Millionen-Investition in Leitstelle: Aber Stadt Cuxhaven glänzt durch Abwesenheit
Seit über zehn Jahren werden Notfall- und Feuerwehreinsätze im Landgebiet des Cuxlandes, im Kreis Osterholz und in Bremerhaven über eine Leitstelle koordiniert. Nicht mit dabei ist die Stadt Cuxhaven, die ihr eigenes Ding durchzieht. Warum?
Die sogenannte "Integrierte Regionalleitstelle (IRLS) Unterweser-Elbe" ist 2013 offiziell in Betrieb gegangen. Sämtliche Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze aus den Landkreisen Cuxhaven (ohne Stadt Cuxhaven) und Osterholz sowie der Stadt Bremerhaven werden in dieser Leitstelle koordiniert und disponiert. Standort ist die Feuer- und Rettungswache der Feuerwehr Bremerhaven.
Anlaufschwierigkeiten beim Leitstellen-Start
Es war damals ganz gewiss kein Start ohne Probleme, sondern er sorgte angesichts der Anlaufschwierigkeiten häufiger für Schlagzeilen in den lokalen Medien und für Unruhe beim Personal. Mittlerweile haben sich die Wogen jedoch weitgehend geglättet - so zumindest der öffentliche Eindruck. Anfang des Jahres 2013 stellten die bis zu diesem Zeitpunkt zuständigen Leitstellen im Kreishaus Cuxhaven sowie in Osterholz ihren eigenständigen Betrieb ein. Seitdem läuft die Koordinierung mehr oder minder geräuschlos in Bremerhaven zusammen. Die Versuche, auch die Stadt Cuxhaven dazu zu bewegen, in einen gemeinsamen Leitstellen-Betrieb einzusteigen, schlugen fehl. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Frage, warum sich die Stadt den "Luxus" einer eigenen Leitstelle gönnt, steht aber - damals wie heute - noch im Raum.
Hohe Summen für technische "Aufrüstung"
Bei der jüngsten Sitzung des zuständigen Fachausschusses des Landkreises Cuxhaven sorgte das Thema jedoch wieder für Gesprächsstoff. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der gemeinsamen Leitstelle der zwei Kreise und der Stadt Bremerhaven vor über zehn Jahren ging es um die Versorgung von knapp 400.000 Bürgerinnen und Bürgern. 600.000 bis 700.000 Menschen sollten es - so zeigt sich inzwischen bei einem Blick auf die Leitstellen-Landschaft in Niedersachsen - aber eigentlich sein, wenn man die Effektivität als Maßstab anlegt.
Landkreis sucht weitere Partner
Daher geht der Landkreis Cuxhaven auch auf die Suche nach weiteren Partnern. Nicht ohne Grund: Allein knapp vier Millionen Euro sind für die notwendige technische Aufrüstung - dazu zählen insbesondere die "Standadisierte Notrufabfrage" und ein "Kommunikations-Management-System" - notwendig. Hinzu kommen Investitionen in den Ausbau der "Telenotfallmedizin", die besonders angesichts der ausgedünnten Arzt- und Notarztsituation im Landgebiet notwendig ist.
In diesem Bereich hat sich die Leitstelle an einem "Interessenbekundungsverfahren" des Landes Niedersachsen beteiligt, um - ähnlich wie in Goslar und Hannover - von einer solchen Förderung zu profitieren. Die Telenotfallmedizin soll ermöglichen, dass bei Notfalleinsätzen die Teams vor Ort mit einem Notarzt kommunizieren und handeln können, auch wenn dieser nicht vor Ort ist. "Wir hoffen auf einen Zuschlag bei unserer Bewerbung", sagt Dezernent Michael Take.
"Zweitkleinste Leitstelle" in Niedersachsen
Deutlich wurde das Interesse bei der Fachausschuss-Sitzung des Landkreises, dass sich möglichst auch in der Stadt Cuxhaven die Erkenntnis durchsetzt, sich an der bestehenden Leitstelle in Bremerhaven zu beteiligen. Die Stadt verfüge - so hieß es - nur noch über die "zweitkleinste Leitstelle" im Land Niedersachsen.
Im Cuxhavener Kreishaus ist man dagegen durchaus bereit, auch über größere Einheiten und Gebiete nachzudenken. Dezernent Take antwortete auf die Frage im Ausschuss, ob möglicherweise auch die Einbindung in andere Systeme denkbar wäre, offensiv: "Es ist alles denkbar. Wir würden nur gerne mit unseren Partnern in Bremerhaven und Osterholz auch weiterhin zusammenarbeiten, weil es sich bewährt hat. Aber wir sind grundsätzlich offen für weitere Überlegungen, die einen größeren Bereich betreffen."
In der Stadt Cuxhaven scheint dies kein Thema zu sein. Bezüglich der "Integrierten Rettungsleitstelle Unterweser-Elbe" gab es auf Anfrage unserer Redaktion lediglich die Nachricht, dass "die Stadt Cuxhaven möglichen Gesprächen" offen gegenüberstehen würde. "Zu Einzelheiten können wir aber natürlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts sagen, da es sie nicht gibt", so Pressesprecher Marcel Kolbenstetter.