Pottwalstrandungen sorgten im 18. Jahrhundert für große Aufregung in der Bevölkerung. Diese Darstellung zeigt das traurige Ende eines Wal-Lebens in dem niederländischen Ort Egmond aan Zee im Jahr 1764. 41 Jahre früher, im Jahr 1723, strandeten 21 Pottwale vor Neuwerk. Foto: Cetacea.de
Pottwalstrandungen sorgten im 18. Jahrhundert für große Aufregung in der Bevölkerung. Diese Darstellung zeigt das traurige Ende eines Wal-Lebens in dem niederländischen Ort Egmond aan Zee im Jahr 1764. 41 Jahre früher, im Jahr 1723, strandeten 21 Pottwale vor Neuwerk. Foto: Cetacea.de
Meeressäuger

Tierdrama vor 300 Jahren: Am 3. Dezember 1723 strandeten 21 Pottwale vor Neuwerk

von Christian Mangels | 01.12.2023

Vor 300 Jahren, am 3. Dezember 1723, spielte sich in der Elbmündung ein Tierdrama ab: Insgesamt 21 Pottwale strandeten und verendeten vor Neuwerk - es war eine der größten Walstrandungen in der Geschichte der Nordseeregion.

Weltweit kommt es immer wieder zu Strandungen von Walen. Manchmal werden dabei ganze Gruppen der Meeressäuger auf den Strand gespült, teilweise noch lebend, teilweise aber auch tot. Die Ursachen für diese Strandungen sind bisher ungeklärt. Mögliche Faktoren sind die Meeresverschmutzung, Lärm, Magnetfeldschwankungen oder auch Einflüsse von Wind und Strömungen.

Auch an den deutschen Küsten kommt es immer wieder zu solchen Walstrandungen. Meistens sind es einzelne Tiere, nur in sehr seltenen Fällen auch größere Gruppen. Vor genau 300 Jahren verirrte sich ein Schwarm von 21 Walfischen in die Elbmündung und verendete schließlich auf Watt und Sänden bei Neuwerk. Sie wurden von Fischern aus Duhnen, Blankenese, Altona und Neuwerk abgespeckt.

Zeitgenössische Chronik aus Bremen erinnert an das Tierdrama

Eine zeitgenössische Chronik aus Bremen erinnert an das Tierdrama im Dezember des Jahres 1723. Es hatte sich "bei einem Sturmwind eine unerhörte Sache begeben, daß nämlich unterschiedliche der größten Art Walfische, eigentlich Cajelot-Fische genannt, sich zwischen der Elbe und Weser hat sehen lassen".

Der Leipziger Apotheker Johann Heinrich Linck berichtete: "Diese Fische schwammen so groß und hoch auf dem Wasser, daß man etliche davon für Schiffe oder Mastbäume ansah; nachdem sie aber nach und nach, bey ohne dem ablauffenden Wasser, auf dem Grund fest zu sitzen kommen, machten sie ein schröcklich Lermen mit Schlagung ihrer Schwäntze, auch sonsten ein greulich Gethön und Geheule, welches alle daherum liegenden Schiffer in solche Furcht und Schröcken setzte, daß einige von ihnen, die daselbst zu Anker liegen wollten, oder schon lagen, wieder zurückkehrten, in der Einbildung, der Teufel wolle daselbst sein Fest halten."

Ein Bremer Chronist beschreibt ein besonders großes Tier und geht auch mitleidslos auf die Verwertung des Säugers ein. Der Wal sei "95 Schuh lang gewesen, und soll der Speck davon 36.000 bis 40.000 Pfund gewogen haben. Von dem Gehirn oder sogenannten Walrat sind Fässer vollgefüllt, und hat ein Kaufmann zu Bremen allein für 4000 Taler davon bekommen."

Wie einer zeitgenössischen Handschrift aus Hamburg zu entnehmen ist, wurden alle Meeresriesen an Ort und Stelle komplett verwertet. Die Hauptarbeit hatten die Speckschneider zu bewältigen. Eile war geboten, da sich die nächste Flut bereits angekündigt hatte. Auf Schiffen und Pferdewagen wurden so große Mengen von Walspeck ans Festland geschafft. 

Die Obrigkeit sah sich veranlasst, Verordnungen herauszugeben, nach denen die Menschen an der Küste "solchen Speck in ihren Häusern umb Feuers Brunst zu vermeiden, nicht ausbrennen dürfen." Deshalb bemühte man sich darum, den Speck zu verkaufen - "das Pfundt, roh für 6 à 9 Pf."

Heute ist der Handel mit Walprodukten weltweit verboten. Die Nachfrage nach Walfleisch sinkt seit Jahren - dennoch töten Japan, Norwegen und Island jährlich noch etwa 1500 Wale bei ihren grausamen Jagden. 

Die letzte Pottwalstrandung vor der Nordseeküste bei Cuxhaven ist mehr als sieben Jahre her: Damals wurde ein toter Meeresriese am Sahlenburger Loch entdeckt.

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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