Michael Hasselmann ist am Montag offiziell in sein Amt als Leiter der Polizeiinspektion Cuxhaven eingeführt worden. Foto: Kuczorra
Michael Hasselmann ist am Montag offiziell in sein Amt als Leiter der Polizeiinspektion Cuxhaven eingeführt worden. Foto: Kuczorra
Neuer Polizeichef

Michael Hasselmann: "Wir sind Garanten für Sicherheit im Landkreis Cuxhaven"

von Ulrich Rohde | 22.01.2024

Michael Hasselmann ist als neuer Leiter der Polizeiinspektion Cuxhaven offiziell ins Amt eingeführt worden. Im Interview gibt er unter anderem Auskunft über seinen Führungsstil und seine Ziele für die Polizeiarbeit in den kommenden Jahren.

Herr Polizeidirektor Hasselmann, erst im April vorigen Jahres waren Sie nach Cuxhaven als Leiter Einsatz zur Polizeiinspektion zurückgekehrt. Nur kurze Zeit später wurden Sie designierter Leiter der Inspektion. Wie haben Sie auf die Ernennung reagiert?

Gerne möchte ich zunächst einmal auf die Anrede mit Dienstgrad verzichten. Das ist nämlich bereits Teil dessen, wofür ich stehen möchte, ein modernes Miteinander auf Augenhöhe, das in die Zeit passt. Ich habe bereits im Jahr 1992 im Streifendienst beim damaligen Polizeirevier Schiffdorf meinen Dienst im Landkreis Cuxhaven angetreten. Zudem wohne ich seitdem im Landkreis Cuxhaven, übrigens gar nicht so weit weg von unserer Innenministerin Daniela Behrens. Jetzt nach 31 Jahren als Bewohner unseres Landkreises die Leitung dieser Inspektion zu übernehmen, bedeutet mir sehr viel. Es fühlt sich gut und richtig an, wie eine Klammer, die sich schließt. Zudem blicke ich mit einer positiven Zukunftsperspektive auf die Aufgaben, die nun vor meinen Mitarbeitenden und mir liegen.

In Ihrer langen Laufbahn als Polizeibeamter haben Sie zahlreiche Stationen durchlaufen. Zuletzt waren Sie Referent für Strategie und Führung im Landespolizeipräsidium in Hannover. Welche Erfahrungen und Erkenntnisse nehmen Sie mit in Ihre neue Funktion?

Ich habe mich knapp sieben Jahre sehr intensiv mit der Weiterentwicklung unserer Landespolizei Niedersachsen befasst. Die Strategie ist dabei das Instrument, welches zur Anwendung kommt, was aber natürlich für die Mitarbeitenden vor Ort kaum greifbar und weit weg von den täglichen Aufgaben erscheint. Ich halte es dennoch für elementar, als Organisation eine konkrete Vorstellung davon zu haben, wohin man sich entwickeln möchte. Das gilt für eine Großorganisation, wie sie die Polizei Niedersachsen mit etwa 24.000 Mitarbeitenden ist, ebenso, wie für eine Polizeiinspektion Cuxhaven mit mehr als 400 Mitarbeitenden. Insofern wird es auch hier mein Antrieb sein, uns als Polizei in Stadt und Landkreis Cuxhaven in einem Netzwerk mit unseren Partnerinnen und Partnern weiterzuentwickeln. Das wird aber natürlich nicht ohne die Mitarbeitenden gehen. Beteiligung, Transparenz und kritischer Diskurs sind mir daher unverzichtbare Wesensmerkmale unserer täglichen Zusammenarbeit.

Sicherheit und Präsenz der Polizei in der Öffentlichkeit sind schon immer ein großes Thema in der Bevölkerung. Häufig herrscht eine Diskrepanz zwischen gefühlter Zunahme von Straftaten und den tatsächlichen Zahlen. Welche Situation haben Sie im Bereich der Inspektion vorgefunden?

Zunächst einmal möchte ich betonen, dass ich eine aus meiner Perspektive sehr gut aufgestellte Polizeiinspektion von meinem Vorgänger Arne Schmidt übernehmen durfte. Die tatsächliche Kriminalitätslage in der Polizeiinspektion Cuxhaven bewegt sich in den letzten Jahren - sieht man einmal von der Corona-Zeit ab - mit natürlichen Schwankungen auf gleichbleibendem Niveau. Ich habe allergrößtes Verständnis dafür, wenn insbesondere nach drei aufsehenerregenden Straftaten mit äußerst schwerwiegenden Folgen, die wir in der Weihnachtswoche in Cuxhaven erleben mussten, sofort ein Unsicherheitsgefühl unter unseren Bürgerinnen und Bürgern aufkommt. Und ganz ehrlich: das hat uns natürlich auch erschrocken und betroffen gemacht, war aber in dieser Häufung eine absolute Ausnahme. Aber das ist genau das, was Sie meinen: das löst naturgemäß gewisse Sorgen, vielleicht sogar Ängste aus. Aber tatsächlich kann ich da mehr als beruhigen. In Stadt und Landkreis Cuxhaven leben unsere Bürgerinnen und Bürger nach wie vor sehr sicher. Und das soll natürlich auch zukünftig so bleiben. Und nebenbei bemerkt, haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch sämtliche Tatverdächtigen zu den drei genannten Delikten postwendend ermittelt und diese vorläufig festgenommen. Eine kompetente Polizei ist Garant für die Gewährleistung des Individualbedürfnisses nach Sicherheit, welches uns alle umtreibt. Dessen sind wir uns stets bewusst.

