
Neue Technologie gegen Handy-Sünder: So sollen Monocams die Straßen sicherer machen
Handy am Steuer - wer beim Autofahren dabei erwischt wird, muss mit einer Strafe rechnen. Bisher war es für die Polizei schwierig, dies zu überwachen. Doch nun wird Künstliche Intelligenz zur Unterstützung eingesetzt.
Klein und an Brückengeländern installiert: So sollen diese neuen Geräte - sogenannte Monocams - künftig Autofahrer erfassen, die das Handy während der Fahrt in der Hand halten. Ausreden wie etwa der schnelle Blick auf die Uhrzeit sollen dann nicht mehr gelten. Wer mit dem Mobiltelefon am Steuer erwischt wird, muss prinzipiell ein Bußgeld von 100 Euro bezahlen und kassiert einen Punkt in Flensburg.
Schon 1003 Bußgeldbescheide erlassen
Das erste Gerät war seit 2022 in Rheinland-Pfalz im Einsatz. Es sei erfolgreich getestet worden, teilte die dortige Polizei mit. Inzwischen wurden 1003 Bußgeldbescheide erlassen.
Nach dem Test soll in Rheinland-Pfalz erst mal nur ein Gerät angeschafft werden. Doch danach könnte das System dort landesweit greifen. 10.000 Fotos von Handynutzungen sind laut Experten zur Entwicklung der Software ausgewertet worden. Die Technik kann sogar verschiedene Handymodelle erfassen.
Wie das neue System funktioniert
Das Prinzip ist einfach, schildert der ADAC: "An einer Autobahnbrücke wird eine hochauflösende, schräg nach unten gerichtete Kamera angebracht, die durch die Frontscheibe in das Auto hinein fotografiert. Sie ist mobil einsetzbar und funktioniert zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter."
Die KI achtet auf Mobiltelefone im Bereich des Fahrers und auf die Haltung der Hand. Wenn beide Kriterien erfüllt sind, löst sie die Kamera aus. "Geschulte Polizisten bewerten die Bilder dann, weil nicht alle Aufnahmen eindeutig sind", so der Automobilclub. Allerdings sei das System zu 90 Prozent sicher und liefere klare Beweisfotos.
Dafür war in Rheinland-Pfalz zunächst eine Gesetzesanpassung notwendig. Denn beim Einsatz der Monocam werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Dies stellt grundsätzlich einen Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung dar. Also das Recht jeder Person, selbst über die Verwendung ihrer personenbezogenen Daten zu bestimmen.
Ausweitung auf alle Bundesländer möglich
Auch für Bremerhaven und Bremen sowie Niedersachsen könnten die Handy-Blitzer bald eingesetzt werden, vor allem auf Autobahnen. "Wir arbeiten an einer Novelle des Bremischen Polizeigesetzes", sagt René Möller, Sprecher beim Senator für Inneres. "Bremen beobachtet den Versuch in Rheinland-Pfalz und wird im Anschluss eine Bewertung vornehmen." Ähnlich handhaben es auch andere Länder.
Niedersachsen verweist darauf, dass die Landespolizei bisher nur ein Pilotprojekt mit einer sogenannten Actionkamera habe. Mit dieser Kamera können Ablenkungsverstöße dokumentiert werden. Dabei wird die Actionkamera beispielsweise an Rettungswagen angebracht, um festzuhalten, wenn keine Rettungsgasse gebildet wird. "Der wesentliche Unterschied zur Monocam ist, dass diese fest installiert ist und die Daten von KI generiert werden", erläutert Max-Frederik Röhr für das Niedersächsische Innenministerium.
"Ablenkung ist Hauptursache im Straßenverkehr"
Noch gebe es allerdings für Niedersachsen kein Betriebskonzept zu dieser Monocam aus Rheinland-Pfalz. "Ablenkung zählt zu den Hauptunfallursachen im Straßenverkehr. Darunter fällt auch die Ablenkung durch die Nutzung von Smartphones und anderen technischen Geräten zur Information, Organisation und Kommunikation. Generell ist die Landespolizei Niedersachsen dem technischen Fortschritt zugewandt und offen für neue Wege in der Verkehrsüberwachung, die der Verkehrssicherheit zuträglich sind."
Von Dirk Bliedtner