
Beschlossene Schließung: Was wird aus den Schulgebäuden in Neuenkirchen und Nordleda?
Das war's: Die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule mit den Standorten Neuenkirchen und Nordleda wird spätestens im Juli 2029 geschlossen - das hat der Rat der Samtgemeinde Land Hadeln im Juni entschieden. Was wird nun aus den Schulgebäuden?
Es ist ruhig auf dem Schulhof der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule in Neuenkirchen. Niemand tobt über das Gelände - kein Wunder, die Schülerinnen und Schüler sind in den Sommerferien. Vor dem Schulgebäude hängt ein einsames Plakat, darauf der Satz: "Unsere Schule ist unser Zuhause".
Lange haben Schüler, Lehrer und Eltern für den Erhalt der Neuenkirchener Schule und der Außenstelle in Nordleda gekämpft, doch alle Proteste halfen nichts: Mit 24 Ja- und neun Gegenstimmen haben die Mitglieder des Samtgemeinderates das Aus der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule in ihrer Sitzung am 17. Juni besiegelt. Die voraussichtlich letzte Einschulungsfeier wird am 16. August gefeiert.
Spätestens zum Ende des Schuljahres 2028/2029 soll die Schule in Neuenkirchen komplett geschlossen werden. Dem Standort Nordleda geht es schon jetzt an den Kragen: Nach Informationen unserer Zeitung werden die Kinder ab dem neuen Schuljahr nur noch an einem Standort, nämlich in Neuenkirchen, zur Schule gehen. Ausschlaggebend ist offenbar der akute Personalmangel.
Die Dörfer verlieren ein Stück ihrer Identität
Auf Politik und Verwaltung sind die Menschen in Nordleda und Neuenkirchen nicht gut zu sprechen. Sie befürchten, dass mit der Schließung der Schulen die Dörfer ein Stück ihrer Identität verlieren. "Das Ende der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule ist katastrophal für unseren Ort", sagt die Schulelternratsvorsitzende Eike Antje Buhr aus Neuenkirchen. Diese schöne, heimelige Schule dichtzumachen, würde ein Loch in die Gemeinschaft reißen.
Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule und sein Team begründen die bevorstehende Schließung mit dem hohen Sanierungsbedarf in den beiden Schulen. Bei einer Begutachtung der Schulräume in Neuenkirchen hatten die Experten zahlreiche bauliche Mängel dokumentiert: Die elektrische Anlage und die Heizkörper sind veraltet, Mensaküche und Aufzug fehlen, im Schulgebäude gibt es keine Toiletten, um nur einige Defizite zu nennen. Auch am Standort Nordleda gibt es großen Renovierungsbedarf. Die Modernisierung der beiden Standorte hätte laut Verwaltung rund 5,2 Millionen Euro gekostet - zu viel für die finanziell stark angeschlagene Samtgemeinde.
An den anderen Schulstandorten, etwa in Otterndorf, Wanna und Ihlienworth, sieht die Verwaltung bessere räumliche Perspektiven. "Es geht darum, langfristig das Wohl und die Bildungschancen der Kinder in der Samtgemeinde Land Hadeln in den Fokus zu stellen", argumentiert Verwaltungschef Frank Thielebeule.
Für die Gemeinden Neuenkirchen und Nordleda hat die Entscheidung des Samtgemeinderates erhebliche Konsequenzen: Die Dörfer verlieren nicht nur einen sozialen Mittelpunkt, sie bekommen auch - wenn keine Nachnutzung gefunden wird - prominente Leerstände.
Die im April 1931 eröffnete Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule in Neuenkirchen ist ortsprägend wie kaum ein weiteres Gebäude im Ort und liegt zentral zwischen Sportplatz und Dorfgemeinschaftshaus. Einen Abriss lehnt der Gemeinderat Neuenkirchen ausdrücklich ab, wie er in einem Positionspapier festhielt. "Die Samtgemeinde soll gemeinsam mit der Gemeinde ein nachhaltiges Nachnutzungskonzept entwickeln und die entstehenden Kosten übernehmen", so die Forderung. Die komplette Finanzierung will die Samtgemeinde zwar nicht sicherstellen, aber sie sichert Unterstützung bei der Erarbeitung eines Nachnutzungskonzepts zu.
Konkrete Ideen, wie die Zukunft des Schulgebäudes aussehen könnte, gibt es in Neuenkirchen bislang nicht, wie Bürgermeisterin Dagmar Diers (SPD) auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. "Nach den Sommerferien werden wir uns mit einer Nachnutzung beschäftigen."
In Nordleda ist man da schon einen Schritt weiter. "Wir haben bereits Interessenten für das Schulgebäude", sagt Nordledas Bürgermeister Uwe Blohm (CDU). Auch der Altbau, in dem schon lange nicht mehr unterrichtet wird, wird wieder mit Leben gefüllt. So hat dort die Kreisgemeinschaft Labiau-Ostpreußen eine Nebenstelle gefunden. Blohm hofft, dass die Gemeinde Nordleda in die Dorferneuerung aufgenommen wird, sodass dieses "ortsprägende Gebäude", so Blohm, wieder ertüchtigt wird.