Die Vogelgrippe ist erneut auf der Hochseeinsel Helgoland angkommen. Archivfoto: Rauch
Die Vogelgrippe ist erneut auf der Hochseeinsel Helgoland angkommen. Archivfoto: Rauch
Nächste Art betroffen

Vogelgrippe auf Helgoland: Virus tötet hunderte Tiere

von Jens Potschka | 08.06.2023

Auf der idyllischen Nordseeinsel Helgoland breitet sich eine besorgniserregende Situation aus: Nachdem bereits im letzten Sommer zahlreiche Basstölpel der Vogelgrippe zum Opfer fielen, ist nun eine weitere Vogelart von dem Virus H5N1 betroffen.

Bereits vor Pfingsten erreichten Elmar Ballstaedt vom Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und Natur Informationen aus Niedersachsen, das auf der Insel Wangerooge vier Trottellummen positiv auf das Virus H5N1 getestet wurden. "Dies war für uns alarmierend", sagt Ballstaedt gegenüber unserem Medienhaus, denn zu diesem Zeitpunkt habe er auch schon erste tote Trottellummen an den Stränden der Hochseeinsel Helgoland gefunden. Die Ergebnisse aus dem Landeslabor Schleswig-Holstein bestätigten jetzt den Verdacht.

Nachdem im vergangenen Sommer viele Basstölpel auf Helgoland an der Vogelgrippe verendet waren, gibt es jetzt Gewissheit darüber, dass viele der kleineren Trottellummen von dem Virus befallen sind. Die Jungtiere sollten in zwei Wochen eigentlich zu ihrem ersten großen "Lummensprung" antreten. Für Insulaner und Touristen ist das in jeder Saison wieder ein viel beachtetes Naturschauspiel.

Hunderte Küken auf Helgoland tot aufgefunden

Etwa 200 frisch geschlüpfte Lummenküken sind seit Pfingsten tot auf der Nordseeinsel Helgoland gezählt worden. Elmar Ballstaedt vom Verein Jordsand erklärt: "Wir haben 20 verendete Altvögel und knapp 20 tote Dreizehmöwen entdeckt. Die Tiere waren vermutlich von Helgoland aus angespült worden. Das Ausmaß der Vogelgrippe kann Ballstaedt derzeit nicht konkret bewerten. Ungewiss sei auch, wie sich das Virus in den nächsten Wochen bei den Lummen verbreiten werde.

"Wir sammeln die toten Tiere ein, lassen sie beproben und fachgerecht entsorgen", berichtet die Leiterin des Ordnungsamtes der Gemeinde Helgoland Jonna Voigt auf Anfrage und fügt hinzu: "Eine Gefahr für die Bevölkerung und Gäste besteht derzeit nicht." Es gelte jedoch, die Aushänge zu beachten und den direkten Kontakt mit den Vögeln zu vermeiden.  

Hohe Ansteckungsgefahr bei Lummen auf Helgoland

Auf der roten Felseninsel werden häufig auch Basstölpel mit schwarzen Augen gesichtet. In Schottland haben Forscher nachgewiesen, dass schwarzäugige Tölpel Antikörper gegen das H5N1-Virus in sich trugen. Anders als die Basstölpel brüten die Lummen lokal und in kleinen Abständen in einzelnen Felsbändern. Dort könnte sich das Virus rasant verbreiten. Die Gruppen haben miteinander allerdings eher weniger Kontakt. Daher ist theoretisch denkbar, dass die Vogelgrippe zwar einzelne Brutgruppen, nicht aber die gesamte lokale Population der Trottellumme auslöschen könnte.

Eigentlich sollten die Jungtiere in zwei Wochen zu ihrem ersten großen "Lummensprung" antreten. Doch jetzt macht den Vögeln das Virus schwer zu schaffen. Archivfoto: Kramp

In anderen Lummen-Kolonien gibt es laut Verein Jordsand bis jetzt noch keine Probleme mit dem Virus. Anders sieht es auf der Insel Helgoland aus. Woher genau das Virus kommt, ist bislang noch unklar. Im vergangenen Jahr tötete die Vogelgrippe etwa 90 Prozent der Basstölpel-Küken auf Helgoland. Bei der Trottellumme äußert sich H5N1 ähnlich wie bei den Basstölpeln: lethargische Haltung, Wackeln und Fieber. "Irgendwann stürzen die Tiere dann den Felsen herunter oder fliegen zum Sterben auf das Meer hinaus", sagt Elmar Ballstaedt.

Bei den Basstölpeln wurden bisher keine toten oder infizierten Tiere gefunden - die Vögel brüten normal. Ein erneuter Vogelgrippe-Ausbruch könne jedoch auch hier nicht ausgeschlossen werden.

Verein und Vogelwarte raten zur Vorsicht

Da Lummenküken zum Beispiel gerne von Möwen gefressen werden, sammeln der Verein Jordsand und die Vogelwarte auf Helgoland die verendeten Tiere nun regelmäßig ein. Sie empfehlen an den Stränden und Küsten den Kontakt zu toten Vögeln zu vermeiden und das Ordnungsamt zu informieren. Auch Hundebesitzer sollten besonders vorsichtig sein. An den Klippen und an den Stränden hat die Gemeinde Helgoland bereits zahlreiche Warnschilder aufgestellt.

Zum "Lummensprung" in zwei Wochen war ursprünglich ein großes Programm geplant worden. Dies wird nun vermutlich angepasst werden müssen: Statt Führungen unter der Klippe soll es nun Rundfahrten geben, bei denen Fachleute die Gäste über die Vogelgrippe aufklären wollen.

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Jens Potschka

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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