Jerry (l.) und Mamadou haben sich erfolgreich um einen Job gekümmert und möchten gerne in Deutschland bleiben – aber Jerry soll in wenigen Tagen ausgewiesen werden. Foto: Kramp
Jerry (l.) und Mamadou haben sich erfolgreich um einen Job gekümmert und möchten gerne in Deutschland bleiben – aber Jerry soll in wenigen Tagen ausgewiesen werden. Foto: Kramp
Vollzeitkraft

Jerry (26) aus Liberia droht Abschiebung - obwohl er in Neuenkirchen gebraucht wird

von Wiebke Kramp | 20.10.2025

Dem jungen Liberianer Jerry droht die Abschiebung. Er soll Neuenkirchen (Samtgemeinde Land Hadeln / Kreis Cuxhaven) und Deutschland verlassen. Dabei wird der junge Mann gebraucht. Deshalb kämpfen einige Menschen für seinen Verbleib.

So widersinnig es klingt, so ernst ist die Lage für Jeremiah Gaye (26), genannt Jerry, aus Liberia. Der voll berufstätige junge Mann soll aus Neuenkirchen verwiesen werden, obgleich das Unternehmen dringend Arbeitskräfte benötigt und kaum welche findet. Die letzte Hoffnung liegt jetzt auf der Härtefallkommission in Niedersachsen.

Jerry soll abgeschoben werden. Der Geflüchtete lebt seit November 2023 im Land Hadeln, hatte seit Sommer 2024 eine Festanstellung, bestritt von dem Einkommen sein Leben und zahlte in die Sozial- und Rentenkasse ein. Damit ist jetzt Schluss. Jetzt darf er nicht mehr arbeiten.

Inmitten eines Labyrinths von Rohren und Edelstahltanks drückt ein Döhler-Mitarbeiter aufs Knöpfchen. Archivfoto: Adelmann

Von der Ausländerbehörde erhielt Jerry vorvergangener Woche die Mitteilung, dass er zum 1. November aus Deutschland ausgewiesen wird. Parallel dazu musste er mit seinem Vollzeitjob aufhören - obgleich sein Unternehmen, das Döhler-Werk in Neuenkirchen, dringend auf Arbeitskräfte angewiesen ist, wie Mitarbeiter Jens Langner gegenüber unserem Medienhaus bekräftigt.

Selbstständig um Praktikum bemüht

Jerry bemühte sich mit einem Freund im März 2024 selbstständig um einen Praktikumsplatz bei dem Unternehmen. Zuvor hatten er und der ebenfalls 26-jährige Mamadou aus Guinea einige Tage am Werktor gestanden. Als Jens Langner freundlich zurück grüßte, kam heraus, dass die geflüchteten Afrikaner gern dort arbeiten würden. Der Neuenkirchener besprach sich mit seinem Chef und der Personalabteilung. Nachdem die beiden bei der persönlichen Vorstellung einen so positiven Eindruck hinterlassen hatten, absolvierten die jungen Männer zunächst ein Praktikum, wurden dann in Absprache mit den Behörden als Helfer eingestellt und erhielten schließlich einen Festvertrag als Produktionsmitarbeiter. "Wir suchen hier händeringend nach Kräften. Jerry und Mamadou haben bewiesen, dass sie es wollen und dass sie es können. Sie sind zuverlässig und pünktlich", attestiert Jens Langner den beiden.

Das Döhler-Werk in Neuenkirchen. Foto: PhotoScape

Damit sie morgens den Deutschkurs bei der Volkshochschule (VHS) in Otterndorf besuchen konnten, wurden sie der Spätschicht von 14 bis 22 Uhr zugeordnet. Das bedeutete zwar lange Tage und wenig Freizeit, aber Jerry und Mamadou bewiesen Durchhaltevermögen. Immer besser klappte es auch mit der Verständigung auf Deutsch, wobei Jerry den Vorteil hat, dass er auf Englisch kommunizieren kann, während Mamadou Französisch spricht. Auch Mamadou Diallos Status ist unsicher, allerdings verfügt er gegenwärtig über eine Aufenthaltsgestattung und hat anwaltliche Vertretung.

Einschreiben an die Härtefallkommission

Die ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuerin und ihr Mann (Namen sind der Redaktion bekannt), die sich seit Anfang 2024 um eine Gruppe junger Männer aus Afrika kümmern und sie auch gesellschaftlich einbinden, wenden sich per Einschreiben an die Niedersächsische Härtefallkommission. "Menschen, die so arbeitswillig und fleißig sind, können wir hier gebrauchen. Jerry gehört zu uns - und so soll es auch bleiben!", verdeutlichen sie am Ende ihres Schreibens ihre Hoffnung, dass der junge Mann nicht ausgewiesen wird.

In dem Härtefallantrag beschreiben sie unter anderem seinen beruflichen Werdegang, aber auch sein bescheidenes, dabei empathisches Wesen: "Jerry ist zurückhaltend und besonnen, er ist fleißig, ordentlich und hilfsbereit." Als das Ehepaar an einer Erkältung erkrankte, sei Jerry auf seinem Fahrrad mit Lebensmitteln zu ihnen gekommen, habe für sie gekocht und sie umsorgt. "Es ist ein Vertrauensverhältnis entstanden, das wir nicht missen möchten."

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Wiebke Kramp
Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Gefährliche Alkoholfahrt

Kreis Cuxhaven: Betrunkener verursacht Unfall und schläft mitten auf der Fahrbahn ein

von Redaktion

In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag endete eine Fahrt im Kreis Cuxhaven kurios: Ein alkoholisierter Autofahrer schlief am Steuer - und das mitten auf der Fahrbahn. Die Polizei Cuxhaven berichtet von einem gefährlichen Vorfall.

Nach 98 Jahren ist Schluss

Beschlossene Schließung: Was wird aus den Schulgebäuden in Neuenkirchen und Nordleda?

von Christian Mangels

Das war's: Die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule mit den Standorten Neuenkirchen und Nordleda wird spätestens im Juli 2029 geschlossen - das hat der Rat der Samtgemeinde Land Hadeln im Juni entschieden. Was wird nun aus den Schulgebäuden?

Feierlicher Appell

Übergabe des neuen Feuerwehrfahrzeugs: Neuenkirchen setzt auf modernste Technik

von Wiebke Kramp

Die Freiwillige Feuerwehr Neuenkirchen feiert mit der Übergabe eines neuen Löschgruppenfahrzeugs und einem Wechsel in der Führung gleich zwei besondere Anlässe. Investitionen in moderne Technik sichern die Einsatzbereitschaft.