Vor wenigen Tagen haben die Bauarbeiten an der Nordholzer Grundschule begonnen. Foto: Leuschner
Vor wenigen Tagen haben die Bauarbeiten an der Nordholzer Grundschule begonnen. Foto: Leuschner
Unfall mit Schulbus vor einem Jahr

Nach tragischem Unfall in Nordholz mit gestorbenem Kind: Arbeiten endlich angelaufen

10.11.2025

Ein tragischer Unfall an der Grundschule in Nordholz (Kreis Cuxhaven) mit einem gestorbenen Jungen führt zu umfangreichen Arbeiten: Eine neue Baumaßnahme soll künftig für mehr Sicherheit sorgen. Doch für viele Eltern kommt das zu spät.

Bagger, Bauzäune und ein riesiges Loch: Binnen weniger Tage ist auf dem Außengelände der Nordholzer Grundschule eine riesige Baustelle entstanden. Schülerinnen und Schüler müssen auf diesen Teil ihres vielseitigen Schul- und Freizeitgeländes künftig verzichten. Und das ist nicht die einzige Herausforderung. Trotzdem ist Schulleiterin Sabine Peter froh, dass die Bauarbeiten für den neuen Busplatz endlich begonnen haben.

Für die Großbaustelle gibt es einen traurigen Anlass: Bei einem tragischen Busunfall an der Bushaltestelle war im Februar 2024 ein zehnjähriger Junge unter die Räder eines Busses geraten und wurde schwerst verletzt. Wenige Tage später starb der Schüler an den Folgen seiner Verletzungen im Krankenhaus.

Aus Elternsicht war das Unglück nur eine Frage der Zeit

Aus der Sicht vieler Eltern war es nur eine Frage der Zeit, dass an der Bushaltestelle etwas passiert. Bereits 2021 hatten Erziehungsberechtigte auf die aus ihrer Sicht untragbaren Zustände hingewiesen. Mehr als einmal kritisierten sie, dass es zu wenig Busse für zu viele Kinder gebe. Geändert hatte sich nach der Elternkritik nichts.

Seit dem Unfall im Februar 2024 erinnern an der Nordholzer Schulbushaltestelle Blumen an den verstorbenen Jungen. Foto: Leuschner

Erst nach dem tragischen Unglück Anfang 2024 hatte die Gemeinde Wurster Nordseeküste gemeinsam mit Polizei und Landkreis mehrere Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation an der Haltestelle beschlossen. Einige Maßnahmen wie ein noch strengeres Tempolimit und das Verbot, im Bereich der Bushaltestelle zu parken, wurden schnell umgesetzt.

Pläne für eine 90 Meter lange "Fahrgast-Insel" an der Schule

Parallel dazu plante die Gemeinde einen neuen Bushalteplatz auf dem bisherigen Bolzplatz der Schule. Diese sogenannte "Fahrgast-Insel" wird rund 90 Meter lang und etwa sieben Meter breit. Bis zu sechs Busse können dort künftig gleichzeitig über eine Einbahnstraße zum Ein- und Ausstieg halten.

Die Gemeinde rechnet mit fünf Bussen, die aus verschiedenen Richtungen die Grundschule anfahren und von dort aus zu weiterführenden Schulen fahren. Die sechste Haltestelle kann etwa vom Bücherbus genutzt werden. Die Baukosten werden auf rund eine Million Euro geschätzt.

Bauarbeiten verzögern sich um mehrere Monate

Um das Vorhaben zu finanzieren, hat die Verwaltung einen Förderantrag gestellt. Wie der Erste Gemeinderat Michael Göbel berichtet, wird die Landesnahverkehrsgesellschaft "75 Prozent der förderfähigen Kosten" übernehmen.

Ursprünglich sollte die neue Businsel im Oktober 2025 bereits eröffnet werden. Doch der Baubeginn ließ auf sich warten - bis zum 3. November. Das öffentliche Ausschreibungsverfahren mit den vorgeschriebenen Verfahrensschritten und -fristen habe keinen früheren Baubeginn zugelassen.

