
"Seine größte Angst": Kolumbianer José im Cuxland integriert - muss dennoch ausreisen
Seit eineinhalb Jahren kennen sich José und Küchenchef Sebastian Uecker. Ende 2023 stand der Kolumbianer vor dem Restaurant in Dorum (Kreis Cuxhaven) und bat um Arbeit - die er auch bekam. Doch jetzt muss der Südamerikaner ausreisen.
Immer mehr Asylsuchende müssen zurück in ihre Heimatländer. Das zeigt sich auch im Landkreis Cuxhaven. José aus Kolumbien hat am 18. März erfahren, dass er innerhalb von sieben Tagen das Land verlassen soll. Ein Schock - nicht nur für ihn, sondern auch seinen Chef Sebastian Uecker.
Im November 2023 stand José vor dem Restaurant "Wurster Hof" in Dorum (Gemeinde Wurster Nordseeküste) und fragte den Inhaber und Küchenchef Sebastian Uecker um Arbeit. Die deutsch-spanische Verständigung funktionierte trotz des Google-Übersetzungsprogramms nur schleppend. Doch am Ende war Uecker klar, dass er dem 42 Jahre alten Kolumbianer mit Hotelerfahrung eine Chance geben möchte.
Über Praktikum zu Arbeitserlaubnis und Mietwohnung
Der in Dorum lebende Asylbewerber besaß zu dieser Zeit keine Arbeitserlaubnis. Uecker schloss sich mit der Gemeinde Wurster Nordseeküste kurz, beschäftigte José - wie vorgeschrieben - drei Monate als Praktikant in seiner Restaurantküche. Dann beantragte er die Arbeitserlaubnis. Uecker meldete José beim Arbeitsamt an, bei der Krankenkasse und informierte seinen Steuerberater.
Der Aufwand schien sich zu lohnen. Nach drei Monaten Praktikum durfte Uecker den Kolumbianer mit 30 Stunden pro Woche als Küchenhilfe fest beschäftigen. Außerdem vermittelte Uecker José eine Mietwohnung in Dorum.
Inzwischen sei José viel mehr als eine Küchenhilfe, sagt Uecker. Er bereitet die Lebensmittel vor und richtet Vorspeisen, Salate und Desserts wie ein Gardemanger an. So heißt der Verantwortliche für die kalte Küche bei den Profis.
Auf dem besten Weg zur Fachkraft in der Küche
An zwei Tagen in der Woche lernt José in einem Hotel in Cuxhaven Deutsch. "Wenn der das noch ein Jahr macht, würde ich ihm zutrauen, dass er seine Fachprüfung als Fachkraft in der Küche besteht", sagt Uecker. Doch so viel Zeit bleibt nicht. Am 25. März soll José Deutschland spätestens verlassen.
Nachdem Josés Asylantrag im Februar abgelehnt wurde, fuhr Uecker mit seinem Angestellten zur zuständigen Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nach Oldenburg. Dort erfuhren Uecker und José, dass die Integration bei der Asylfrage keine Rolle spielt. Entscheidend sei allein, ob es einen Asylgrund gibt. Weil Kolumbien kein Kriegsgebiet ist, muss José zurück.
"Ich verstehe das", sagt Uecker, "die Mitarbeiter machen alle ihren Job." Doch er weiß auch, dass Abschiebungsverfahren in der Vergangenheit nicht immer mit Hochdruck betrieben wurden. Er denkt, dass es am politischen Druck aus Berlin liegt, Ausweisungserfolge nachzuweisen. "Daher nimmt man die, die man am schnellsten kriegt. Das ist meine persönliche Meinung."
Sieben Tage Zeit, um Deutschland freiwillig zu verlassen
Am 18. März sei der Brief mit der Frist zur freiwilligen Ausreise angekommen. Sieben Tage blieben José danach, Deutschland zu verlassen. Die laufen am Dienstag (25. März 2025) ab.
Noch nicht einmal seine Verpflichtungen, seien es arbeits- oder mietvertragliche, dürfe er erfüllen, sagt Uecker. Andererseits liege der Reisepass von José derzeit noch in Nürnberg, wo man den 42-Jährigen mit vorläufigen Papieren ausgestattet hat. "Wie soll er denn bis Dienstag an seinen Pass kommen?", fragt sein Chef.
Warum José nicht mehr Zeit für seine Ausreise erhält, wird in dem amtlichen Schreiben wie folgt begründet: "Der Antragsteller verfügt im Bundesgebiet über keine wesentlichen persönlichen oder wirtschaftlichen oder sonstige Bindungen, die im Rahmen der Ermessensprüfung zu berücksichtigen wären. Er hat auch keine Belange vorgetragen, die es angezeigt erscheinen lassen, eine kürzere oder längere Frist zu setzen." Uecker verweist auf Josés Arbeitsvertrag und fragt: "Sind das keine wirtschaftlichen Bindungen?"
Küchenchef hofft auf Rückkehr seines Mitarbeiters
Der Restaurantbetreiber geht davon aus, die Ausweisung Josés nicht verhindern zu können. Doch er habe einen Antrag auf Härtefallprüfung gestellt, damit José wenigstens seine Angelegenheiten in Deutschland abwickeln und ohne Zeitdruck ausreisen kann.
Für den Berufsabschluss als Küchenfachkraft, den er ihm gern noch ermöglicht hätte, werde die Zeit kaum ausreichen. Genau dieser Abschluss, davon ist Uecker überzeugt, könnte José helfen, wenn er nach einer Rückkehr in sein Heimatland bei der Botschaft in Bogota einen Antrag stellt, weiter in Deutschland arbeiten zu dürfen.
Uecker wünscht sich, dass José auch ohne deutschen Berufsabschluss als Arbeitskraft zu ihm in den Wurster Hof zurückkehrt. Doch solche Anträge könnten Monate dauern, sagt er.
Noch arbeitet José im Wurster Hof. "Seine größte Angst ist es, nachts geweckt und abgeführt zu werden", sagt Uecker. Lieber wolle er sich ein Flugticket kaufen und freiwillig gehen. Uecker möchte wenigstens, dass José dafür mehr als ein paar Tage Zeit bleiben.
Von Heike Leuschner