
Schließungspläne: Eltern aus Neuenkirchen und Nordleda kämpfen um Grundschule
Einen zweistelligen Millionenbetrag will die Samtgemeinde Land Hadeln in die Modernisierung der Grundschulen stecken. Nur: Die Dorfschulen in Neuenkirchen und Nordleda könnten dabei auf der Strecke bleiben. Jetzt machen die Eltern ihrem Ärger Luft.
"Wer Schulen stilllegt, denkt nicht weiter" oder "Wir kämpfen für unsere Schule" steht auf den T-Shirts, die die Eltern der Grundschulkinder aus Neuenkirchen und Nordleda in der gemeinsamen Sitzung des Schulausschusses und des Bauausschusses tragen. Dass Verwaltung und Politik derzeit darüber nachdenken, die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule in Neuenkirchen mit "Außenstelle" in Nordleda zu schließen, macht sie wütend. Seit Wochen brodelt es daher in den beiden Gemeinden. "Was wird denn aus Neuenkirchen, wenn die Schule geschlossen wird?", will eine Mutter von den Politikern und Verwaltungsvertretern wissen. Eine andere Frau meint: "Kleine Schulen können Kinder besser stärken."
Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule betont, dass keine monetären Gründe ausschlaggebend für die vorgeschlagene Schulschließung sind. "Es sind die baulichen Zustände, die uns Sorgen machen", sagt der Verwaltungschef, der genau weiß, dass ihn die Empfehlung zur Auflösung der Schulstandorte Nordleda und Neuenkirchen "auf der Beliebtheitsskala nicht nach oben katapultieren wird".
Die elektrische Anlage und die Heizkörper sind veraltet
Wie berichtet, haben die Experten aus dem Bauamt bei einer Begutachtung der Schulräume in Neuenkirchen zahlreiche bauliche Mängel entdeckt und dokumentiert: Die elektrische Anlage und die Heizkörper sind veraltet, Mensaküche und Aufzug fehlen, im Schulgebäude gibt es keine Toiletten, um nur einige Defizite zu nennen. Auch am Standort Nordleda gibt es großen Sanierungsbedarf. Die Kosten für die Modernisierung der beiden Standorte schätzt die Verwaltung auf 5,2 Millionen Euro.
Aber nicht nur in Neuenkirchen und Nordleda sieht die Verwaltung einen großen Modernisierungsbedarf. "In nahezu allen Grundschulen gibt es diverse Schäden und Mängel", sagt der neue Bauamtsleiter Olaf Johannsen. Ob elektrische Anlagen, Toiletten, Barrierefreiheit oder Heizung - der Sanierungsstau ist riesig. Und: "Brandschutzkonzepte fehlen an sämtlichen Standorten." Für die Sanierung aller Grundschulen wären rund 28,6 Millionen Euro erforderlich, hat die Verwaltung ausgerechnet. Nicht berücksichtigt wurden die Grundschulen Otterndorf (Umbau ist weitgehend abgeschlossen) und Cadenberge (Räume gehören nicht der Samtgemeinde).
Entstanden ist die Diskussion vor dem Hintergrund des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung. Die Umsetzung erfordert einen enormen finanziellen Kraftakt. Der Bund und das Land gewähren allerdings nur eine Finanzhilfe von rund einer Million Euro. "Wir können die Sanierungsarbeiten nicht zeitgleich durchführen", erklärt Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule. Laut Beschlussvorschlag sollen die Grundschulen in Wanna und Ihlienworth zuerst modernisiert werden. Die Grundschulen Cadenberge, Neuhaus und Wingst stehen bis zum Schuljahr 2030/31 im Hinblick auf Schülerentwicklung und Infrastruktur unter Beobachtung, so die Empfehlung der Verwaltung.
Nicht alle Politiker stehen hinter den Plänen der Verwaltung. Nordledas Bürgermeister Uwe Blohm (CDU) befürchtet "gigantische Nachteile" für seine Gemeinde, wenn die Schule geschlossen wird. Er fordert die Verwaltung auf, Alternativen zu prüfen. Auch Dagmar Diers (SPD), Bürgermeisterin von Neuenkirchen, ist wenig begeistert von einer Schulschließung: "Das wäre ein herber Schlag für Neuenkirchen."
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Malte Hinck fordert einen intensiven Austausch mit den Eltern, wenn es tatsächlich zu einer Auflösung der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule kommen sollte. Die Schulen Cadenberge, Neuhaus und Wingst bis 2030 unter Beobachtung zu stellen, findet er nicht richtig: "Wir müssen früher an das Thema ran." Patrick Pawlowski (CDU) hält Schulschließungen "für das allerletzte Mittel". Zum Sanierungsstau sagt er selbstkritisch: "Wir haben jahrzehntelang die Augen zugemacht."
Der Lehrer Markus Wagner, hinzugewähltes Mitglied im Schulausschuss, bezweifelt, dass größere Schuleinheiten der bessere Weg sind. Im Gegenteil: Wenn kleine Schulen geschlossen werden, sind aus seiner Sicht "sozialer Unfrieden" und eine "Entfremdung im Ort" die Folge. Schulleiter Torsten Ayecke sieht es ähnlich. Alle Schulleiter seien gegen die geplanten Schließungen, erklärt er. Er hätte sich eine rechtzeitige Einbindung der Lehrer und Eltern gewünscht. "Die Art und Weise, wie wir informiert wurden, war nicht glücklich."
Walter Rademacher (Bündnis 90/Die Grünen) zeigt durchaus Verständnis für die Pläne der Verwaltung und hat dabei auch die angespannte Finanzlage der Samtgemeinde im Blick: "Das eine zu erhalten, bedeutet, etwas anderes wegfallen zu lassen."
Zu einer Empfehlung können sich die Mitglieder des Schulausschusses und des Bauausschusses am Ende der Diskussion nicht durchringen. Sie sehen noch Beratungsbedarf. Aber spätestens im Samtgemeinderat, der am Dienstag, 17. Juni, tagt, muss eine Entscheidung über die Zukunft der Grundschulstandorte her.