Vera Dieckmanns Nachtwächterführungen machten sie und Otterndorf überregional bekannt. CNV-Archivfoto
Vera Dieckmanns Nachtwächterführungen machten sie und Otterndorf überregional bekannt. CNV-Archivfoto
Nachruf

Diese Stimme Otterndorfs schweigt für immer: Trauer um Vera Dieckmann

von Wiebke Kramp | 19.10.2024

Otterndorf war ihr geliebtes Zuhause. Sie engagierte Kommunalpolitikerin sowie Gästeführerin mit Mutterwitz und Schwung. Nachtwächtertouren von Vera Dieckmann hatten Kultcharakter. Otterndorf trauert um eine Persönlichkeit. Sie wurde 83 Jahre alt.

Diese Stimme für Otterndorf schweigt für immer. Vera Dieckmann war lebhafte Otterndorferin aus Leidenschaft. Anlässlich des Stadtjubiläums im Jahr 2000 schenkte sie der Stadt Nachtwächterführungen und zog mit Umhang, Hellebarde und Laterne los, um mit viel Humor Licht in die Stadtgeschichte zu bringen. Schnell erlangte sie damit Kultstatus und Berühmtheit über Otterndorfs Grenzen hinaus. Diese Rolle als Werbebotschafterin (selbst im NDR-Fernsehen bei "mein nachmittag" im Mai 2018) erfüllte sie gern - mit Heiterkeit, Mutterwitz und mit Elan. Vera Dieckmann war ein quirliges Original, das sich in keine Schablone pressen ließ und daher Eindruck hinterließ. Das Herz auf dem rechten Fleck und immer gerade heraus - das zeichnete sie aus.

Diese leidenschaftliche Otterndorferin stammte eigentlich aus Cuxhaven. Hier wurde sie am 13. Januar 1941 geboren, wuchs im Lotsenviertel auf und machte ihr Abitur. Gemeinsam mit ihrem Mann Wilfried baute sie sich nach einem kurzen Gastspiel in der Lüneburger Heide in Otterndorf ab 1968 ein Leben auf, arbeitete als Fachlehrerin, zog die beiden Kinder Anja und Ole groß und wagte vor vier Jahrzehnten den Schritt in die Kommunalpolitik. Sie wurde zu einer aktiven Mitgestalterin, die viele Ideen einbrachte, um ihren Wohnort voranzubringen, der ihr zur geliebten Heimat wurde. Diese Stadt zu vertreten, habe ihr immer Freude bereitet und ihr Leben bereichert, beschrieb sie einmal ihre Motivation, sich für die Allgemeinheit ehrenamtlich zu engagieren.

Vera Dieckmann verstarb im Alter von 83 Jahren. Foto: red

40 Jahre lang prägte die Christdemokratin die Politik in Otterndorf und verschaffte sich im Stadtrat selbstbewusst Gehör. Von 2001 bis 2021 wirkte sie als stellvertretende Bürgermeisterin. 35 Jahre lang war sie bis zu ihrem selbst gewählten Rückzug aus der Politik Mitglied des Samtgemeinderates. Und sie war ein durchaus kritischer Geist mit eigener Meinung, der sich den Mund nicht hat verbieten lassen - nie als Selbstzweck, sondern immer um der Sache willen.

Für ihr besonderes Engagement in und für Otterndorf erhielt Vera Dieckmann Ende Oktober 2021 die höchste Auszeichnung, die die Stadt verleihen kann: den goldenen Ehrenring.

Die Entwicklung Otterndorfs zur weiterhin lebens- und liebenswerten Stadt lag ihr immer am Herzen. Besonders der Tourismus war ihr Steckenpferd. Früh machte sie Gästeführungen und -begrüßungen und war aktive Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins. Zwei Buchveröffentlichungen über ihr Otterndorf erschienen im Verlag ihrer Freundin Birgit Huster.

Und sie stand für den Blick über den Tellerrand. In der Städtepartnerschaft zu Sheringham wirkte sie lange Jahre Motor und sorgte dafür, dass sich durch gegenseitige Besuche und persönliche Begegnungen viele Freundschaften entwickeln konnten.

Vera Dieckmann war ein sehr geselliger Mensch mit dem besonderen Talent, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. In ihrer Freizeit stickte sie gern und ging ins Schwimmbad.

Nach ihrem Rückzug aus der Politik war es eher ruhig geworden. Das lag aber auch daran, dass sich Vera Dieckmann bis zu seinem Tod rührend um ihren Mann Wilfried kümmerte. Doch ab und zu nahm war sie als Nachtwächterin auf Tour, um Gäste zu begeistern.  Vera Dieckmanns Tod hinterlässt eine große Lücke. Unser tiefes Mitgefühl gehört ihren Hinterbliebenen, den beiden Familien mit den Enkelkindern.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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