Die Zukunft der Bundeswehr steht vor einem entscheidenden Wendepunkt: Bis 2035 soll die Truppe auf 260.000 aktive Soldatinnen und Soldaten anwachsen. Foto: dpa/Stratenschulte
Die Zukunft der Bundeswehr steht vor einem entscheidenden Wendepunkt: Bis 2035 soll die Truppe auf 260.000 aktive Soldatinnen und Soldaten anwachsen. Foto: dpa/Stratenschulte
Bundeswehr

Neues Wehrdienstmodell: Das sagen junge Menschen aus dem Kreis Cuxhaven über Pläne

von Christian Mangels | 19.11.2025

Der seit Monaten schwelende Streit um das Wehrdienstgesetz ist beigelegt. Jetzt ist klar: Alle 18 Jahre alten Männer müssen künftig zur Musterung. Das Vorhaben der Regierung löst bei Jugendlichen im Kreis Cuxhaven ein unterschiedliches Echo aus. 

Ab nächstem Jahr werden junge Männer in Deutschland wieder gemustert. Darauf haben sich CDU und SPD nach langem Ringen geeinigt. Auch eine sogenannte "Bedarfswehrpflicht" hat die Koalition auf den Weg gebracht. Wenn Freiwillige fehlen, entscheidet der Bundestag, ob junge Männer per Losverfahren zum Dienst verpflichtet werden. Mit anderen Worten: Die Musterungspflicht ist ganz - und die Wehrpflicht halb zurück in Deutschland. Was halten junge Menschen davon? Wir haben uns im Gymnasium Otterndorf bei Jugendlichen der Jahrgänge 2008 und 2009 umgehört.

Oliver Wichers (17) ist "nicht erfreut" über das neue Wehrdienstmodell. Foto: Mangels

Oliver Wichers aus Osten-Isensee (17) ist "nicht erfreut" über das neue Wehrdienstmodell und findet es nicht richtig, zur Musterung gezwungen zu werden. Eine mögliche Wehrpflicht würde ihn auf seinem beruflichen Weg - Oliver möchte zur Polizei - ausbremsen, befürchtet er. Dass es nicht gelingt, eine Berufsarmee ohne Wehrpflichtige aufzubauen, bezeichnet er als "Trauershow".

Für junge Menschen sei die drohende Wehrpflicht ein "extremer Einschnitt in ihr Leben", sagt Jokim Wolf (16). Foto: Mangels

Dass Deutschland eine starke Armee braucht, darüber gibt es bei Jokim Wolf aus Otterndorf keinen Zweifel. "Man muss die geopolitische Lage auf der Welt akzeptieren", sagt der 16-Jährige. Aber dass die jungen Menschen zur Erreichung dieses Ziels "verstaatlicht" werden sollen, findet er nicht richtig. Für sie sei die drohende Wehrpflicht ein "extremer Einschnitt in ihr Leben". Wolf findet: Der Staat sollte dem Menschen dienen, nicht der Mensch dem Staat. Statt Wehrpflichtige zu rekrutieren, sollte Geld in die militärische Intelligenz und eine Freiwilligenarmee gesteckt werden.

Tonia Wiegand (17) versteht nicht, warum alle 18-jährigen Männer zur Musterung geschickt werden, Frauen aber nicht. Foto: Mangels

Warum eigentlich nur die Männer? Das will die Otterndorferin Tonia Wiegand (17) wissen. Die Gymnasiastin versteht nicht, warum alle 18-jährigen Männer zur Musterung geschickt werden, Frauen aber nicht. "Wo bleibt denn da die Gleichberechtigung?" Tonia interessiert sich schon seit einiger Zeit für die Bundeswehr und kann sich eine berufliche Zukunft bei der Luftwaffe vorstellen: "Ich liebe Fliegen."

Auch Oskar Wolf (16) aus Geversdorf und Vitus Hagen Fischer (17) aus Otterndorf denken über eine Laufbahn bei der Bundeswehr nach. Gerade in diesen brenzligen Zeiten sei es wichtig, etwas für Deutschland zu tun, findet Vitus. Oskar spricht sich klar für eine Wehrpflicht aus, "aber dann bitte auch für die Frauen".

Hannes Kindler (16) aus Otterndorf will nach dem Abitur studieren und nicht zur Bundeswehr. Foto: Mangels

Hannes Kindler (16) aus Otterndorf will nicht zur Bundeswehr. Für ihn ist das Risiko angesichts der aktuellen Bedrohungslage zu groß. Er will nach dem Abitur studieren - was genau, weiß er allerdings noch nicht genau.

"Ich sehe mich auf keinen Fall im Krieg", erklärt Clemens Buck (16) aus Steinau, der das neue Wehrdienstmodell sehr kritisch sieht. Statt junge Menschen zum Wehrdienst zu zwingen, sollte man lieber Geld in die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr investieren. "So könnte man der Bundeswehr als Arbeitgeber mehr Aufmerksamkeit verschaffen."

"Ich sehe mich auf keinen Fall im Krieg", erklärt Clemens Buck (16) aus Steinau. Foto: Mangels

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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