Sie sehen sich selbst als Vertreter eines modernen, kooperierenden Führungsstils. Welche konkreten Strategien der Personalführung haben die Kolleginnen und Kollegen in den Dienststellen zu erwarten?

Ich habe im Landespolizeipräsidium über ein Jahr lang als verantwortlicher Projektleiter unter größtmöglicher Beteiligung auch der Mitarbeitenden an der Entwicklung der zukünftigen Anforderungen an Personalführung in der Polizei Niedersachsen gearbeitet, die im März der Polizeiöffentlichkeit vorgestellt werden. Zudem bin ich als Vertreter der Polizei Niedersachsen in der Arbeitsgemeinschaft Führung auf Bund-/Länderebene gemeinsam mit einer Vertreterin des Bundeskriminalamtes ebenfalls in der Projektleitung für die Weiterentwicklung des Führungsverständnisses sämtlicher Polizeien auf Bundesebene verantwortlich gewesen. Insofern ist es mir ein zentrales Anliegen, das Thema Führung auch in der Polizeiinspektion Cuxhaven anzugehen. Wir tun das, indem wir bereits im Januar mit den Führungskräften der Polizeiinspektion Cuxhaven einen zweitägigen Workshop durchführen. Und hier wird es um die Themen Wertschätzung, Selbstreflektion, Beteiligung, Achtsamkeit und andere gehen, an denen wir gemeinsam arbeiten werden. Ich bin selbst sehr gespannt.

Wie in vielen anderen Bereichen, steht auch der Polizei ein Generationswandel ins Haus. Die Babyboomer verabschieden sich in den Ruhestand. Welche Auswirkungen hat das auf den Personalstand der Inspektion? Rücken genügend Nachwuchskräfte nach, um die Lücken zu füllen?

Der Generationenwandel betrifft wie alle Organisationen auch die Polizeiinspektion Cuxhaven, wobei "betrifft" an dieser Stelle viel zu negativ klingt. Junge Menschen tun unserer Organisation sehr gut. Sie bringen frische Ideen mit und haben einen anderen Blick auf die Dinge. Das ist mitunter sehr befruchtend und hilft, alte Zöpfe abzuschneiden. Von daher sind mir auch die jungen Menschen in der PI Cuxhaven sehr willkommen, wobei es mir um jede und jede/n ältere/n Kollegin/en leidtut, die/der uns verlässt. Durch unsere Randlage in der Polizeidirektion Oldenburg ist es schon immer eine besondere Herausforderung gewesen, Personal zu gewinnen und dieses auf Dauer an uns zu binden. Deshalb haben wir unsere diesbezüglichen Anstrengungen noch mal deutlich verstärkt. Erstmalig haben wir im letzten Jahr beim Deichbrand-Festival mit immerhin 60.000 Besucherinnen und Besuchern eine großangelegte Nachwuchsgewinnungs-Kampagne im Zusammenwirken mit der Polizeiakademie Niedersachsen durchgeführt, die sich sehr positiv auf die Einstellungszahlen ausgewirkt hat. Wir haben in unserer Region Alleinstellungsmerkmale, die jährlich eine große Anzahl von Urlauberinnen und Urlaubern zu uns führen. Und das ist auch Teil der Besonderheit, wenn Mitarbeitende den Weg zu uns in die Polizeiinspektion Cuxhaven finden, nämlich dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Zudem arbeiten wir sehr teamorientiert und sind die Garanten für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger. Hierin sehen viele unserer Mitarbeitenden einen tiefen Sinn, der beflügelt. Und so geht es mir auch. Um die Personalstärke in der Polizeiinspektion Cuxhaven muss sich insofern niemand Sorgen machen, jede und jeder darf aber trotzdem gerne Nachwuchswerbung für uns machen.

Auch Polizeibeamtinnen und -beamte sehen sich zunehmenden Angriffen ausgesetzt. Um das potenzielle Gewaltpotenzial zu reduzieren, werden vielerorts Bodycams, kleine, am Körper getragene Kameras, im Streifendienst eingesetzt. Wie stehen Sie zu dieser Maßnahme?

