
Museum in Otterndorf: Schenkung eines verstorbenen Künstlers prägt neue Ausstellung
Das Museum gegenstandsfreier Kunst (MgK) in Otterndorf erhält eine bedeutende Schenkung des verstorbenen Künstlers Fritz Klingbeil. Die Ausstellung zeigt seine Werke - und setzt neue Akzente.
Für die Verfechter konkreter Kunst ist das Museum gegenstandsfreier Kunst (MgK) des Landkreises Cuxhaven in Otterndorf eine ausgesprochen "gute Adresse". In den entsprechenden Kunstkreisen weiß man um die Bedeutung der dort in Jahrzehnten entstandenen Sammlung. Und genau das mag der Grund dafür sein, dass das MgK nun mit der großzügigen Schenkung aus dem Nachlass des 2023 verstorbenen Künstlers Fritz Klingbeil eine Lücke schließen kann. Das unterstrich MgK-Direktor Wilko Austermann bei der Eröffnung der jüngsten Ausstellung.
Fritz Klingbeil, Jahrgang 1936, in Berlin geboren und im niedersächsischen Hameln aufgewachsen, gehört zu jener Künstler- und auch Künstlerinnen-Generation, für die die konstruktiv-konkrete Kunst das Nonplusultra ihres Wirkens war. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Paris geht Klingbeil 1964 nach Düsseldorf, wo er auf Gleichgesinnte trifft und in engem Austausch mit ihnen arbeitet. Präzise Planung, strenge Formen und das stete Interesse an Experimenten bestimmen seine Kunst.
Arbeit mit Plexiglas
"Reduktion ist das Wesentliche" - dieser Ausspruch, der auch der Ausstellung im MgK den Titel gibt, ist Klingsbeils Leitsatz und wird es zeitlebens bleiben. Seine auf die Farben Schwarz, Weiß und Rot reduzierte Farbskala wird er formenstreng immer wieder variieren und den Betrachtern seiner Kunst so immer neue Einblicke bieten. Und diese Farbskala bestimmt auch seine Objekte und Skulpturen, bei denen er mit Plexiglas arbeitet, in den 1960er Jahren ein Novum. Eine dieser Stelen hat nun ihren Platz in der Ausstellung, wo sie im grell-weißen Raum gewissermaßen das Spiel des Lichtes förmlich auf sich zieht.

Das Reizvolle an der Ausstellung ist in der Tat, dass sie die Arbeiten Fritz Klingbeils im Kontext zum einen mit Werken anderer konkreter Künstler zeigt - zum anderen aber in der Auseinandersetzung mit neuen künstlerischen Positionen. Wer beispielsweise von Fritz Klingbeils Stele aus Klaus Staudts "Modulation des Lichts" in den Blick nimmt, meint anfangs "Gleichklänge" auszumachen, um diesen Eindruck dann doch ganz schnell wieder zu relativieren. Ähnlich geht es einem mit Ludwig Wildings "Stereoskopischem Objekt", einer Arbeit von 1978. Ganz anders natürlich das Zusammenspiel mit Bridget Rileys zwar formstrengen aber vielfarbig-flirrendem Bild oder den im Obergeschoss des MgK gleichfalls zu sehenden Werken von Cornelia Baltes, Gloria Brand und Berta Fischer, um nur einige Namen zu nennen.
Kontraste in der Kunst
Eine in der Tat spannende Ausstellung, die Wilko Austermann anlässlich der Klingbeil-Schenkung aus der Sammlung des MgK zusammengestellt hat. Besucherinnen und Besucher wird sie in den kommenden Wochen zu Gesprächen über Parallelen und Kontraste in der Kunst anregen, über Formen- und Farbstrenge auf der einen und opulentem Umgang mit der Farbe auf der anderen Seite.
Darüber hinaus nimmt die Ausstellung die Historie des Museums und seiner so bemerkenswerten Sammlung in den Blick. Für Letztere steht zu einem ganz wesentlichen Teil auch Professor Klaus Staudt, der als künstlerischer Berater in den 1970er bis 1990er Jahren dafür sorgte (und stritt), dass der Landkreis sein Interesse an der Sammlung nie verlor. Staudt wie auch Kaija Pikarinen, die Nachlassvertreterin von Fritz Klingbeil, konnte der Erste Kreisrat des Landkreises Cuxhaven, Friedhelm Ottens, bei der Eröffnung der Ausstellung begrüßen. Ottens' besonderer Dank galt an diesem Abend natürlich Kaija Pikarinen für die großzügige Schenkung der sechs Arbeiten Fritz Klingbeils an den Förderverein des Museums gegenstandsfreier Kunst.
Von Ilse Cordes