Müllsäcke stapeln sich am Straßenrand im Cuxland nach dem Warnstreik der Nehlsen-Beschäftigten. Nun sollen sie wieder abgeholt werden. Symbolbild: dpa/Sauer
Müllsäcke stapeln sich am Straßenrand im Cuxland nach dem Warnstreik der Nehlsen-Beschäftigten. Nun sollen sie wieder abgeholt werden. Symbolbild: dpa/Sauer
Streit um Tarifvertrag

Müllabfuhr im Kreis Cuxhaven nach Streik wieder unterwegs - Lage bleibt angespannt

von Lennart Keck | 27.02.2025

Der Warnstreik bei der Firma Nehlsen ist ausgesetzt. Die Müllabfuhr nimmt ihren Dienst im Kreis Cuxhaven wieder auf, doch die Lage bleibt angespannt. Arbeitnehmer müssen wohl mit Folgen für den Streik rechnen.

"Der Warnstreik bei der Firma Nehlsen ist beendet. Die Abfalltonnen sollen noch im Laufe dieser Woche geleert werden." Das vermeldete der Landkreis Cuxhaven am Mittwochabend (26. Februar 2025). Tatsächlich sei der Streik aber lediglich ausgesetzt, berichtete Verhandlungsführer Pit Eckert und Sprecher der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) auf Anfrage unseres Medienhauses am Donnerstag und ergänzte: "Der Streik kann jederzeit wieder aufkommen."

Mit dem Aussetzen des Warnstreiks wolle man der Arbeitgeberseite signalisieren, dass "wir durchaus auch in einen unbefristeten Streik gehen können, wenn sie sich weiterhin weigern, mit uns ernsthafte Tarifverhandlungen zu führen."

Ab Freitag (21. Februar 2025) blieb der Müll liegen, nachdem die Gewerkschaft die Beschäftigten des Entsorgungsunternehmens Karl Nehlsen am Standort Loxstedt zum Warnstreik aufgerufen hatte. Betroffen waren bis Dienstag rund 20.000 Haushalte im Cuxland.

Tarifverhandlungen seit November

Seit November vergangenen Jahres versucht die Gewerkschaft, für die Nehlsen-Beschäftigten einen Tarifvertrag abzuschließen, der die bisherige Lohnlücke von 300 bis 500 Euro im Monat schließen soll. Außerdem will Verdi für auskömmliche Renten und geregelte Arbeitsbedingungen sorgen. Doch das Unternehmen handle unkooperativ und sei nicht zu ernsthaften Tarifverhandlungen bereit, beklagte Verdi-Sprecher Eckert.

Man wolle nun eine Reaktion abwarten. "Wenn wieder keine Angebote auf den Tisch gelegt werden, die verhandlungsfähig sind, dann müssen wir natürlich weiter streiken”, versichert er. Zum zeitlichen Horizont konnte Pit Eckert am Donnerstag noch nichts sagen.

Höhere Gehälter würden sich auf die Gebühren auswirken

Im Gespräch mit der Nordsee-Zeitung äußerte sich Oliver Groß, Vorstandsvorsitzender der Nehlsen GmbH, zu den Vorschlägen der Gewerkschaft: "Wir haben die Löhne gerade erst Anfang des Jahres um neun Prozent erhöht und sogar die Corona- und Inflationsprämien voll ausgezahlt. Wir sind ein guter Arbeitgeber." Die Forderung nach einem Tarifvertrag mit Weihnachtsgeld würde allerdings eine zusätzliche Gehaltserhöhung von bis zu 20 Prozent bedeuten. Die höheren Gehälter müssten letztlich in Form von höheren Gebühren an die Verbraucher weitergegeben werden.

Arbeitgeber drohe mit Abmahnungen

Maßnahmen gegen die Streikenden solle es nicht geben. Allerdings, so Groß, baue man darauf, dass die Mitarbeiter nach dem Streik auch zu Überstunden und Samstagsarbeit bereit sind. Doch Verdi-Sprecher Pit Eckert kennt die Sicht der Beschäftigten: "Dazu sind sie im Moment nicht bereit, was völlig verständlich und nachvollziehbar ist."

Entsprechend droht der Arbeitgeber laut Eckert derzeit mit Abmahnungen, wenn keine Überstunden geleistet werden. "Das geht natürlich nicht. Es gibt ein Maßregelungsverbot", so der Verhandlungsführer. "An der Streikteilnahme darf man nicht gehindert werden und man darf auch nicht mit Nachteilen belegt werden und deswegen nehmen wir das mit völligem Unverständnis zur Kenntnis." Auf ihrer Website stellt die Gewerkschaft klar: "Die Beschäftigten sind nicht verpflichtet, streikbedingte Überstunden zu leisten."

Müll wird wieder abgeholt

Von einer Mitarbeiterin der Entsorgungsfirma heißt es bezüglich des liegen gebliebenen Mülls: "Unsere Fahrer sind jetzt im Einsatz und holen alles schnellstmöglich ab." Betroffene Haushalte sollen ihre Säcke und Tonnen an der Straße stehen lassen.

Von Jan Iven und Lennart Keck

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