
"Erleichterung ist groß": Cuxhavens Abgeordneter Frauenpreiß reagiert auf Merz-Drama
Als Friedrich Merz im ersten Wahlgang scheitert, steht nicht nur die Koalition auf dem Prüfstand. Der CDU-Abgeordnete Christoph Frauenpreiß aus Cuxhaven schildert, wie ein Fehlstart zur Bewährungsprobe wird und welche Schlüsse daraus gezogen werden.
Spannung schön und gut. Dass die Wahl von Friedrich Merz zum zehnten deutschen Bundeskanzler zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle ausartete, hatte sich der örtliche Abgeordnete aber weder gewünscht noch vorstellen können.
Bundestags-"Neuling" Christoph Frauenpreiß telefonierte im Tagesverlauf mehrfach mit unserem Medienhaus: Es ging nicht so sehr um die Ereignisse selbst. Eher um die Stimmungslage nach einem Fehlstart bei der Kür des neuen Regierungschefs.

"Es wäre nicht das erste Mal, dass eine erfolgreiche Reise mit einer Verspätung beginnt": Kurz vor der Wiederholung des Wahlgangs gab sich Christoph Frauenpreiß bereits sehr zuversichtlich. Er rechne fest damit, dass Friedrich Merz im neuerlichen Anlauf die für eine Kanzlerschaft erforderliche Mehrheit erhalte. Was die eigene Wahlentscheidung angehe, gebe es im Übrigen kein Vertun - das ließ der Christdemokrat aus Altenbruch in Anbetracht der Umstände durchblicken.
"Nicht auf einem Kreisparteitag"
Umstände, mit denen zuvor kaum einer gerechnet hatte: Nachdem am Dienstagmorgen 630 Parlamentarier zusammengekommen waren, um über den nächsten deutschen Bundeskanzler zu entscheiden, hatte es im ersten Wahlgang für Friedrich Merz nicht gereicht. "Manche haben vielleicht einen Moment lang vergessen, dass sie im Bundestag sind und nicht auf einem Kreisparteitag", kommentierte Frauenpreiß an die Adresse der Abweichler innerhalb der aus CDU/CSU und Sozialdemokraten gebildeten Koalition gerichtet.

Dass man sich nicht mit Schuldzuweisungen aufgehalten, sondern nach dem ersten Schrecken noch einmal an die beiden Fraktionen obliegende Verantwortung appelliert habe, bezeichnete der Christdemokrat als wichtigen Schritt zum schlussendlich erzielten Erfolg: "Die Erleichterung hier ist groß", berichtete er in einem Telefonat mit der CN/NEZ-Redaktion - kaum dass bekannt geworden war, dass Merz mit den im zweiten Durchgang erreichten 325 Stimmen sogar deutlich mehr Fürsprecher hinter sich vereint hatte, als er für eine sogenannte Kanzlermehrheit benötigte. Frauenpreiß wollte den gestrigen Tag im Rückblick am liebsten als Bewährungstest gewertet wissen. "Wenn es darauf ankommt, hält die Koalition also", folgerte er, weitere Geduldsproben vor Augen, wie sie politische Partner im Laufe einer Legislatur beinahe unweigerlich ereilen.

Ab sofort "nach vorn schauen und loslegen"
Dass man zum jetzigen Zeitpunkt aber "nach vorn schauen" und in einer stabilen Regierung mit der inhaltlichen Arbeit loslegen könne, sei wichtig für Deutschland, unterstrich der im Februar direkt gewählte Abgeordnete aus dem Wahlkreis Cuxhaven - Stade II. In vorangegangenen Gesprächen hatte er am Dienstag mehrfach auch auf das Ausland hingewiesen, das den Blick am Tag der Kanzlerwahl gen Berlin gerichtet habe. "Auch Europa wartet auf starke Antworten", gab Frauenpreiß in diesem Zusammenhang zu bedenken.
Auf Nachfrage hin sprach er davon, dass der Tag mit der Kanzlerwahl für die Koalitionäre noch längst nicht gelaufen sei. "Um 18.15 Uhr geht's weiter": Womöglich könne man schon zum Ende der Woche hin absehen, wie die Ausschüsse des 21. Deutschen Bundestags besetzt würden.