Mitarbeiter eines Kampfmittelräumdienstes kontrollieren das Areal zwischen Lamstedt und Mittelstenahe, in dem möglicherweise künftig ein Teil der Stromtrasse gen Süden verlaufen wird. Foto: Egbert Schröder
Mitarbeiter eines Kampfmittelräumdienstes kontrollieren das Areal zwischen Lamstedt und Mittelstenahe, in dem möglicherweise künftig ein Teil der Stromtrasse gen Süden verlaufen wird. Foto: Egbert Schröder
Bombenfunde?

Experten in der Börde Lamstedt im Einsatz: Eine Gefahr tief im Untergrund?

von Egbert Schröder | 11.04.2025

Ein "Kampfmittelbeseitigungsdienst" aus Magedeburg ist zurzeit in der Börde Lamstedt tätig. Eine akute Gefahr besteht anscheinend nicht, aber was liegt da noch im Verborgenen mitten in einem Windpark-Gebiet? Und warum sind die Experten angerückt?

Es ist ganz gewiss kein "Highway", der die beiden Börde-Orte Lamstedt und Mittelstenahe als "Strother Heuweg" verbindet. Dort geht es um Landwirtschaft. Trecker mit Anhängern beherrschen die Szene, es wird gerade Dünger ausgebracht. Autos? Eher nur ein Hindernis.

Welche Geheimnisse gibt es?

Doch ein VW-Bus gehört in diesen Tagen zum Landschaftsbild. Er ist nur wenige Meter neben einer Anlage des Windparks "Mittelstenahe-Lamstedt" geparkt. Zwei Männer laufen mit Geräten umher, wischen über den Untergrund hin und her und unterhalten sich. Um plumpe Gartenarbeit geht es dabei aber nicht, sondern vielmehr darum, was sich im Untergrund befindet. Sie sind bei einer Firma beschäftigt, die sich darum kümmert, welche Geheimnisse der Boden bei Großprojekten bietet.

Klar ist nach Informationen unserer Redaktion: Der dort vorhandene Windpark soll irgendwann repowert und damit leistungstechnisch aufgerüstet werden. Aber hängt die Aktion damit zusammen? Nachfrage beim überraschten Börde-Verwaltungschef Frank Springer: Er ist irritiert angesichts der Information unserer Redaktion, recherchiert schnell selbst und hakt natürlich auch bei seinem Bauamt nach. Das Ergebnis teilt er eine Stunde später mit: Es gehe nicht primär um den Windpark, sondern vielmehr um den möglichen Verlauf einer Erdkabel-Verbindung zwischen den Netz­verknüpfungs­punkten Heide-West nördlich von Hamburg und Polsum in Nordrhein-Westfalen, die wahrscheinlich auch durch die Börde verlaufen würde.

"Stade-Weser­marsch"

Amprion will nach eigenen Angaben mit dem Vorhaben "das Wechsel­strom­netz entlasten und einen sicheren Netz­betrieb gewährleisten". Der "nördliche Netz­verknüpfungs­punkt Heide West" liege in der Nähe von Wind­einspeisungen in Schleswig-Holstein: "In dieser Region gibt es vermehrt Transport­engpässe im Wechsel­strom­netz, da eine große Menge Wind­energie nach Süden transportiert wird. Diese Über­lastungen soll das Vorhaben beheben beziehungs­weise lindern." Amprion hat den sogenannten "Abschnitt Nord 2" unter der Bezeichnung "Stade-Weser­marsch" beantragt.

Vielleicht eine gute Idee, aber was ist, wenn im Untergrund Gefahren lauern? Das wird geprüft - auch zwischen Lamstedt und Mittelstenahe. Und das sicherlich nicht ohne Grund, denn während des 2. Weltkrieges befand sich in diesem Umfeld nach Informationen unserer Redaktion und Rücksprache mit Historikern aus der Börde ein sogenannter "Scheinflughafen" der Nazis. Auf dem Boden war eine vermeintliche Start- und Landbahn angelegt worden und es wurden nutzlose Flugzeuge geparkt - aus Holz! Durch den Scheinflugplatz und die Flugzeug- und Hallenattrappen sollten die Alliierten durch diverse Täuschungsmanöver in die Irre geführt werden und dort ihre Bomben abwerfen und nicht in dichter besiedelten Regionen wie Hamburg. Was jetzt möglicherweise im Untergrund liegt, muss nun geklärt werden.

Untersuchungen auch am Radweg

Das gilt übrigens auch für den geplanten Radweg zwischen Lamstedt und Hemmoor-Bröckelbeck durch den und am Wald. Nach Darstellung von Samtgemeindebürgermeister Frank Springer gibt es auf diesem Streckenabschnitt allein rund 300 Punkte, bei denen geklärt werden müsse, ob es möglicherweise eine Gefährdung geben könnte. Doch zunächst ist das Windpark-Areal an der Reihe ...

Täuschungsmanöver: Flugzeuge aus Holz wurden im 2. Weltkrieg auf vermeintlichen Flugplätzen positioniert, um damit Bombenabwürfe auf nutzlose Ziele zu provozieren. Foto: Sammlung Schiefelbein

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Egbert Schröder

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

eschroeder@no-spamcuxonline.de

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