
Nach Wolfsrissen im Kreis Cuxhaven: Wie Eltern und Schulen Kinder schützen können
Wölfe in der Nähe von Schulen und Kindergärten in Stadt und Kreis Cuxhaven sorgen für Verunsicherung. Experten raten zu Gelassenheit und informieren über das richtige Verhalten bei Begegnungen mit dem Raubtier.
Wo sich der Wolf sehen lässt und seine Spuren hinterlässt, erzeugt er auch Unbehagen. Gerade bei Eltern herrscht angesichts ortsnaher Nutzierrisse Verunsicherung zum richtigen Verhalten - besonders jetzt zu Beginn der dunkleren Jahreszeit, wo Schule oder Kita in der Dämmerung starten.
Mit Grimms Märchen über blutrünstige Wölfe sind Generationen aufgewachsen. Das Schicksal von Rotkäppchen oder den sieben Geißlein ist Kollektivbewusstsein. Schafrisse am helllichten Tag mitten im Dorf unweit vom Kindergarten oder in Hofnähe - wie erst in Steinau geschehen - erzeugen Unbehagen. Und sogar mitten in der Stadt Cuxhaven ist das Raubtier unterwegs. In der vorigen Woche riss es ein Rind in Nachbarschaft zu Süderwisch, unweit von mehreren Kindergärten und der Schule.
Kein Wunder also, dass das Auftauchen des Raubtiers Unbehagen erzeugen kann. Wie verhält man sich in Wolfsgebieten richtig? Was sollten Erzieherinnen und Lehrkräfte beachten?
Torsten Ayecke, Grundschulleiter in Ihlienworth macht eine große Verunsicherung aus. Er kündigt auf Nachfrage unseres Medienhauses an, dass der Umgang mit dem Wolfsaufkommen am Donnerstag aktuell auf der Dienstbesprechung thematisiert werde. "Das Thema Wolf bewegt uns und wir machen uns Sorgen", sagt der Rektor und beklagt, dass es bisher vom Land oder Landkreis keine Handlungsanleitung gibt, was in Wolfsgebieten zu beachten sei.
Das Wolfsbüro in Niedersachsen ist beim für Naturschutz zuständigen niedersächsischen Landesbetrieb NLWKN angesiedelt. Zum Verhalten in Wolfsgebieten hat es einige Informationen im Internet zusammengestellt. Es thematisiert auch Ausflüge mit Kindern und Jugendlichen in Gebieten mit Wolfsvorkommen. Kinder wie Erwachsene zählen demnach nicht zum Beutespektrum von Wölfen. Eine mögliche Gefährdung durch Wildtiere sei jedoch - wie bei anderen Wildtieren auch - nie zu 100 Prozent auszuschließen. Wildtiere mieden normalerweise Kontakt zu Menschen. Werden sie überrascht, sondieren sie die Lage und treten den Rückzug an - fluchtartig oder in Ruhe. Es sei denn, es handele sich um ein neugieriges Jungtier.
Eine Gefährdung der Kinder durch Wölfe oder beispielsweise durch andere größere Wildtiere sei besonders gering, weil durch Kinder ein gewisser Geräuschpegel im Wald herrsche, sodass Wölfe diesen Bereich meiden werden. Weil Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen der Aufsichtspflicht der Erzieher oder Betreuer unterliegen, gibt es seitens des Wolfsbüros auch in Wolfsgebieten keinen Grund, auf Waldtage oder auf Ausflüge zu verzichten.
Es sei vollkommen normal, wenn Wölfe durch Siedlungen oder an Ortschaften vorbeilaufen, Felder oder Straßen queren - besonders in der Dämmerung oder in der Nacht, manchmal auch tagsüber in Zeiten geringerer menschlicher Aktivitäten, teilt das dem Umweltministerium unterstellte Wolfsbüro mit.
Wölfe würden Siedlungen und Ortschaften als Teile ihres natürlichen Lebensraums akzeptieren. Sie seien nicht auf "Wildnis-Gebiete" angewiesen. Es genüge ihnen, wenn sie ausreichend Rückzugsmöglichkeiten und Ruheplätze sowie genug Nahrung finden. Auch Sichtungsmeldungen in der Nähe von Kindergärten sind laut Wolfsbüro unter diesen Aspekten zu bewerten.
Für Waldkindergärten und Gruppen, die bestimmte Plätze in der Natur immer wieder aufsuchen, sei es besonders wichtig, darauf zu achten, keine Abfälle zu hinterlassen. Dadurch können Wildtiere daran gewöhnt werden, dort regelmäßig nach Nahrung zu suchen.
Situationen, in denen sich Wölfe auffällig verhalten, in dem sie Menschen sehr nah an sich heranlassen oder sogar aktiv die direkte Nähe zu Menschen suchen, seien "extrem selten", so das Wolfsbüro. In Niedersachsen habe es solche Begegnungen bisher nur von wenigen Wölfen gegeben. Diese Tiere hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit in ihrer Welpenzeit positive Erfahrungen mit Menschen gesammelt.
Kindergärten, Schulen oder Vereine können den Wolf aktiv zum Thema machen. In Niedersachsen hat das Umweltbildungszentrum Schubz Lüneburg zusammen mit der Landesjägerschaft Niedersachsen eine Bildungsinitiative entwickelt, speziell für Kinder und Jugendliche "Den Wölfen auf der Spur". Auch der NABU hat beispielsweise umfangreiches Unterrichtsmaterial zur Bildungsarbeit für Kitas und Schulen erarbeitet. Das Wolfsbüro hat eine Kinderheft über "Fenja. Auf eigenen Pfoten durch die Welt der Wölfe" herausgegeben.
Verhalten bei Begegnungen
Vom Wolfsbüro empfohlenes Verhalten bei Begegnungen. Für Kinder gelten die gleichen Verhaltenstipps wie für Erwachsene.