
Nach Nitrat-Urteil: Wie gut ist das Trinkwasser im Kreis Cuxhaven?
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen müssen mehr gegen die Nitratbelastung an der Ems tun. Das hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden. Das Urteil wirft die Frage auf, wie es um die Qualität des Wassers im Kreis Cuxhaven bestellt ist.
Die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen müssen das Maßnahmenprogramm Ems nachbessern, um die Nitratwerte im Grundwasser zu senken. Das hat das Bundesverwaltungsgericht am Donnerstag entschieden und verwarf damit die Revision gegen ein Urteil des niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts, das die Deutsche Umwelthilfe erwirkt hatte.
Im Flussgebiet der Ems werden die erlaubten Höchstwerte für Nitrat an Grundwassermessstellen vielfach überschritten. Die Belastung wird auf eine intensive Düngung etwa mit Gülle in den vergangenen Jahrzehnten zurückgeführt.
Die Deutsche Umwelthilfe erwartet von dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts eine Signalwirkung für den Gewässerschutz in ganz Deutschland: Werden jetzt strengere Auflagen für den Düngereinsatz und Obergrenzen für die Tierhaltung eingeführt? Auch im Kreis Cuxhaven, der stark landwirtschaftlich geprägt ist, stellt sich die Frage, wie es um die Qualität des Trinkwassers bestellt ist.
Qualität beim Wasserverband Wingst ist sehr gut
Sören Raap, Geschäftsführer des Wasserverbands Wingst, gibt Entwarnung: "Die Trinkwasserqualität beim Wasserverband Wingst ist sehr gut." Der Wasserverband Wingst versorgt rund 40.000 Einwohner mit Trinkwasser und betreibt zwei Wasserwerke, eines in der Wingst und eines in Dulonsberg. Im Bereich des Wasserwerks Wingst liegt der Nitratgehalt im Mittel unter zehn Milligramm pro Liter (mg/l). Der gesundheitliche Orientierungswert beträgt 50 mg/l. "Da sich das Einzugsgebiet hauptsächlich in einem Waldgebiet befindet, sind hier die Nitrateinträge gering", sagt Raap.
Etwas anders sieht es beim Wasserwerk Dulonsberg aus. Dort gibt es viele landwirtschaftliche Flächen, wodurch ein höherer Nitrateintrag ins Grundwasser zu verzeichnen ist. "Hier liegt die Nitratbelastung im Mittel bei etwa 43 mg/l, was immer noch unter dem gesundheitlichen Orientierungswert liegt", erklärt Sören Raap. Um den Nitratgehalt trotzdem zu senken, wird dem Wasserwerk Dulonsberg zusätzlich Wingster Wasser beigemischt, was die Nitratkonzentration reduziert.
Im Bereich des Wasserversorgungsverbandes Land Hadeln, der rund 27.000 Einwohner mit Trinkwasser versorgt und zwei Wasserwerke betreibt, entwickelt sich die Nitratbelastung nach Angaben des Geschäftsführers Florian Heitsch in eine positive Richtung. "In unserem Versorgungsgebiet, insbesondere im Einzugsbereich des Wasserwerks Wanna, sind die Nitratwerte in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Hier liegen wir bei etwa 20 Milligramm pro Liter", sagt Heitsch. Eine ähnliche Entwicklung zeige sich in Altenwalde, wo von Anfang an eine geringe Nitratbelastung vorgelegen habe. "Grund ist die vergleichsweise geringe landwirtschaftliche Nutzung in diesem Einzugsgebiet", so Heitsch. Die Nitratbelastung liegt hier bei etwa zehn Milligramm pro Liter.
"Die Reduzierung des Nährstoffeintrages kann nur gemeinschaftlich erfolgen", sagt Florian Heitsch. Deshalb arbeiten die Wasserverbände bereits seit 1998 in einer Trinkwasserkooperation zusammen. Dort werden gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Betrieben Maßnahmen zum Grundwasserschutz erarbeitet. Die Kooperation wird durch das Land Niedersachsen gefördert. "Durch den ständigen Austausch mit den landwirtschaftlichen Betrieben, der Gewässerschutzberatung und einem Maßnahmenkatalog von freiwilligen Vereinbarungen konnten die Nitratwerte bereits signifikant gesenkt werden", erklärt Sören Raap.
Heino Klintworth, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Land Hadeln, bezeichnet höhere Nitratwerte im Grundwasser als "Sünden der Vergangenheit". Klintworth: "Hier hat die Landwirtschaft insgesamt eine Kehrtwende vollzogen, die sich schon seit längerer Zeit in den reduzierten Nitratwerten im Sickerwasser und in den Fließgewässern spiegelt." Reduzierte und genauere Düngung durch moderne Techniken würden dabei helfen, so der Vorsitzende des Kreisbauernverbands.
Also alles in Ordnung mit dem Trinkwasser im Cuxland? Die Umweltschutzorganisation VSR-Gewässerschutz beantwortet diese Frage eher kritisch. "Die Nitratbelastung im Grundwasser sinkt trotz vieler Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft", sagen die Umweltschützer. Brunnenwasser-Analysen im Kreis Cuxhaven von 2019 bis 2024 hätten ergeben, dass 12,9 Prozent der Brunnenwasserproben den Grenzwert der Nitratrichtlinie von 50 Milligramm pro Liter überschreiten. Als "besonders schockierend" wertet der Verein, dass bei 3,2 Prozent der Brunnen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l Nitrat gemessen wurden.
Die BUND-Kreisgruppe Cuxhaven führt ebenfalls regelmäßig Gewässeruntersuchungen durch. Sie lassen nach Angaben des zweiten Vorsitzenden Nobert Welker den Schluss zu, "dass die Nitratbelastung sehr kleinräumig äußerst unterschiedlich sein kann, sich dann aber mit dem Eintrag in größere Gewässer kumulativ verschlechtert." Welker nennt als Beispiel den Stinstedter See. Dort sei bei Trockenheit keine Bewässerung aus dem Weser-Elbe Kanal zulässig, da die Nitrat- und Phosphatbelastung zu hoch sei.
