Nordholz feiert Indienststellung der P-8A Poseidon - und Ende der Orion-Ära
Mit einem emotionalen Festakt hat das Marinefliegergeschwader 3 "Graf Zeppelin" einen historischen Wendepunkt erreicht: Die P-3C Orion verabschiedete sich in den Ruhestand - und die hochmoderne P-8A Poseidon trat offiziell ihren Dienst an.
Mit einem feierlichen Appell, zahlreichen Ehrengästen und viel Emotionen hat das Marinefliegergeschwader 3 "Graf Zeppelin" am Donnerstag (20. November 2025) einen historischen Schritt vollzogen: Die P-3C Orion, jahrzehntelang Rückgrat der deutschen U-Boot-Jagd, wurde außer Dienst gestellt - und gleichzeitig die neue P-8A Poseidon offiziell in Dienst genommen. Unter dem Motto "Marineflieger auf Kurs Zukunft" feierte das Geschwader einen Festakt, der einen der bedeutendsten Meilensteine seiner jüngeren Geschichte markiert.

Abschied mit Stolz - und etwas Wehmut
Vor Angehörigen, Veteranen, politischen Gästen und hochrangigen Marinevertretern würdigte Kapitän zur See Oliver Ottmüller, Kommodore des MFG 3, die Verdienste der P-3C Orion: "Es ist ein historischer Tag. Der Wechsel eines kompletten Waffensystems geschieht nicht jeden Tag." Der Seefernaufklärer Orion hat in knapp 28.500 Flugstunden zahlreiche Einsätze für die Bundeswehr absolviert.

Der Kommodore erinnerte in seiner Rede an die Einsätze am Horn von Afrika, im Mittelmeer und in der Ostsee - Einsätze, die die Besatzungen forderten und prägten. "Unsere Crews und unsere Techniker waren herausragend. Ihre Leistung wird heute zu Recht geehrt."
Besonders symbolträchtig war die Verleihung des Fahnenbandes als Anerkennung für die Auslandseinsätze des Geschwaders. Diese Auszeichnung zählt zu den höchsten Ehrungen, die ein Verband der Bundeswehr erhalten kann. Konteradmiral Jens Nemeyer, Kommandeur Einsatzkräfte und Abteilungsleiter Operation, unterstrich die Bedeutung: "Fahnenbänder stehen für den geleisteten Dienst, für gemeinsame Einsätze und für er- und gelebte Kameradschaft."

Die beschädigte Orion - ein unerwartetes Kapitel
Auch ein Vorfall auf den Bermudas fand Erwähnung: Anfang Oktober wurde eine deutsche P-3C dort auf dem Flughafen von St. George von einem Privatflugzeug beim Rangieren gerammt und so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr starten konnte. Ottmüller sprach von einer Belastung: "Doch nun geht der Blick in die Zukunft."

Ankunft der neuen "Super-Aufklärerin"
Die Zukunft aber lag an diesem Tag unübersehbar im Mittelpunkt: Die P-8A Poseidon, am 7. November erstmals in Nordholz gelandet, wurde mit dem Festakt nun offiziell Teil der Deutschen Marine. "Dieses System ist unglaublich - wir fliegen die neueste Version, ein 'State-of-the-Art‘-Jet", so Ottmüller. Insgesamt investiert die Bundeswehr rund 3,1 Milliarden Euro in acht Maschinen - ein "echter Gamechanger" in der U-Boot-Jagd und in der Seeaufklärung.
Seit fast zwei Wochen werde die neue Maschine intensiv erprobt - in der Luft und im hochmodernen Simulator. Dennoch gebe es wehmütige Momente angesichts des Abschieds vom Propellerflugzeug: "Die Orion hat sich über Jahrzehnte bewährt. Heute würdigen wir sie - und freuen uns gleichzeitig auf das, was kommt."

Ein Blick zurück - und ein Blick nach vorn
Kapitän zur See Broder Nielsen, Kommandeur des Marinefliegerkommandos, erinnerte an die politische Entscheidung im Bundestag, die den Weg zur Poseidon frei machte: "Damals fielen uns allen Steine vom Herzen. Was folgte, war ein sensationeller Prozess."
Mit Blick auf die aktuelle Sicherheitslage betonte Nielsen die Relevanz des neuen Systems: "Die Anforderungen an Aufklärung und Abschreckung sind gestiegen. Die P-8A ist das größte Kampfflugzeug der Bundeswehr - und sie sendet eine klare Botschaft." Und mit mahnenden Worten richtete er sich an potenzielle Gegner: "Wagt es nicht."

Hoher Besuch und volle Hangars
Neben den Marinevertretern kam auch der Bundestagsabgeordnete Bastian Ernst (CDU) zu Wort. Unter den Gästen waren zudem zahlreiche ehemalige Angehörige des Geschwaders. Die Atmosphäre war geprägt von Stolz, aber auch von Dankbarkeit gegenüber jenen, die die Ära Orion über viele Jahre hinweg geprägt haben.

Blick in die Zukunft - aber noch nicht für alle
Nach dem offiziellen Teil durften die Gäste erstmals einen Blick in die neue P-8A werfen - allerdings ohne Kameras. Für die Öffentlichkeit wird die Maschine erst zu einem späteren Zeitpunkt vollständig präsentiert.
Die P-8A Poseidon kann riesige Seegebiete überwachen, Sonarbojen ausbringen, U-Boote orten und - im Ernstfall - mit Torpedos oder Lenkwaffen bekämpfen. Sie ist vernetzt, digitalisiert und voll in die NATO-Strukturen integrierbar. Mit ihr wird Nordholz zu einem der wichtigsten Seeaufklärungsstandorte Europas.

