
Eine Stadt mit Herz und Geschichte: Otterndorf feiert 625. Geburtstag mit Festakt
625. An dieser Zahl kam am Donnerstag niemand vorbei in den Otterndorfer Seelandhallen. Genau 625 Jahre nach der Verleihung der Stadtrechte am 9. Oktober 1400 feierte die Medemstadt ihr Jubiläum mit einem Festakt mit mehr als 100 Gästen.
Keine Geburtstagsfeier ohne Geschenke. Das dachten sich auch die Gäste aus Penzlin. Sven Flechner, Bürgermeister von Otterndorfs Partnerstadt in Mecklenburg-Vorpommern, hatte eine Stieleiche mitgebracht, die - passend zur Jubiläumsaktion "625 Bäume für Otterndorf" - am Nachmittag eingepflanzt wurde. "Die 625 Jahre sieht man euch wirklich nicht an", sagte Flechner und machte dafür in erster Linie das gute Nordseeklima verantwortlich, das offenbar ein wahrer Jungbrunnen sei. Der Bürgermeister erinnerte in seiner Rede an die Anfänge der Partnerschaft zwischen Otterndorf und Penzlin, deren Saat schon deutlich vor der Wende gelegt wurde - mit einem nicht ganz legalen Besuch der Otterndorfer Delegation, bestehend aus Hermann Gerken und Hans-Volker Feldmann, in der DDR-Stadt. Flechner lobte die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Medemstädter und sprach von einer "Partnerstadt auf Augenhöhe".
Auch die Bürgermeister aus den Nachbargemeinden hatten ein Geschenk mitgebracht: eine Patenschaftsurkunde für einen Zwergotter im Wingster Zoo. Peter von Spreckelsen aus Osterbruch, dienstältester Bürgermeister in der Samtgemeinde Land Hadeln, bezeichnete Otterndorf als "Herz der Region", dort, "wo das Dorf mit einem städtischen Angebot zusammenkommt". Von Spreckelsen verglich das Verhältnis zwischen Stadt und Dörfern mit Stachelschweinen, die sich zum Wärmen zusammenkuscheln wollen. Aber wenn sie sich näherkommen, können ihre Stacheln sich gegenseitig verletzen, was dazu führt, dass sie einen gewissen Abstand einhalten müssen.
Ehrenamtliches Engagement als Motor der Demokratie
Landrat Thorsten Krüger kam ebenfalls nicht mit leeren Händen zum Jubiläum der ältesten Stadt im Landkreis Cuxhaven: Sein Geschenk, 625 Euro, soll für einen guten Zweck eingesetzt werden. Krüger würdigte das Gemeinschaftsgefühl und das ehrenamtliche Engagement in der Medemstadt, das er als Motor der Demokratie bezeichnete. "Es wird immer viel gemeckert, aber wenn man genau hinsieht, merkt man doch, dass vieles sehr gut funktioniert", so der Landrat.
"Lebenswert und einfach schön" - so charakterisierte Dr. Jan Arning, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetags, Otterndorf und bestätigte damit den Werbespruch des Nordseebads, "ein kleines Stück Paradies". Arning verband sein Grußwort mit einem kritischen Blick auf die finanzielle Ausstattung der Kommunen. "Es gibt ein klares Missverhältnis zwischen dem Land und den Kommunen", sagte er. Die Kommunen hätten im vergangenen Jahr vier Milliarden Euro mehr ausgegeben als eingenommen, das Land lediglich 1,5 Milliarden. "Das Land ist in der Pflicht, die Kommunen zu unterstützen", forderte der Geschäftsführer des Städtetags.
Stadtdirektor Frank Thielebeule brachte die Vorzüge der Stadt Otterndorf mit seinen rund 7600 Einwohnern (laut der Bevölkerungszählung Zensus sind es nur 7300) in seinem Grußwort auf den Punkt. Das Nordseebad erfreue sich nicht nur bei den Urlaubern großer Beliebtheit, es könne auch mit einer bezaubernden Altstadt, einem umfangreichen Kulturangebot, einer hervorragenden Infrastruktur und einem lebendigen Vereinsleben punkten. Das ehrenamtliche Engagement sei "herausragend".
Dr. Hans-Eckard Dannenberg, Geschäftsführer des Landschaftsverbands Stade, skizzierte in seinem Vortrag Otterndorfs Geschichte - von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1261, über die Blütezeit des Silber- und Goldschmiedehandwerks, den Anfängen der Sparkasse und der Otterndorfer Zeitung bis zum Otterndorf-Besuch von Alfred Lichtwark, Gründer und Direktor der Hamburger Kunsthalle. Musikalisch sowie sprachgewaltig umrahmt wurde der Festakt von Mia Johannßen am Klavier und Utröper Jürgen Schwanemann.