
Weißkopfseeadler in Otterndorf aufgetaucht: Majestätischer Vogel am Deich gesichtet
Ein Weißkopfseeadler sorgt für Aufsehen in Otterndorf. Der majestätische Vogel, der normalerweise in Nordamerika beheimatet ist, wurde nach einer spektakulären Flucht am Elbdeich entdeckt. So geht es jetzt weiter.
Immer mehr Seeadler gibt es zwar wieder in Niedersachsen - aber dieses stattliche Exemplar gehört hier nicht her. Über diese exotische tierische Begegnung staunte Dirk Kisser nicht schlecht. Bei einer Radtour entdeckte er am Montag zwischen Otterndorf und Müggendorf einen ungewöhnlich großen Vogel, der auf dem Deich saß. Der Otterndorfer zückte die Kamera.
Internetrecherchen ergaben, dass es sich dabei um einen Weißkopfseeadler handelt, der in freier Wildbahn ausschließlich in Nordamerika vorkommt. Der Vogel ist das Wappentier der USA und gilt mit seiner Flügelspannweite bis 2,50 Metern als Herrscher der Lüfte. Er ist bis zu 90 Zentimeter lang, sein Kopf, der Hals, der Schwanz und die Unter- und Oberschwanzdecken sind weiß, Körper und Flügel sind dunkelbraun. Seine Füße, der Schnabel, Wachshaut und die Iris sind hellgelb.
Ein "ziemlich entspannter" Vogel
"Der Vogel war ziemlich entspannt und hat anschließend über dem See seine Kreise gezogen." Auch auf einem Spielgerät am Spielplatz des Sommercamps hatte er sich niedergesetzt. Dirk Kisser postete die Bilder seiner ungewöhnlichen Sichtung auf der Facebook-Seite "Du kommst aus Otterndorf, wenn …" und so kam es zum Kontakt zu einem Falkner. Von diesem erfuhr er, dass es sich um einen aus einer Flugshow in Detmold vermissten Adler handeln soll.

"Ja, es ist unser Weißkopfseeadler Donald", bestätigt Daniela Lang, Koordinatorin der Pressestelle der Stadt Detmold. Das 15 Jahre alte Tier stammt aus der mehr als 320 Kilometer entfernten Adlerwarte Berlebeck. Diese städtische Einrichtung zeigt zweimal täglich eine Flugshow - und aus solcher büxte Donald am Sonnabend (10. Mai 2025) aus. Nachdem er von zwei Krähen drangsaliert worden sei, flüchtete er zunächst in die Höhe und schwang sich davon.
Sichtungen in Hamburg und Bremen
Zwischenzeitlich, so Daniela Lang, habe es eine Sichtung zwischen Hamburg und Bremen gegeben. Ein Falkner vor Ort hält Kontakt zur Adlerwarte und versucht, dem Tier habhaft zu werden. "Ein befreundeter Falkner aus unserem Netzwerk ist bei ihm und versucht, Donalds Vertrauen zu gewinnen. Ziel ist es, den Adler vor Ort einzuholen und dann sicher nach Hause zurückzubringen", erklärt Benjamin Aschmann, zoologischer Leiter der Adlerwarte Berlebeck. "Wir Falkner sind in Deutschland sehr gut vernetzt und helfen einander sofort weiter, wenn ein Vogel ausbüxt und mehrere hundert Kilometer weit unterwegs ist", sagt Benjamin Aschmann.
Es werde darauf gesetzt, dass der Adler Hunger bekomme und man ihn so anlocken könne, um ihn zurück nach Hause zu bringen. Allein werde er den Weg sicherlich nicht finden. "So ein Weißkopfseeadler ist schließlich keine Brieftaube", so die Pressesprecherin. Donald ist übrigens als Ausreißer bekannt, im vorvergangenen Jahr flog das reiselustige Tier bis nach Dänemark und vor einem Jahr bis Hannover - immer im Mai.

Ebenfalls entfleucht und gegenwärtig spurlos verschwunden ist übrigens ein weiterer Weißkopfseeadler. Er wird seit fünf Wochen in Thüringen vermisst. Die Falknerei am Rennsteig in Waltershausen (Thüringen) sucht nach ihrem "Mr. Johns" bereits seit Anfang April. Der sechs Jahre alte Greifvogel hat sich bei einer Flugshow hoch in die Lüfte gewagt und ist seither unterwegs. Der Vogel habe zwar einen Funksender getragen, doch dessen Akku ist seit einem Monat leer. Seitdem kann er nicht mehr geortet werden.
Schon der zweite Ausflug von "Mr. Johns"
Auch "Mr. Johns" war schon einmal ausgebüxt - vor knapp einem Jahr. Damals war er nach drei Tagen selbstständig zurückgekehrt. Falknerin Lisa Schubach beschreibt Mr. Johns als relativ unabhängiges Wesen. "An seinem linken Flügel fehlen ihm zwei Federn, sein Kopf ist bisher nicht rein weiß, weil er erst fünf Jahre alt ist. Am Bein trägt er ein Lederbändchen und einen lilafarbenen Ring mit Adresse und Telefonnummer." Das Überleben in freier Wildbahn sei für ihn kein Problem, er habe schließlich Fischen gelernt und dies auch täglich in der Flugshow bewiesen, erläutert die Falknerin. Wer "Mr. Johns" sichtet, möge sich bei ihr per WhatsApp unter 0179/4189716 mit zeitnahen Fotos oder Videoaufnahmen melden.

Bereits vor zwei Jahren zog ein Riesenseeadler im Landkreis Cuxhaven die Aufmerksamkeit auf sich. Das Vogelweibchen war zusammen mit seinem Partner aus der Voliere des Museums "Labiomista" im belgischen Genk getürmt. Während das Männchen schon nach kurzer Zeit im niederländischen Utrecht eingefangen wurde, ging das 19-jährige Weibchen gen Nordosten auf große Reise. Mitte Juni wurde der Adler im Cuxland gesichtet. In Neuenkirchen tauchte der Vogel beim Gasthaus Tamm auf, wo er eines der frei laufenden Hühner riss; später soll er in Ihlienworth einen Storch getötet haben.