Ich habe eine grundsätzlich positive Haltung zum Einsatz von Bodycams, weil sie in einer von Anspannung und Aggression begleiteten Einsatzsituation durchaus ihre deeskalierende Wirkung entfalten können. Dem Einsatz der Bodycam geht stets eine Ankündigung derselben voraus. Das kann in vielen Einsatzsituationen unser Gegenüber beschwichtigen und macht so deutlich einschneidendere Maßnahmen entbehrlich. Natürlich sind wir uns des Umstandes bewusst, dass wir mit der Aufzeichnung auch die Grundrechte der Menschen tangieren. Daher kommt diese auch nur unter den entsprechenden rechtlichen Voraussetzungen und im Rahmen einer Prüfung der Verhältnismäßigkeit zum Einsatz.

Sie waren zu Beginn Ihrer Laufbahn einige Jahre auf einer kleinen Polizeistation in Hagen im Bremischen. Wird es diese Form der polizeilichen Präsenz auf dem Land mit sehr wenigen Beamten, den berühmten "Dorfpolizisten", auch in absehbarer Zukunft noch geben?

Sie sprechen ganz konkret meine frühere Verwendung bei der Polizeistation Hagen an, aus der eine enge Freundschaft mit einem Kollegen hervorgegangen ist, die bis heute trägt. Und mal so als kleine Randnotiz: dieser Kollege war, als ich 1996 zur Polizeistation Hagen kam, schon zehn Jahre dort und er ist heute immer noch da. Ich werde ihn im nächsten Jahr pensionieren dürfen, was mir eine besondere Ehre sein wird. Aber allein daran wird deutlich, wie wichtig für unsere Bürgerinnen und Bürger, aber oft auch für unsere Ermittlungserfolge, die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen vor Ort ist. Sie sind vor Ort bekannt, da und ansprechbar. Man vertraut sich ihnen an, weil man sie oftmals lange Jahre kennt, das ist Gold wert. Und dennoch müssen wir mit unseren Personalressourcen verantwortungsbewusst umgehen, was auf Basis belastungsorientierter Personalverteilung im Einzelfall auch mal Personalreduzierungen nach sich ziehen kann. Durch die sich fortentwickelnde Möglichkeit der Online-Anzeige nutzen mittlerweile auch weniger Menschen die Polizeistationen vor Ort. Ich darf Ihnen aber versichern, dass es Polizeistationen an den unseren Bürgerinnen und Bürgern bekannten Standorten in Stadt und Landkreis Cuxhaven auch zukünftig geben wird.

Sichtbarstes Symbol der Polizei in Cuxhaven ist der gerade entstehende Neubau des Inspektionsgebäudes. Was erwarten Sie sich von der räumlichen Veränderung?

In allererster Linie erwarte ich hiervon eine Zusammenführung unserer disloziert untergebrachten Kolleginnen und Kollegen an einem Standort in Cuxhaven. Das wird unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihre Arbeit erleichtern, weil wir wieder direkt beieinander sind und über kurze Wege schneller und einfacher miteinander kommunizieren können. Wenngleich mobiles Arbeiten bei uns natürlich als Folge des Wandels unserer Arbeitswelt ein großes Thema ist, bleibt das persönlich gesprochene Wort für mich doch von unschätzbarem Wert. Darüber hinaus warten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Cuxhaven schon sehr lange auf einen Neubau. Die Raumbedarfsplanung stammt aus dem Jahr 2009, das macht deutlich, wie lange schon. Es ist einfach eine Form der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden und geht einher mit einer Attraktivitätssteigerung einer Polizeiinspektion Cuxhaven - das darf man nicht außer Acht lassen - nämlich Menschen mit dem Anspruch einer modernen Organisation auch dementsprechend unterzubringen. Und genau das werden wir mit dem Neubau und der anschließenden Sanierung unseres Altbaus dann auch bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar und weiß dies auch sehr zu schätzen. Auch und insbesondere unserer Ministerin Frau Behrens, die uns in der Woche vor Weihnachten noch grünes Licht gegeben hat für etwaige nachträgliche Planungsänderungen zur Flächengestaltung, die eine kollaborative Zusammenarbeit genauso wie den Organisationsbereich übergreifenden Austausch stärken.

Was möchten Sie am Ende Ihrer dienstlichen Laufbahn - Sie werden in rund sieben Jahren pensioniert - rückblickend über Ihre Zeit als Inspektionschef sagen können?

Ich wünsche mir, dass meine Mitarbeitenden rückblickend sagen, mit unserem Chef geht ein Mensch, der uns auch als Menschen wahrgenommen und geführt hat. Das wäre mir mit weitem Abstand das Wichtigste. Darüber hinaus wäre ich besonders zufrieden, wenn der Blick unserer Bürgerinnen und Bürger auf ihre Polizeiinspektion Cuxhaven ein positiver wäre, wenn ich also mit den mir anvertrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen wichtigen Beitrag für das Sicherheitsempfinden unserer Bürgerinnen und Bürger leisten konnte.

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Ulrich Rohde

Redaktionsleiter
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

urohde@no-spamcuxonline.de

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