Vor 30 Jahren: Als der Kreis Cuxhaven neue Postleitzahlen bekam
2190 Cuxhaven, 2178 Otterndorf oder 2170 Hemmoor: So stand es bis Mitte 1993 auf unzähligen Briefen und Postkarten, die ihre Empfänger im Cuxland hatten. Dann kam die große Umstellung: Vor 30 Jahren wechselte die Post auf fünfstellige Postleitzahlen.
Durch die Wiedervereinigung war eine Vereinheitlichung der Postleitzahl-Systeme der Bundesrepublik Deutschland und der DDR notwendig geworden. So existierten rund 800 Dubletten, die beseitigt werden mussten. Ein Beispiel: Sowohl Bremerhaven als auch Parchim in Mecklenburg-Vorpommern hatten die Postleitzahl 2850. Deshalb war zunächst den Ziffern ein "W" für West oder ein "O" für Ost vorangestellt worden. Außerdem sollte mithilfe der fünfstelligen Postleitzahlen die Briefsortierung in neuen modernen Briefzentren, die in den 1990er-Jahren entstanden, wirtschaftlicher und effizienter gestaltet werden.
Mit der Einführung der neuen, nun fünfstelligen Postleitzahlen gab es für Cuxhaven statt der 2190 nun - je nach Wohnort - vier verschiedene Varianten: 27472, 27474, 27476 und 27478. Die Medemstadt Otterndorf musste sich von der 2178 verabschieden und bekam die 21762. Für Hemmoor galt jetzt 21745 statt 2170.
Mit einer breit angelegten Werbe- und Informationskampagne informierte die Deutsche Post die Bundesbürger damals über den Wechsel von der vier- zur fünfstelligen Postleitzahl. Die Comicfigur Rolf verkündete mit der Stimme des Schauspielers Rolf Zacher: "Fünf ist Trümpf!". Rudi Carrell rührte die Werbetrommel für die neue Postleitzahl mit seiner Show "Die Post geht ab”. Bekannte deutsche Regisseure wie Loriot, Doris Dörrie oder Helmut Dietl behandelten das Thema in humorvollen Fernsehspots.

Trotz einer generalstabsmäßigen und akribischen Vorbereitung durch die Deutsche Post stieß die Umstellung bei vielen Cuxland-Bewohnern nicht auf Begeisterung, wie ein Blick ins Archiv belegt. Bei einer Umfrage der Cuxhavener Nachrichten sprachen die Befragten beim Anblick des neuen Postleitzahlenbuches von "Geldverschwendung", "Quatsch" und "blöder Aufmachung". Das PLZ-Nachschlagewerk gibt es übrigens noch immer. Zwar bietet die Post im Internet längst eine simple Suchfunktion an, Offline-Nostalgiker können die Printversion aber noch bestellen.
Nicht nur Privatbürger mussten sich umstellen, sondern auch viele Vereine und Firmen. Die Cuxhavener Nachrichten berichteten damals über die Sekretärin des Weltumseglervereins Trans Ocean, die bei der Umwandlung der Adressdaten "viel Geduld und starke Nerven" brauchte: "Da ein passendes Computerprogramm nicht rechtzeitig auf dem Markt war, musste sie alle Zahlen von Hand zusammensuchen. Zwei Wochen wälzte sie das dicke Postleitzahlenbuch hin und her, bis sie die Adressen von allen 2500 Mitgliedern aus dem Inland aufgefrischt hat."
Unbeeindruckt von der scharfen Kritik
Der für die Landkreise Cuxhaven und Stade zuständige Post-Pressesprecher Volker Reimann zeigte sich damals relativ unbeeindruckt von der scharfen Kritik zur Umstellung, die vor allem von Firmen geäußert wurde. Im Gespräch mit der Niederelbe-Zeitung warf er den Unternehmen vor, "schlichtweg geschlafen zu haben". Die Post habe bereits Monate vor Einführung der neuen Zahlen die Firmen informiert. Wer danach noch zehntausende Briefbögen mit den alten Leitzahlen in Auftrag gegeben habe, habe einfach die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Reimann: "Da fehlt es bei uns dann auch an Mitleid."
Mit der Umstellung der Postleitzahlen gab es auch neue Wege für die Postfahrer: Die Stadt Cuxhaven war nun postalisch Bremen zugeordnet und nicht mehr Hamburg-Harburg. "Der Kunde merkt davon nichts", sagte Reimann.