
Otterndorf lacht: "Comedy op Platt" mit Geschichten vom echten Landleben
Jens Wagner, ehemaliger Landwirt aus Kiebitzreihe, steht mit seinem aktuellen Programm "Ok de Jungen ward mol old" auf der Bühne. Er erzählt auf Plattdeutsch aus Alltag, Familie und Dorfleben - ohne Manuskript, nah am Publikum.
Otterndorf, schnall di an: För Jens Wagner war dat hier dat allererste Mal! De Jung ut Kiebitzreihe bi Elmshorn, früher Landwirt mit 70 bis 80 Kühen und mit drei Generationen unter einem Dach, mutt sien Hof upgeven - to lütt för de große Milchwirtschaft. "Dat weer nix mehr, de Kühe hebbt mi fast utlacht", snackt he.
Sportlich is he ok: Handball, Tore schießen ut'm Rückraum, immer mit'n Kopp dörch de Wand. "Opgeven? Nee, dat kennt mi nich." Dat Kämpferische nimmt he mit op de Bühn - aver in sien Herzensspraak: Plattdüütsch. "Op Hochdüütsch klingt manchmol hart. Platt is mehr so'n Klaps up de Schuller", seggt Wagner.
Witz aus dem echten Leben
De Comedy-Karriere startete ganz bäuerlich-praktisch: Mondhelle Nacht, mit der Whiskeyflasche in der Küche, "de Fro slaapt: "Wat nu?" Dann die zündende Idee, seine Erlebnisse auf die Bühne zu bringen. Lockere Sprüche hatte er schon immer drauf und den Schalk im Nacken. Kurzerhand de Sporthalle in't Dörp anmietet - un zack - gleich voll mit 300 Leuten. Sogar RTL stunn vör de Dör. Seitdem geiht dat los.

Heute macht er Witze "för de lütten Lüüd un de ganz normalen". Alltag, Familie, Kinder, Enkel - nichts ist vor Wagner sicher. Sein aktuelles Programm heißt:
Derbe Pointen und echter Landklatsch
"Ok de Jungen ward mol old". Es gibt einen Satz, sagt er: "Fröher weer all‘ns beeter. In de 60er, 70er, dor weer de Dag noch länger un de Welt langsamer." Man schnackte noch miteinander, es gab viel Raum für Geschichten.
Un op de Bühn? Keen Zettel. He schnackt einfach los un speelt, wat de Temperatur im Saal seggt: mal Tratschtante Alma Hoppe mit Schlenkerhandtasche und Kopfputz. Mal strammer Bauer. "Immer nah bi de Lüüd", unverstellt, immer op Platt - und stets mit einem Augenzwinkern. Sein derber Humor ist ein Erlebnis für sich, auch für intellektuelle Feingeister. Wie die mit ganzem Körpereinsatz präsentierte Anschubhilfe für den tumben Deckbullen. Zwei Stunden derber Landklatsch zwischen Hühnerstall und Rübenernte, die Ackerscholle fest in den Rillen der Gummistiefel. Das Otterndorfer Publikum, ausnahmslos ohne Altersdepressionen und für jeden Spaß zu haben, dankte es ihm in der vollbesetzten Seelandhalle mit herzlichem Applaus und lauten Lachern.
Von Joachim Tonn