
Scholien Rocks in Neuenkirchen feiert Jubiläum - vom Hoffest zum etablierten Festival
Aus einer spontanen Idee mit Palettenbühne und Grillwürstchen wurde ein Festival mit Bands aus ganz Deutschland und hunderten Besuchern. Dieses Wochenende feiert das Festival im Kreis Cuxhaven sein fünftes Jubiläum. Ein Rückblick.
Noch tropft der Tau von den Zeltdächern, während sich auf der Wiese neben dem Festivalhof schon die ersten Stände für den Flohmarkt aufbauen. Der Duft von Kaffee mischt sich mit dem leichten Geruch feuchter Erde, irgendwo rattert eine Stromkabeltrommel. Im Hintergrund proben Techniker einen Soundcheck - ein dumpfer Bass, dann Stille, dann noch einmal.
Es ist Sonnabendmorgen in Neuenkirchen, der zweite Tag des Scholien-Rocks-Festivals hat begonnen. In diesem Jahr ist vieles neu, aber das Wichtigste bleibt: das Feiern. Das Festival, das vor fünf Jahren als spontane Idee einer kleinen Freundesgruppe begann, hat sich zu einem liebevoll kuratierten Event mit überregionaler Strahlkraft entwickelt - ein Ort, an dem sich Musik, Gemeinschaft und Leidenschaft verbinden.

Aus der Schnapsidee wird etabliertes Festival
Rückblick: Sommer 2021. Deutschland ist gerade aus der Europameisterschaft ausgeschieden, und der kulturelle Alltag liegt im Schatten der Pandemie. In Neuenkirchen beschlossen einige Freunde, dem Stillstand etwas entgegenzusetzen. "Es war eine richtige Schnapsidee", erinnert sich Jens Schröder, Mitgründer des Festivals. Eine Bühne aus Holzpaletten wurde improvisiert, ein Bierwagen organisiert - und die Mutter eines der Organisatoren übernahm den Grilldienst und versorgte die Gäste mit Bratwurst. Rund 120 Gäste kamen, eingeladen nur per WhatsApp. Musiker und Bands aus dem Freundeskreis spielten live, der Sound wurde selbst gemischt. Es gab Bratwurst, Bier und viel Begeisterung.

"Das war einfach schön - und schon damals wussten wir, dass wir das Fest für die Öffentlichkeit zugänglich machen wollen", erzählt Florian Klose. Zusammen mit Jens Schröder, Manuel Seißler und einem bedeutenden Helferteam entwickelte sich aus dem kleinen Hoffest ein Festival, das jedes Jahr größer und professioneller wurde.

Von der kleinen Szene zum Magneten für internationale Bands
Was sich verändert hat, ist fast alles - außer die Leidenschaft und der familiäre Geist. Um die 1000 Besucher besuchten das Festival im vergangenen Jahr an beiden Festivaltagen. Das Gelände wurde erweitert, feste Toilettenanlagen, eigene Lichttechnik und renovierte Backstagebereiche gehören inzwischen zum Standard. Außerdem dreht in diesem Jahr erstmals ein Karussell zwischen Eiswagen und Kinderschminke seine Runden. Auch ein gemeinnütziger Verein wurde gegründet, der das Festival trägt und weiterentwickelt.

Doch Scholien Rocks hat nicht nur regional an Bedeutung gewonnen. Auch in der Musikszene zieht das Festival inzwischen größere Kreise. Immer mehr Bands aus ganz Deutschland und dem Ausland entdecken das Festival für sich und melden sich eigeninitiativ für Auftritte an - ein Zeichen, wie sehr das Festival mittlerweile als Bühne für Musiker geschätzt wird.
Das Festival ist geblieben, was es immer sein wollte: ein musikalisches Wochenende für alle Generationen. Abseits von Kommerz, mit bewusst niedrigem Eintritt (seit 2025 fünf Euro für Erwachsene ab 16 Jahren), offen für Familien und Feierwütige, lokale und überregionale Künstler oder junge und beständige Bands. Ein Ort, an dem Musik gelebt und Gemeinschaft erfahren wird.

Der vergangene Sommer zeigte, wie stark der Zusammenhalt ist - trotz Dauerregen, matschiger Wiesen und Herausforderungen bei der Organisation. "Die Kinder sind barfuß durch Pfützen gehüpft", erinnert sich Manuel Seißler. "Es war nass, aber wunderschön." Und auch die Helferinnen und Helfer geben alles - einige nehmen sich für die Vorbereitungen Urlaub, packen mit an und sorgen dafür, dass am Sonntag nach dem Festival schnell wieder Ordnung herrscht.

Heute wird weiter gefeiert
Der Freitagabend startete mit Live-Acts wie Mont Go, 5th Avenue und Nu Kidz, die für ausgelassene Stimmung sorgten.
Heute, am Sonnabend, beginnt das Programm ab 10 Uhr mit einem Flohmarkt, ab 13 Uhr folgt ein vielseitiges Kinderprogramm. Ab 15 Uhr stehen erneut acht Live-Bands auf der Bühne, darunter Monsters of Liedermaching, Let Your Memories Go und die Schlicktown Crew. Den krönenden Abschluss bildet die Aftershowparty im Bunker mit DJ ChrisTechMin.
Und was bringt die Zukunft?
Was die nächsten Jahre bringen, ist offen. Die Veranstalter gehen es Schritt für Schritt an, schauen, ob die Motivation und die Stimmung stimmen. "Wir träumen nicht vom nächsten Deichbrand oder Hurricane", ist sich das Organisationsteam rund um Scholien Rocks einig. "Wir machen einfach weiter - solange es uns und den Leuten Spaß macht."


