
Ja, wo fliegen sie denn? Zugvogeltage locken Hobby-Ornithologen in den Kreis Cuxhaven
Auf ihrem Weg in den Süden rasten im Herbst Millionen von Zugvögeln an der niedersächsischen Nordseeküste. Während der 17. Zugvogeltage kann man sich ihnen auf geführten Touren nähern. Auch im Cuxland gibt es ein vielfältiges Programm.
War das gerade tatsächlich ein Mittelsäger? Ein Ruck geht durch die Gruppe der Vogelbeobachter, die mit Wollmützen und hochgeschlagenen Krägen dem Wind trotzen. Die Ferngläser und Kameras werden in Position gerückt und das Bestimmungsbuch aus dem Rucksack gekramt. Aber der Entenvogel mit der auffälligen Federhaube ist verschwunden. Lektion Nummer eins beim "Birdwatching": Man muss eine Menge Geduld mitbringen.

Es ist eine Art Schnupperkurs für Ornithologie, den das Team des Cuxhavener Wattenmeer-Besucherzentrums zum Auftakt der 17. Zugvogeltage auf die Beine gestellt hat. Beim "Vogelzug live", so der Titel der Veranstaltung, wird die Kugelbake zum Zentrum der Vogelgucker. Die Biologin Heike Niemann und der Naturschutzamt-Mitarbeiter Per Wegener helfen, die gefiederten Tiere genauer zu bestimmen, und kreuzen die entdeckten Tiere auf einer Tafel an.
"Es geht nicht darum, zum Vogel-Experten zu werden. Die Ziele der Zugvogeltage sind weiter gefasst, das Programm richtet sich auch an Familien, Kinder und Touristen", erklärt Heike Niemann. Im Mittelpunkt stehe die Bedeutung des Weltnaturerbes Wattenmeer. Für fast alle Zugvogelarten aus Nordeuropa und Sibirien sei das Wattenmeer entweder Rast- oder Überwinterungsgebiet.
Wegen der Zugvogeltage aus dem Allgäu angereist
Jan Verbücheln ist extra wegen der Zugvogeltage aus dem Allgäu angereist und "outet" sich als Fan aller Tierarten. "Ich freue mich über alles, was ich vor die Linse bekomme", sagt der Urlauber und nimmt eine Gruppe von Eiderenten fotografisch ins Visier. Neben ihm steht Thomas Lang aus Cuxhaven, der in seinem Vogelbuch blättert, um die unterschiedlichen Möwenarten auseinanderhalten zu können. "Ich mache hier nicht zum ersten Mal mit", sagt der Naturfreund. Er sei zwar kein Experte, aber doch sehr an der heimischen Fauna interessiert.
Natürlich steht die Freude an der Tierbeobachtung im Mittelpunkt der Zugvogeltage, aber zur Veranstaltung gehört auch ein Wettbewerb. Beim sogenannten Aviathlon geht es darum, welche Region und welche Insel die meisten Vogelarten meldet. "Cuxhaven hat dabei zuletzt immer sehr gut abgeschnitten", erzählt Heike Niemann. Ein rund 30-köpfiges, ambitioniertes Zähl-Team aus Hobby-Ornithologen liefert die Zahlen.

Die Zuvogeltage laufen noch bis zum 19. Oktober. In dieser Zeit werden entlang der niedersächsischen Nordseeküste mehr als 350 Veranstaltungen rund um das Naturschauspiel angeboten. Das Wattenmeer-Zentrum in Cuxhaven-Sahlenburg und seine Partner sind mit 17 Veranstaltungen vertreten.
Das Nationalpark-Haus Wurster Nordseeküste in Dorum-Neufeld hat sogar 25 Aktionen, Vorträge und Touren im Programm. Das Natureum Niederelbe in Balje bietet mehrere Ausflüge mit dem Börteboot zum Osteriff an, den nächsten am Sonnabend, 18. Oktober.
Weitere Informationen zum umfangreichen Zugvogeltage-Programm im und am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gibt es im Internet unter www.zugvogeltage.de.