Einige Sicherheitsmaßnahmen wurden nach dem schweren Busunglück im Bereich der Nordholzer Grundschule bereits umgesetzt. So dürfen Kraftfahrzeuge vor der Schule nur noch maximal 10 km/h schnell sein. An der Bushaltestelle (rechts) sind nur noch Busse erlaubt. Die Pkw-Parkplätze dürfen nicht mehr genutzt werden. Archivfoto: Leuschner

Bauarbeiten bedeuten herausfordernde Zeit für Schulbetrieb

Grundschulleiterin Sabine Peter ist froh, dass die Arbeiten nun endlich begonnen haben, auch wenn der Schule damit eine herausfordernde Zeit bevorsteht. Denn aktuell nutzen die Schülerinnen und Schüler noch den alten Bushalteplatz, der jetzt aber auch von Baufahrzeugen angesteuert wird.

"Wir stehen morgens um 7 Uhr parat, wenn die Busse eintreffen", sagt Peter, "und wir arbeiten eng mit der Gemeinde und der Baufirma zusammen." Die Rektorin spricht von einem Mehraufwand für die Schule. "Aber wir machen das jetzt mit Unterstützung der Gemeinde, damit wir so viel Sicherheit wie möglich gewährleisten können." Auch die Busfahrer seien über die KVG sensibilisiert worden.

Neues Spielgerät für Schülerinnen und Schüler

Während die Baustelle für Herausforderungen sorgt, gibt es für die Kinder aber auch Neues zu entdecken. So hat der Schulförderverein gemeinsam mit der Gemeinde ein neues, mit zahlreichen Spenden finanziertes Spiel- und Klettergerät installiert. Es handelt sich dabei nicht um ein Gerät "von der Stange", sondern um eines, das die Kinder selbst entworfen haben.

Um den riesigen Bolzplatz zu kompensieren, auf dem die neue Businsel gebaut wird, soll der aktuelle Bushaltestellenbereich nach Abschluss der Bauarbeiten in einen Verkehrsübungsplatz für Kinder umgewandelt werden.

Fertigstellung der Businsel für April 2026 anvisiert

Zusätzlich, so Sabine Peter, bekomme die Schule neben dem DFB-Kleinfußballfeld Fläche, auf der ein neuer Bolzplatz entstehen und zwei Spielgeräte aus dem Schulbestand installiert werden sollen. Die Schule überlegt auch, einen dauerhaften Gedenkort für den verstorbenen Schüler zu schaffen.

Vorerst stehen die Bauarbeiten an der neuen Businsel im Fokus. Sie sollen etwa sechs Monate dauern. Göbel rechnet mit einer Eröffnung im April 2026 - wenn die Witterung es zulässt. Obwohl Schulleiterin Peter sich eine zügigere Umsetzung gewünscht hätte, ist sie auch froh: "Hier haben Gemeinde und Schule wirklich eng zusammengearbeitet."

An dieser Bushaltestelle vor der Grundschule in Nordholz hatte sich der tragische Unfall im Februar 2024 ereignet. Foto: Leuschner

Strafprozess gegen Busfahrer

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem tragischen Busunglück vor der Nordholzer Grundschule wurde der damals 58 Jahre alte Busfahrer vor dem Amtsgericht Geestland wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe verurteilt. In seiner Urteilsbegründung betonte der Richter, dass es für diesen Fall keine angemessene Strafe gibt. "Das Gericht muss eine Strafe finden für eine Tat, die nicht nur das Leben eines Kindes, sondern auch das der Eltern völlig zerstört hat." Dem gegenüber stehe eine Tat, die von einem Augenblick der Unaufmerksamkeit geprägt gewesen sei, aber nicht von böser Absicht. "Es geht um einen Augenblick, der jedem, der Auto fährt, passieren kann. Davor ist keiner gefeit." Der Busfahrer, so der Richter, sei nicht zu schnell gefahren. Er hätte aber in der Situation, die absehbar gefährlich gewesen sei, nicht in die Bushaltestelle hineinfahren dürfen.

Von Heike Leuschner

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