Klimaschutz im Moor: Wissenschaftler erforschen Renaturierung im Ahlenmoor bei Wanna
Vom Grünland zum Hochmoor: Wissenschaftler versprechen sich durch ein mit knapp zwei Millionen Euro gefördertes Projekt im Cuxland ("OptiMum") neue Erkenntnisse
Von Egbert Schröder
Wanna. Es soll wieder das werden, was es einmal war: ein Hochmoor. Auf einem rund vier Hektar großen Areal im tiefsten Ahlenmoor, das zuletzt Landwirten als wenig ertragreiche Grünlandfläche diente, soll das Projekt "OptiMuM" Erkenntnisse bringen, wie man ehemalige und entwässerte Hochmoorflächen optimal renaturieren kann. Ein Projekt, das mit 1,8 Millionen Euro bezuschusst wird und von dem sich Wissenschaftler viele neue Erkenntnisse erhoffen.
Montagmittag, keine zwei Kilometer Luftlinie vom "MoorInformationszentrum" und der Ahlener Moorbahn entfernt: Am Ende eines Wirtschaftsweges an der alten Kreisgrenze Hadeln / Wesermünde (zwischen Flögeln und Wanna) herrscht Hochbetrieb. Autos parken am Fahrbahnrand, ein Bus wartet auf Siebtklässler aus Otterndorf und in einem Zelt unterhalten sich zwei Dutzend Männer und Frauen. Es ist ein besonderer Ortstermin angesagt, bei dem es um Klimaschutz, Wissenschaft und ganz handfeste Arbeit geht.
Die Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven hat zu einem Aktions- und Infotag in dieser kargen Landschaft eingeladen, um zu zeigen, was bislang aus "OptiMuM" geworden ist und noch werden soll. Die Abkürzung "OptiMuM" steht für "Optimierung der Hochmoor-Renaturierung und Monitoring in der Praxis - Ökosystemleistungen, Monitoring und Wissenstransfer".
Auch Universitäten sind eingebunden
Das Projekt ist die Fortführung eines Feldversuchs ("OptiMoor"), bei dem es darum ging, die Entwicklung hin zu hochmoortypischer Vegetation und Ökosystemfunktion zu beschleunigen, einen landwirtschaftlichen Oberboden abzuschieben und Torfmoose auszubringen. Das auf kleiner Fläche gestartete Vorhaben brachte zwar einige Erkenntnisse, aber nicht den Beweis, dass auch großflächig ehemals landwirtschaftlich genutzte Standorte durch eine Renaturierung zum Klimaschutz beitragen können. Eingebunden in das Projekt sind auch die Landkreise Wittmund, Aurich und Rendsburg-Eckernförde. Das Projektmanagement liegt bei der Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch die Universitäten Rostock und Greifswald mit ihren Expertinnen und Experten.
Ziel: Reduzierung von Treibhausgasen
Bei Hochmooren handelt es sich um ein komplexes und durch jahrzehntelangen Wandel beeinflusstes Ökosystem. Viele Flächen wurden im Laufe der Zeit für die Landwirtschaft durch Entwässerungsmaßnahmen erst überhaupt nutzbar gemacht (so auch im Ahlenmoor), was für hohe Treibhausgas-Emissionen sorgte und sorgt. Dabei sind etliche entstandene Grünlandbereiche für die Landwirte inzwischen längst nicht mehr rentabel und stellen für den Betrieb keine relevante Größe, sondern vielfach nur noch eine Belastung dar.
Eine Renaturierung dieser aus landwirtschaftlicher Sicht nur noch wenig gewinnbringenden Bereiche erfolgte bislang in vielen Fällen nicht, aber das könnte sich ändern. Und da kommt auch "OptiMuM" ins Spiel.
Weiter Weg bis zur Auswertung
Auf der rund vier Hektar großen und präparierten Fläche sollen wieder Torfmoose wachsen können. Unterteilt ist das Areal in mehrere Abschnitte, die von einem Wall begrenzt sind, um die Bewässerung zu steuern und Regenwasser zu halten.
Doch mit Regenwasser allein wird nicht auf der gesamten Versuchsfläche gearbeitet. Vielmehr gibt es auch (kleine) Teilabschnitte, die durch ein Wasserreservoir und ein solargesteuertes Pumpensystem "aktiv" bewässert werden sollen und werden. Dort ist ein gleichbleibender Wasserstand vorhanden. In der endgültigen Auswertung der Versuchsergebnisse steht dann die Frage im Mittelpunkt, wie man strategisch bei der Renaturierung vorgehen sollte, damit ein klimafreundliches Biotop möglichst zügig entstehen könnte.
Doch bis zur Analyse ist es noch weit: In dieser Woche werden und wurden (am Montag) von Otterndorfer Schülerinnen und Schülern sowie durch die Teilnehmer des Aktionstages erst einmal Torfmoose in bestimmten Abständen gesetzt. Es gibt zudem noch Vorträge, Gespräche und Führungen am und auf dem "OptiMuM"-Gelände.
Wie ein solches Hochmoor einmal aussehen könnte und soll, ist übrigens nur wenige Meter von einem Wall der Versuchsfläche entfernt zu entdecken; und auch durch einen Spaziergang eindrucksvoll zu erleben. Dort erwartet Interessierte ein weitgehend unberührtes Hochmoorgebiet, das inzwischen Maßstab für das laufende Projekt ist.
