Personen in Schutzkleidung gehen nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) bei Wasserbüffeln in Brandenburg über eine Weide, während Feuerwehr und Polizei das Gelände weiträumig abgesperrt haben. Foto: Patrick Pleul/dpa
Personen in Schutzkleidung gehen nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) bei Wasserbüffeln in Brandenburg über eine Weide, während Feuerwehr und Polizei das Gelände weiträumig abgesperrt haben. Foto: Patrick Pleul/dpa
"Dieses Virus ist so aggressiv"

Maul- und Klauenseuche: Welche Maßnahmen der Kreis Cuxhaven jetzt ergreift

von Maren Reese-Winne | 17.01.2025

Einen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche hat Heino Klintworth, Vorsitzender des Kreisbauernverbauernverbands Land Hadeln, noch nicht erlebt. Alles was gerade passiere, um die Bestände zu schützen, sei richtig. Das Virus sei zu tückisch.

Zum Glück sei das Geschehen in Brandenburg, wo die gefürchtete Tierseuche in einem Wasserbüffelbestand festgestellt wurde, zurzeit auf diesen einen Fall isoliert. Dennoch vertritt Heino Klintworth eine klare Meinung: "Es ist richtig, dass die Behörden so reagieren. Die Vorsichtsmaßnahmen müssen sein."

Auch wenn es so gut wie keine Beziehungen zwischen der hiesigen und der betroffenen Region gebe, sei die Verunsicherung über den ersten seit 1988 in Deutschland festgestellten Ausbruch groß, so Heino Klintworth. "Wir dürfen nicht in Leichtfertigkeit verfallen. Dieses Virus ist so aggressiv und hält sich so lange auf Kontaktflächen und im Boden, das darf nicht verschleppt werden." Daher müssen auch die Vorsichtsmaßnahmen so brachial sein, wie sie angeordnet worden seien. Auch wenn große Viehbestände präventiv gekeult werten müssten.

Virus kann Jahre überleben

Laut Kreis-Veterinäramt kann das Virus im Erdboden, Abwässern oder Jauche sowie gefroren oder eingetrocknet (in Haaren, Kleidern, Schuhen, Heu …) über Monate bis Jahre infektiös bleiben. Übertragen wird das Virus direkt zwischen den Tieren (über Sekrete oder Ausscheidungen) oder indirekt über Fahrzeuge, Geräte, Schuhe und Kleidung. Auch eine Übertragung über die Luft ist möglich.

Heino Klintworth, Vorsitzender des Landvolks Land Hadeln-Cuxhaven. Foto: Kramp

Grund zur Panik besteht für Heino Klintworth jedoch nicht, zumal das Virus für Menschen nicht gefährlich sei und sich bislang keine Ausbreitung andeute. Er unterstützt die Aufrufe der Behörden und des Landvolks zur erhöhten Wachsamkeit. Auf keinen Fall sei es angebracht, beispielsweise in der betroffenen Region auf die Jagd zu gehen. Denn die mögliche Ausbreitung durch Wildtiere (selbst Igel können erkranken) sei eine Unbekannte, so Klintworth. Die betroffene Weide in Brandenburg werde nun großflächig eingezäunt und mit Branntkalk abgestreut, den Wildtiere nicht übertreten könnten.

Preisverfall ist sofort spürbar

Direkt betroffen sei die hiesige Landwirtschaft schon jetzt durch den Preisverfall, vor allem für Schweinefleisch. Hintergrund: Viele Nationen haben die Einfuhr von Fleisch aus Deutschland umgehend nach Bekanntwerden des Ausbruchs gestoppt. "Ob Schweinepest oder Maul- und Klauenseuche: Beides führt immer zu einer Verwerfung auf den Märkten", unterstreicht der Landwirt, "die Handelsströme sind in Unordnung, die Lieferketten brechen zusammen. Das merken wir sofort." Rinder könnten unter solchen Umständen noch einige Wochen länger  - bis zu einer Stabilisierung der Lage - im Stall gehalten werden. Die weltweit starken Sicherheitsvorkehrungen gegen die Verbreitung der gefürchteten Tierseuche seien verständlich, denn jedes Ausbruchsgeschehen ziehe einen enormen wirtschaftlichen Schaden nach sich.  

