
Trotz gestiegener Schülerzahlen: Grundschule in Neuenkirchen soll geschlossen werden
Schüler, Lehrer und Eltern der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule in Neuenkirchen verstehen die Welt nicht mehr: Trotz gestiegener Schülerzahlen soll die Grundschule geschlossen werden.
Der ab 2026 geltende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder stellt die Samtgemeinde Land Hadeln vor enorme Herausforderungen. Zentrales Problem ist, dass die meisten der acht Grundschulstandorte umgebaut werden müssten. Denn viele Schulgebäude sind im vergangenen Jahrhundert errichtet worden, konzipiert als reine Lernstätten. Damit sich Kinder aber auch am Nachmittag dort gern aufhalten, braucht es zusätzliche und modernere Räume - zum Spielen, Essen oder Ausruhen.
Doch diese Umbaumaßnahmen sind teuer: Die Samtgemeindeverwaltung hat ausgerechnet, dass für die Sanierung der Schulen eine Gesamtinvestition von rund 28,6 Millionen Euro erforderlich wäre. Nicht eingerechnet sind die Grundschule Otterndorf (Umbau ist weitgehend abgeschlossen) und Cadenberge (Räume gehören nicht der Samtgemeinde).
In einer Sitzungsvorlage, die den Fachausschüssen und dem Samtgemeinderat nach den Osterferien zur Diskussion vorgelegt wird, erklärt die Verwaltung, dass ihr aufgrund der schwierigen finanziellen Lage "nur begrenzte monetäre Mittel zur Verfügung" stehen. Umso wichtiger sei es, diese knappen Mittel gezielt und effektiv einzusetzen.
Verwaltungschef Frank Thielebeule und sein Team empfehlen den politischen Entscheidungsträgern deshalb, die Anzahl der Standorte zu reduzieren. Es sei erstrebenswert, "wenige Standorte zu modernen und bedarfsorientierten Lernorten weiterzuentwickeln und zu erhalten, als eine Vielzahl von Standorten aufrechtzuerhalten, die jedoch nicht den aktuellen baulichen Standards sowie den Anforderungen an eine zeitgemäße Elementarschule entsprechen."
Geht es nach der Verwaltung, soll die kleinste Grundschule in der Samtgemeinde auf die Streichliste gesetzt werden: die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule in Neuenkirchen mit "Außenstelle" in Nordleda. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung lautet: "Der Samtgemeindebürgermeister wird mit der Schließung der Grundschule Hinrich-Wilhelm-Kopf mit den Standorten Neuenkirchen und Nordleda beauftragt und leitet das Verfahren zur Aufhebung der Schule gemäß Paragraf 106 des niedersächsischen Schulgesetzes ein." Die Lehrer- und Elternschaft der Grundschule Neuenkirchen hat für diesen Plan keinerlei Verständnis, sind doch die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren recht deutlich gestiegen - von 66 im Jahr 2020 auf 84 im Jahr 2024.
Elektrische Anlage und die Heizkörper sind veraltet
Klar ist: Der Sanierungsstau an der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule (aber auch an vielen anderen Schulen) ist groß. Bei einer Begutachtung der Schulräume in Neuenkirchen haben die Experten zahlreiche bauliche Mängel dokumentiert: Die elektrische Anlage und die Heizkörper sind veraltet, Mensaküche und Aufzug fehlen, im Schulgebäude gibt es keine Toiletten, um nur einige Defizite zu nennen. Auch am Standort Nordleda gibt es großen Sanierungsbedarf. Die Kosten für die Modernisierung der beiden Standorte schätzt die Verwaltung auf 5,2 Millionen Euro.
Nicht nur über der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule schwebt das Damoklesschwert: Die Grundschulen Cadenberge, Neuhaus und Wingst stehen bis zum Schuljahr 2030/31 im Hinblick auf Schülerentwicklung und Infrastruktur unter Beobachtung, so die Empfehlung der Verwaltung. "In diesem Zusammenhang ist langfristig auch die Errichtung eines gemeinsamen Schulstandortes zu prüfen."
Beschlossen ist die "zukunfts- und bedarfsorientierte Weiterentwicklung" der Grundschulstandorte - so der Titel der Verwaltungsvorlage - noch nicht. Am Montag, 28. April, beraten der Schul- und Sportausschuss und der Bauausschuss gemeinsam über die brisanten Vorschläge. Der nicht öffentlich tagende Samtgemeindeausschuss hat das Thema am Montag, 2. Juni, auf der Tagesordnung. Die endgültige Entscheidung fällt der Samtgemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag, 17. Juni.
Über die geplante Schließung der Neuenkirchener Grundschule werden wir in den nächsten Wochen mit Stimmen aus Politik, Verwaltung, Elternschaft und Schule noch ausführlich berichten.