen Rathaus in Otterndorf, in dem der Stadtrat tagt, ist für Menschen mit Rollstuhl oder Gehhilfe nicht erreichbar. Die Rathaustreppe stellt für sie ein unüberwindbares Hindernis dar.
"Das Otterndorfer Rathaus ist definitiv nicht barrierefrei", räumt Stadtdirektor und Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule ganz offen ein. Das im 16. Jahrhundert erbaute Gebäude sei ein besonderer Fall, weil es denkmalgeschützt sei.
Bislang habe es noch keine Anfrage von mobilitätseingeschränkten Menschen gegeben, an den Stadtratssitzungen teilnehmen zu wollen. "Sollte ein solcher Wunsch geäußert werden, können wir auf eine andere Räumlichkeit, zum Beispiel auf die Seelandhallen, ausweichen", sagt Thielebeule. Auf Samtgemeinde-Ebene würden die Fachausschüsse und der Rat in der Regel in ebenerdig zugänglichen Räumen tagen, sodass die Barrierefreiheit gewährleistet sei.