
Jerry (26) aus Liberia droht Abschiebung - obwohl er in Neuenkirchen gebraucht wird
Dem jungen Liberianer Jerry droht die Abschiebung. Er soll Neuenkirchen (Samtgemeinde Land Hadeln / Kreis Cuxhaven) und Deutschland verlassen. Dabei wird der junge Mann gebraucht. Deshalb kämpfen einige Menschen für seinen Verbleib.
So widersinnig es klingt, so ernst ist die Lage für Jeremiah Gaye (26), genannt Jerry, aus Liberia. Der voll berufstätige junge Mann soll aus Neuenkirchen verwiesen werden, obgleich das Unternehmen dringend Arbeitskräfte benötigt und kaum welche findet. Die letzte Hoffnung liegt jetzt auf der Härtefallkommission in Niedersachsen.
Jerry soll abgeschoben werden. Der Geflüchtete lebt seit November 2023 im Land Hadeln, hatte seit Sommer 2024 eine Festanstellung, bestritt von dem Einkommen sein Leben und zahlte in die Sozial- und Rentenkasse ein. Damit ist jetzt Schluss. Jetzt darf er nicht mehr arbeiten.

Von der Ausländerbehörde erhielt Jerry vorvergangener Woche die Mitteilung, dass er zum 1. November aus Deutschland ausgewiesen wird. Parallel dazu musste er mit seinem Vollzeitjob aufhören - obgleich sein Unternehmen, das Döhler-Werk in Neuenkirchen, dringend auf Arbeitskräfte angewiesen ist, wie Mitarbeiter Jens Langner gegenüber unserem Medienhaus bekräftigt.
Selbstständig um Praktikum bemüht
Jerry bemühte sich mit einem Freund im März 2024 selbstständig um einen Praktikumsplatz bei dem Unternehmen. Zuvor hatten er und der ebenfalls 26-jährige Mamadou aus Guinea einige Tage am Werktor gestanden. Als Jens Langner freundlich zurück grüßte, kam heraus, dass die geflüchteten Afrikaner gern dort arbeiten würden. Der Neuenkirchener besprach sich mit seinem Chef und der Personalabteilung. Nachdem die beiden bei der persönlichen Vorstellung einen so positiven Eindruck hinterlassen hatten, absolvierten die jungen Männer zunächst ein Praktikum, wurden dann in Absprache mit den Behörden als Helfer eingestellt und erhielten schließlich einen Festvertrag als Produktionsmitarbeiter. "Wir suchen hier händeringend nach Kräften. Jerry und Mamadou haben bewiesen, dass sie es wollen und dass sie es können. Sie sind zuverlässig und pünktlich", attestiert Jens Langner den beiden.

Damit sie morgens den Deutschkurs bei der Volkshochschule (VHS) in Otterndorf besuchen konnten, wurden sie der Spätschicht von 14 bis 22 Uhr zugeordnet. Das bedeutete zwar lange Tage und wenig Freizeit, aber Jerry und Mamadou bewiesen Durchhaltevermögen. Immer besser klappte es auch mit der Verständigung auf Deutsch, wobei Jerry den Vorteil hat, dass er auf Englisch kommunizieren kann, während Mamadou Französisch spricht. Auch Mamadou Diallos Status ist unsicher, allerdings verfügt er gegenwärtig über eine Aufenthaltsgestattung und hat anwaltliche Vertretung.
Einschreiben an die Härtefallkommission
Die ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuerin und ihr Mann (Namen sind der Redaktion bekannt), die sich seit Anfang 2024 um eine Gruppe junger Männer aus Afrika kümmern und sie auch gesellschaftlich einbinden, wenden sich per Einschreiben an die Niedersächsische Härtefallkommission. "Menschen, die so arbeitswillig und fleißig sind, können wir hier gebrauchen. Jerry gehört zu uns - und so soll es auch bleiben!", verdeutlichen sie am Ende ihres Schreibens ihre Hoffnung, dass der junge Mann nicht ausgewiesen wird.
In dem Härtefallantrag beschreiben sie unter anderem seinen beruflichen Werdegang, aber auch sein bescheidenes, dabei empathisches Wesen: "Jerry ist zurückhaltend und besonnen, er ist fleißig, ordentlich und hilfsbereit." Als das Ehepaar an einer Erkältung erkrankte, sei Jerry auf seinem Fahrrad mit Lebensmitteln zu ihnen gekommen, habe für sie gekocht und sie umsorgt. "Es ist ein Vertrauensverhältnis entstanden, das wir nicht missen möchten."