
Fünf Erkenntnisse: So sieht die Zukunft des Einzelhandels in Otterndorf aus
Die Stadt Otterndorf hat ihr Einzelhandelskonzept von 2020 fortgeschrieben und aktualisiert. Mit dem Konzept werden langfristig Branchenmix, Warensortimente und Verkaufsflächen im Stadtgebiet festgelegt. Fünf Erkenntnisse aus dem Strategiepapier.
Otterndorf soll als Einkaufsstadt attraktiver werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das Einzelhandelskonzept von 2020 jetzt fortgeschrieben und von den Mitgliedern des Stadtrates am 7. Oktober abgesegnet. Allerdings nicht einstimmig: CDU und FDP sind der Meinung, dass das von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) erarbeitete Konzept überhaupt keine Wirkung entfalten kann, wenn Ansiedlungspläne wie die von Kaufhaus Stolz eher gebremst als forciert werden. Wir präsentieren die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus dem Einzelhandelskonzept.
1. Otterndorf ist eine wirtschaftlich starke Stadt: Natürlich kann man sich kritisch mit der Entwicklung des Einzelhandels in Otterndorf auseinandersetzen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Otterndorf hat viel zu bieten - und das schlägt sich auch in den Zahlen der GMA nieder. Für Otterndorf wurde ein Kaufkraftniveau von 97,6 Prozent errechnet. Die Medemstadt liegt damit knapp unter dem Bundesdurchschnitt (100 Prozent), aber über dem Landkreis Cuxhaven (89 Prozent) und der Stadt Cuxhaven (95,5 Prozent). Die Einzelhandelsbetriebe in Otterndorf erwirtschafteten 2024 einen Umsatz von rund 65 Millionen Euro. Es gibt 63 Einzelhandelsbetriebe mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 25.000 Quadratmetern (Stand: Mitte 2024), darunter drei Discounter und das E-Center. Die GMA spricht von einer "überdurchschnittlichen Ausstattung" in der Nahversorgung. "Der Einzelhandelsbestand in Otterndorf ist sehr konstant", so die Experten.
2. Ansiedlung von Kaufhaus Stolz bleibt schwierig: Die Kaufhauskette Stolz aus Schleswig-Holstein würde sich gern in Otterndorf mit einem mindestens 800 Quadratmeter großen Geschäft niederlassen. Optimaler Standort wäre die Fläche hinter dem Rossmann an der Straße An der Bahn. Doch dieser Bereich kommt laut Einzelhandelskonzept nicht infrage. Grund sind die Vorgaben der Landes-Raumordnung, die eine großflächige Einheit mit einem zentrenrelevanten Kernsortiment nur im zentralen Versorgungsbereich, also in der Kern-Innenstadt, und nicht am westlichen Rand der Stadt erlauben. Laut GMA-Gutachten kommen nur die Flächen um das E-Center, Lidl und Kik für die Ansiedlung eines 800 Quadratmeter großen Marktes infrage. Allerdings müsste das gesamte Areal städtebaulich komplett neu geordnet werden. Die GMA legt der Stadt die Entwicklung eines "Masterplans" für diesen Bereich ans Herz.
3. Ein Einrichtungs- und Möbelhändler fehlt: Das Möbelhaus Krooss im Himmelreich hat seinen Betrieb vor einigen Jahren eingestellt und eine Lücke hinterlassen. Der Otterndorfer Einzelhandel könnte einen Einrichtungsmarkt wie Jysk (ehemals Dänisches Bettenlager) gut vertragen. Auch Non-Food-Discounter wie Tedi oder Action fehlen bislang in Otterndorf.
4. Diskussion um Grundzentren wird wieder kommen: In der Samtgemeinde Land Hadeln gibt es mit Otterndorf, Cadenberge und Ihlienworth drei Grundzentren. Das ist ungewöhnlich, aber historisch so gewachsen. Für die Einkaufsstadt Otterndorf ist diese Konstellation nicht von Vorteil - weil sie das Entwicklungspotenzial der Medemstadt schmälert. Die GMA empfiehlt, die Kongruenzräume von Otterndorf und Ihlienworth zusammenzulegen. "Für Ansiedlungen und Erweiterungen innerhalb der Innenstadt und an den Fachmarktstandorten von Otterndorf wäre ein größerer Kongruenzraum hilfreich", sagt Florian Komossa, Projektleiter bei der GMA. In Ihlienworth kommt dieser Vorschlag verständlicherweise nicht besonders gut an - die Sietland-Gemeinde möchte Grundzentrum bleiben. Schon vor fünf Jahren kochte diese Diskussion hoch, nun könnte sie wieder Fahrt aufnehmen.
5. Altstadt als multifunktionales Zentrum: Die Otterndorfer Altstadt mit ihren malerischen Gassen, alten Häusern und kleinen Geschäften ist bei den Einheimischen und Urlaubern gleichermaßen beliebt. Das Einzelhandelsangebot ist wichtig, aber das allein reicht nicht mehr, sind sich die Stadtplaner einig. Das gilt nicht nur für Otterndorf. Die Innenstadt der Zukunft muss vielgestaltig sein. Ein Platz, an dem man sich gern aufhält, mit viel Grün, Kultur, Gastronomie und möglichst wenig Autos. Es geht in Zukunft vor allem um den Erlebniswert der Innenstadt. Auch Otterndorf muss den Wandel hinbekommen. Die GMA spricht von der "Sicherung und Stärkung der Altstadt als multifunktionales Stadtzentrum".