Lebensraum Wildwiese: Heimat und Nahrungsquelle für unzählige Wildbienen und Insekten. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Lebensraum Wildwiese: Heimat und Nahrungsquelle für unzählige Wildbienen und Insekten. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Mit einfachen Mitteln

Lebensräume im Kreis Cuxhaven schaffen: So gelingt die Umwandlung zum Naturgarten

von Tamina Francke | 26.05.2025

Mit 17 Millionen Hausgärten in Deutschland steckt in jedem Garten enormes Potenzial für mehr Artenvielfalt und Klimaschutz. Wie Sie Ihren Garten oder Balkon in eine bunte Oase für Insekten, Vögel & Co. verwandeln können, lesen Sie hier.

Mit rund 17 Millionen Hausgärten in Deutschland und einer Gesamtfläche von etwa 340.000 Hektar - mehr als die Fläche aller Nationalparks zusammen - haben Gartenbesitzerinnen und -besitzer eine wichtige Chance, Artenvielfalt zu fördern und gleichzeitig das Klima zu schützen. "Wir können mit unseren Gärten viel dazu beitragen, eine angenehme, gesundheitsfördernde Wohnumgebung sowie Lebensräume für Flora und Fauna zu gestalten", weiß Ursel Richelshagen, stellvertretende Vorsitzende des NABU Land Hadeln.

Was ist ein Naturgarten eigentlich?

Immer mehr Menschen in Cuxhaven und Umgebung entscheiden sich, ihren klassischen Garten in einen lebendigen Naturgarten umzuwandeln. Ein Naturgarten zeichnet sich dadurch aus, dass er überwiegend aus heimischen Wildpflanzen, Stauden, Sträuchern und Bäumen besteht und vielen einheimischen Tierarten als Lebensraum und Nahrungsquelle dient. "Ein Naturgarten verändert sich kontinuierlich, ist lebendiger - befindet sich also in einem immerwährenden Prozess", erklärt Richelshagen. Dabei ist die Vernetzung mehrerer Gärten wichtig, denn beispielsweise Wildbienen fliegen maximal 800 bis 900 Meter - innerhalb dieses Radius brauchen sie Nahrung, Unterschlupf und geeignete Pflanzen zur Eiablage.

Pflegeleicht und ordentlich soll der Garten sein - doch für Insekten und Vögel sind natürliche Strukturen (hier zu sehen) viel wichtiger. Foto: Patrick Pleul/dpa

Tipps für den naturnahen Garten - sofort umsetzbar

Wer seinen Garten naturnäher gestalten möchte, kann bereits mit einfachen Maßnahmen viel bewirken:

  • Giftfrei gärtnern: Verzichten Sie auf Pestizide und Kunstdünger, um die Umwelt zu schützen und Insekten zu fördern
  • Blumenerde ohne Torf verwenden: Torfabbau zerstört Moorlandschaften - daher sind torffreie Alternativen zu bevorzugen
  • Staudenstängel im Herbst stehen lassen: Sie bieten Insekten Unterschlupf und Überwinterungsmöglichkeiten
  • Laubhaufen anlegen: Anstatt Herbstlaub zu entfernen, können Sie es als Lebensraum für Kleintiere aufschichten
  • Totholz- und Reisighaufen: Diese natürlichen Verstecke sind wichtige Nisthilfen für Schmetterlinge, Käfer, Igel und Amphibien
  • Benjeshecken aus Strauchschnitt: Bieten Vögeln und Insekten Schutz und Nistmöglichkeiten
  • Heimische Wildpflanzen setzen: Stauden, Sträucher und Obstbäume aus der Region sind optimal für die lokale Tierwelt
  • Artenreichen Blumenrasen zulassen: Gänseblümchen, Löwenzahn, Klee und andere Wildblumen fördern die Vielfalt
  • Blühinseln beim Mähen verschonen: Kleine Blütenbereiche bleiben so erhalten und bieten Nahrung
  • Brennnesseln wachsen lassen: Sie sind wichtige Eiablagepflanzen für viele Schmetterlingsarten
  • Wasserstellen einrichten: Vogeltränken oder kleine Teiche versorgen Tiere mit Wasser
  • Versiegelte Flächen reduzieren: Schottergärten zurückbauen, stattdessen Trockenmauern oder Steinhaufen anlegen
  • Sandarium und Rohbodenflächen schaffen: Sandflächen sind wichtige Nistplätze für Wildbienen
  • Nisthilfen aufhängen: Vogelkästen und Insektenhotels ergänzen natürliche Lebensräume
  • Regenwasser sammeln: Nutzen Sie Zisternen oder Regentonnen, um Wasser nachhaltig zu verwenden
  • Komposthaufen anlegen: Verbessert die Bodenqualität und spart Dünger
  • Versteck und Winterquartier: Laubhaufen bieten Insekten, Igeln und Co. wichtigen Schutz. Foto: Florian Schuh/dpa

    Für alle, die keinen Garten haben, empfiehlt Richelshagen: "Wer keinen Garten hat, kann seinen Balkon mit wildstaudenbepflanzten Töpfen bestücken. Wer einen kleinen Garten hat, könnte eine Naturecke anlegen."

    Häufige Fehler vermeiden

    Eine gute Planung ist entscheidend, um späteren Frust zu vermeiden. Richelshagen warnt: "Ohne Plan einfach loszulegen birgt die Gefahr, dass man später die Anlage bereut." Dabei sollten Standort, Bodenbeschaffenheit und Pflanzenwahl genau bedacht werden. Außerdem sind typische Fehler:

  • Verwendung von Pestiziden, Kunstdünger und Torf
  • Falscher Standort für Pflanzen
  • Mangelnde Vielfalt und Berücksichtigung des Pflanzenwachstums
  • Zu viel Ordnung wollen
  • Lichtverschmutzung durch Solarlichter oder Solarkugeln, die Insekten und Vögel irritieren
  • Naturgärten als Beitrag zum Klima- und Artenschutz

    Die Klimakrise ist längst im Alltag angekommen - auch in den Gärten: heiße, trockene Sommer, milde Winter, Stürme und Starkregen. "Dass die Klimakrise kein abstraktes Phänomen ist, sondern unseren Alltag längst eingeholt hat, haben die meisten von uns bereits bemerkt", sagt Richelshagen. Naturgärten helfen, den Garten klimaresilient zu gestalten und gleichzeitig Lebensräume für viele Tierarten zu erhalten.

    Wo gibt es Hilfe und Informationen?

    Beratung und Informationsmaterial erhalten Interessierte beim NABU Land Hadeln im Hadler Forum in Otterndorf sowie im NABU Umweltzentrum in Cuxhaven. Außerdem bietet der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) kostenfreie Broschüren mit praktischen Tipps zur insektenfreundlichen Garten- und Freiraumgestaltung an.

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    Tamina Francke

    Redakteurin
    Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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