Alle Übungen sind wichtig für das Handeln im Notfall

"Vielleicht können wir in zwei Wochen schon aufatmen", hofft der Bauernverbands-Vorsitzende. Bleibt die Ungewissheit: "Wie ist der ja wohl aus dem Nahen Osten kommende Erreger nach Deutschland gelangt? Hier erwarten wir von den Behörden eine zügige Beweissicherung." Allerdings bestehe derzeit keinerlei Anlass zur Behördenschelte: "Das muss man wirklich mal loben. In den letzten Jahren sind die richtigen Prozesse angeschoben worden, auch in der überregionalen Zusammenarbeit der Kreise und Veterinärämter." Großangelegte Notfallübungen seien wichtig gewesen, damit im Fall der Fälle die Räder ineinandergriffen, so wie es auch gerade geschehe.

Unternehmer tragen eine hohe Verantwortung

Auch das Veterinäramt des Landkreises Cuxhaven nimmt den Ausbruch sehr ernst und steht in engem Kontakt mit der Tierärzte- und Jägerschaft. "Bei der MKS handelt es sich um eine gelistete Seuche nach dem europäischen Tiergesundheitsrecht. Daraus ergibt sich, dass Unternehmer verantwortlich für die Gesundheit der gehaltenen Tiere, die Minimierung des Risikos hinsichtlich der Ausbreitung von Seuchen und eine gute Tierhaltungspraxis sind und gegebenenfalls geeignete Maßnahmen zum Schutz vor biologischen Gefahren in Bezug auf gehaltene Tiere und Erzeugnisse ergreifen", heißt es vonseiten der Veterinärbehörde. Die Betriebe sollten ihre Biosicherheitskonzepte aktualisieren und bei Bedarf weitere Maßnahmen mit ihrem Hoftierarzt absprechen.

Die Leiterin des Bereichs Veterinärwesen, Dr. Isabell Tolmien-Burfeindt, hat außerdem ausführlich auf Fragen unserer Redaktion geantwortet und sagt: "Aktuell kann man nicht vorsichtig genug sein." Zu möglichen Einschränkungen im Publikumsverkehr auf landwirtschaftlichen Betrieben vertritt sie die Meinung, dass Tierhalterinnen und Tierhalter ihre Biosicherheitsmaßnahmen erneut überprüfen und gegebenenfalls anpassen und verschärfen sollten. Das schütze die Tierbestände und könne sehr große wirtschaftliche Folgen für den eigenen, aber auch Betriebe in der Umgebung abwenden.rch das neue Tiergesundheitsrecht der Europäischen Union (EU) stehen Tierhalter zudem in der Verantwortung, "Maßnahmen zum Schutz vor biologischen Gefahren" sicherzustellen. Dazu gehörten auch Verfahren, die regelten, wie Tiere, Personen und Fahrzeuge in den Betrieb gelangten oder wie Ausrüstung benutzt werde. Betriebseigene Schutzkleidung, Hygieneschleusen und Desinfektionsmöglichkeiten seien allen Betrieben zu empfehlen

Keine Restriktionen für Wochenmärkte.

Wochenmärkte könnten wie gewohnt stattfinden. Bei bestimmten Veranstaltungen/Versammlungen von Landwirtinnen und Landwirten könnten Maßnahmen wie Desinfektionsmatten vor dem Eingangsbereich sinnvoll sein. "Zum einen steigern solche Maßnahmen die Sensibilität der Bevölkerung und insbesondere der Tierhalterinnen und Tierhalter und zum anderen ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass unter dem Schuhwerk Viren oder Bakterien anhaften."

Auch Jägerinnen und Jäger sollen aktuell besondere Vorsicht walten lassen. Eine Übertragung über Ausrüstung, Autos und/oder Personen sei sehr wahrscheinlich. "Insbesondere, wenn man vor Feststellung des Ausbruches noch in Brandenburg zur Jagd war, sollte man sämtliche Ausrüstung gründlich desinfizieren und aktuell auf das Jagen verzichten", appelliert die Veterinärin.

Auch, wenn viele Länder Restriktionen für Importe aus Deutschland ausgesprochen hätten, bestehe für Verbraucher keine Risiken. International gehe es darum, den Eintrag des Virus in die Tierbestände und damit wirtschaftliche Schäden zu vermeiden.

Wichtig für Privatleute: "Die MKS kann über Menschen oder nicht empfängliche Tiere indirekt übertragen werden, daher gehört zu jeder Tierseuchenbekämpfung zum Beispiel auch eine Schadnagerbekämpfung." Auch Haustierhalterinnen und -Halter sollten sich zu dem Thema Tierseuchen und MKS informieren. Haustiere, auch Geflügel, sollten grundsätzlich von Wildtieren und fremden Tierbeständen ferngehalten werden sollen. Das helfe, der Ausbreitung jeglicher Tierseuche vorzubeugen

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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