
Umweltschutz und Effizienz: Kläranlage Cuxhaven wird für 2,3 Millionen Euro saniert
Wer am Klärwerk Cuxhaven vorbeifährt, sieht einen der drei großen "Türme" eingerüstet. Was unscheinbar wirkt, ist eine Investition von 2,3 Millionen Euro, die in Zukunft viele Vorteile für die Anlage, aber auch eine große CO2-Einsparung bedeutet.
Der Schlammvorlagebehälter wird zurzeit saniert. Neben dem Schlammvorlagebehälter sind auf dem Gelände in Cuxhaven noch zwei weitere "Türme" zu sehen. Dabei handelt es sich um zwei Faulbehälter beziehungsweise Faultürme, die in größeren Kläranlagen zur Behandlung von Abfallprodukten der Abwasserreinigung - sogenannten Schlämmen - eingesetzt werden. Jeder Behälter hat ein Fassungsvermögen von 5000 Kubikmetern.
Ziel der Schlammbehandlung ist unter anderem die Gewinnung von Klärgas. Das gewonnene Klärgas wird in Blockheizkraftwerken (BHKW) verstromt und die dabei entstehende Wärme genutzt. "Der Strom wird für die Gebäude auf dem Gelände genutzt. Genauso wie die Wärme, die ebenfalls für die Betriebsgebäude und die Stadtgärtnerei eingesetzt wird", erklärt Thorsten Burrmann, zuständig für den Betrieb und die Regionssteuerung Cuxhaven/Hadeln.
Im Vorlagebehälter wird der Schlamm nach der Ausgasung zwischengelagert und gelangt anschließend zur maschinellen Schlammentwässerung. Vor der Zentrifugierung wird der Schlamm mit Flockungshilfsmitteln vermischt, um seine Entwässerungseigenschaften zu verbessern. Die abgetrennte Flüssigkeit wird in die biologische Reinigungsstufe zurückgeführt. Der getrocknete Schlamm wird anschließend in Containern nach Bremen transportiert und dort der Verbrennungsanlage zugeführt.
480 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen
Um die Sanierung des Behälters durchführen zu können, wurde er in den vergangenen Monaten entleert. Es ist das erste Mal seit 40 Jahren, dass der Behälter vollständig leer ist. "Also auch für uns in der Branche ein außergewöhnlicher Vorgang. Der Behälter ist derzeit begehbar, um seine Innenverkleidung zu überprüfen und zu sanieren", berichtet Alexander Jewtuschenko von der EWE-Konzernkommunikation.
Im Zuge der Sanierung wird der Behälter auch ertüchtigt. Es werden zum einen neue Rührwerke eingebaut, um zukünftig den in den Behältern zwischengelagerten Schlamm besser verwerten zu können. Zum anderen wird eine innovative Technologie verbaut, eine sogenannte Vakuumentgasung. Ziel ist es dabei, Emissionen des Treibhausgases Methan zu reduzieren. "Wir planen dadurch eine Reduktion von 480 Tonnen CO2 pro Jahr, was gleichzeitig auf die Klimaziele der Stadt Cuxhaven und der EWE Wasser GmbH einzahlt", erklärt Karsten Rathjens, Abwassermeister in Cuxhaven und ergänzt: "Durch die Vakuumentgasung ist es möglich, das gesamte Methan in den Faulbehältern aus dem Schlamm zu ziehen. So gelangt der Schlamm methanfrei in den Vorlagebehälter, wo dann kein Methan mehr austreten kann."
Die Sanierung bringt noch weitere Vorteile. Es wird mehr Energie gewonnen und ein höherer Entwässerungsgrad erreicht. Das bedeutet, dass weniger Chemikalien eingesetzt werden müssen und weniger LKWs den Schlamm nach Bremen transportieren - auch hier wird CO2 eingespart.
Früher wurde der Klärschlamm nach der Behandlung unter anderem auf Felder ausgebracht. Ab 2029 sind die Betreiber von Kläranlagen jedoch verpflichtet, den im Klärschlamm enthaltenen Phosphor zurückzugewinnen. Einige Forscher gehen davon aus, dass die weltweiten Phosphorreserven in 50 bis 100 Jahren erschöpft sein werden. "Deshalb wird der Schlamm verbrannt, um aus der Asche Phosphorverbindungen zu gewinnen", sagt Thorsten Burrmann. Diese können dann unter anderem der Düngemittelindustrie zugeführt werden.
Laut der EWE Heute zählt die Abwasserreinigungsanlage in Cuxhaven zu den modernsten und größten Anlagen im Nord-Westen Deutschlands. Die Kanalisation der Stadt Cuxhaven erstreckt sich über das Stadtgebiet Cuxhaven. Hinzu kommen die umliegenden Samtgemeinden Land Hadeln und Am Dobrock sowie Teile von Nordholz, die Ihre Abwässer zur Abwasserreinigungsanlage Cuxhaven fördern.
Führungen durch die Kläranlage
Wer die spannenden Prozesse auf dem Klärwerk selbst verfolgen möchte, kann bei EWE-Wasser Führungen durch die Anlage anfragen. Ziel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es, die Bürgerinnen und Bürger, oft auch Schulklassen, für die Arbeit in der Kläranlage zu sensibilisieren. Besucher erfahren unter anderem, dass die häusliche Toilette kein Mülleimer ist. Feuchttücher, Wattestäbchen, Tampons und vieles mehr gehören einfach nicht in die Schüssel. Vor allem Essensreste sollten nicht heruntergespült werden, da sie Ratten anlocken können.

