Sportboothäfen an Elbe und Oste kämpfen gegen den Schlick
Bei der Debatte über den Elbschlick werden sie meistens vergessen: die kleinen Sportboothäfen an Elbe und Oste. Doch auch sie haben erhebliche Probleme und müssen laufend ihre Becken spülen und ausbaggern. Das ist teuer und aufwendig.
Etwa 120 kleine Häfen und Liegestellen für Sport- und Segelboote gibt es an der Elbe und seinen Nebenflüssen zwischen Cuxhaven und der Staustufe Geesthacht. 80 von ihnen - mit insgesamt 6500 Liegeplätzen - werden als "touristisch oder sportbootpolitisch bedeutsam" eingestuft. Sie alle kämpfen mit der zunehmenden Verlandung, also der Anhäufung von Schlick.
Weil diese Entwicklung im Zuge der Elbvertiefung von Experten vorhergesagt worden war, hat die Freie und Hansestadt Hamburg im Jahr 2007 die Stiftung Elbefonds gegründet, die den Sportboothäfen anteilig Fördermittel für die Ausbaggerung bereitstellt. Allerdings werden nur maximal 30 Prozent der Kosten antragstellender Häfen von der Stiftung übernommen, die restlichen 70 Prozent müssen sie selbst tragen. Empfänger der Unterstützungsgelder aus dem Elbefonds sind Häfen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Aus dem Cuxland gehören unter anderem die Segler-Vereinigung Cuxhaven und die Seglervereinigung Neuhaus zu den Beziehern.
"Die Unterhaltung der Tiefe hat uns in der Vergangenheit vor Riesenprobleme gestellt. Das ging fast bis zur Insolvenz", berichtet Joachim Schlichting, Vorsitzender der Seglervereinigung Neuhaus. Wegen der Schlickprobleme musste die Hafenanlage sogar verkleinert werden. Kam früher der Bagger zu Einsatz, holt sich der Verein seit drei Jahren das Wasserinjektionsgerät (WIG) "Steubenhöft" von NPorts in den Hafen. Einmal im Jahr spült das Arbeitsschiff den Hafenbereich durch, das kostet die Seglervereinigung rund 4500 Euro. 30 Prozent der Kosten übernimmt die Stiftung Elbefonds, den Rest müssen die etwa 60 Mitglieder tragen. "Das ist schon eine ordentliche Belastung für so einen kleinen Verein", meint Schlichting.
Immerhin: Das Spülschiff scheint Wirkung zu zeigen. So sehr, dass die Seglervereinigung überlegt, ihren um 30 Prozent zurückgebauten Hafen wieder auf alte Größe zu bringen. "Innerhalb der bestehenden Anlage werden wir in diesem Jahr einen Teilbereich so zusammenstecken, dass vier Liegeplätze dazukommen", sagt Joachim Schlichting.
"Spüli" fährt regelmäßig durch den Seglerhafen
Gute Erfahrungen mit dem Spülschiff hat auch die Stadt Otterndorf gemacht. Das 230 PS starke Schubboot "Spüli" wurde gebraucht in Holland gekauft und 2012 von der Yachthafengemeinschaft Otterndorf (YGHO) in Eigenleistung fachgerecht für die Bedürfnisse umgebaut. Jetzt fährt es regelmäßig durch den Seglerhafen. "Wir können damit bis zu fünf Meter Schlick schieben", sagt der Vorsitzende Axel Steffens. Am Boot kommt eine Pumpe mit Wasser-Luftgemisch zum Einsatz. Zwei bis drei Stunden vor Beginn des Niedrigwassers wird damit der Schlick aufgelockert und der Ebbstrom zieht ihn dann aus dem Hafen. Otterndorfs Stadtdirektor Frank Thielebeule ist zufrieden mit "Spüli" und hält eine von verschiedenen Seiten geforderte Ausbaggerung des Seglerhafens für "nicht erforderlich".
Der Erfolg der Spülboote kann aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sich das Schlickproblem in der Elbe eher verschlimmert als verbessert. Besonders problematisch wird es, wenn große Schiffe an den Elb-Orten vorbeifahren. Es entsteht der klassische sogenannte Schwell, also fortlaufende Wellen, die nach Experteneinschätzung mit erheblich größerem Druck als früher durch die kleinen Häfen spülen. Was sie zurücklassen, sind Schlick und Sand.
Davon kann der Altenbrucher Seesportverein ebenfalls ein Lied singen. "Die Masse an Schlick in unserem Hafen hat deutlich zugenommen", weiß Sven Ortmann, zweiter Vorsitzender des Vereins. Auch die Altenbrucher nutzen ein Spülboot, um der Verschlickung Herr zu werden. "Es hat eine recht einfache Funktionsweise. Es fährt mit einer großen Schraube bei ablaufendem Wasser durch den Schlick und wühlt ihn auf. Die obere Schlickschicht wird dann mit der Strömung des ablaufenden Wassers aus dem Hafen gespült", erklärt Ortmann. Die Unterhaltungs- und Reparaturkosten des mittlerweile in die Jahre gekommenen Bootes trägt der Altenbrucher Seesportverein.
Durch Schlick höhere Pockenbildung an den Rümpfen
Das Spülen des Altenbrucher Hafens sei in den vergangenen Jahren häufiger notwendig geworden, sagt der Vize-Vorsitzende. "Während wir sonst einmal am Saisonanfang gespült haben, ist es mittlerweile dreimal im Jahr notwendig." Sicherlich gebe es effektivere Methoden, den Hafen zu spülen, so Ortmann, die seien jedoch "für uns zu kostenintensiv" und würden ohnehin wenig Sinn machen. "Denn selbst wenn der Hafen am Saisonanfang professionell gespült werden würde, wäre der Schlick nach drei Monaten wieder genauso hoch wie am Saisonanfang." Weiteres Problem: Wenn die Boote des Seesportvereins bei Niedrigwasser im Schlick liegen, was immer häufiger vorkommt, tritt eine höhere Pockenbildung an den Rümpfen auf.
Dass die Schlamm-Problematik eher größer als kleiner geworden ist, bestätigt auch Jörn Pietschke, Vorstandssprecher der Segler-Vereinigung Cuxhaven (SVC). Was tut der Verein, um die Schlick-Misere in den Griff zu bekommen? "Wir baggern regelmäßig", sagt Pietschke. Wurde der Yachthafen mit seinen rund 230 Liegeplätzen in früheren Jahren nur einmal pro Saison ausgebaggert, passiert das heute manchmal sogar zweimal. Zwar erhält der Verein Unterstützung aus dem Elbefonds, aber um die gestiegenen Baggerkosten decken zu können, müssen die Mitglieder tiefer in die Tasche greifen.