
Grabung im Kreis Cuxhaven: DNA-Spuren geben Einblick in die Steinzeit-Kultur
In Wanna-Ahlenfalkenberg enthüllen Archäologen Geheimnisse der Steinzeit. DNA- Spuren aus der Grabkammer sollen Licht auf die Herkunft und Lebensweise der Steinzeit-Bauern im Elbe-Weser-Dreieck werfen.
Die ersten Bauern dieser Region siedelten in der Steinzeit um 3300 bis 3000 vor Christus und hinterließen hier mächtige Bauwerke aus Stein. Vom Moor überwachsene Großsteingräber dienen heute der Wissenschaft als wertvolle Zeitkapseln und ermöglichen - weil unangetastet - den unverfälschten Blick zurück, geradewegs in die Steinzeit. Seit 2019 sind Forschende des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung in Wanna-Ahlenfalkenberg den ersten Siedlern und ihren beeindruckenden Hinterlassenschaften auf der Spur.
Die Ausgrabungen gehen dort in diesem Sommer in eine weitere Runde. Vom 7. Juli bis Ende August soll der erste Bereich eines steinzeitlichen Ganggrabes freigelegt werden. Die Kampagne konzentriert sich diesmal vornehmlich auf dieses Großsteingrab am Ende der Seestraße in Ahlenfalkenberg. Auf dem Plan steht die Bergung des kompletten Grabinventars. Wo kamen die ersten Bauern in unserer Region ursprünglich her? DNA-Spuren könnten ein Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage sein. Erstmals in Niedersachsen sollen aus dem Sand unter den Grabkammern DNA-Proben entnommen und analysiert werden. Ebenfalls vorgesehen sind Lipid-Untersuchungen an Keramik-Funden. Diese Speisefette könnten Aufschluss über die Nutzung der Gefäße sowie Hinweise auf die Lebensweise der Bevölkerung in der Trichterbecherzeit geben.
Trichterbecherkultur im Vordergrund
Anja Behrens, Diplom-Prähistoriker am Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung, erläutert zum aktuellen Forschungsvorhaben "Zwischen den Flüssen und gegen den Strom", dass die Trichterbecherkultur im Elbe-Weser-Dreieck weiterhin im Vordergrund steht. Anhand von Untersuchungen zur Architektur der Großsteingräber in der Region - es sind insgesamt mehr als 400 - und den darin gefundenen Beigaben werde geprüft , ob sich für die unterschiedlichen natürlichen Lebensräume wie Hohe Lieth, Stader Geest und Harburger Berge unterschiedliche Traditionen im Grabbau oder der Gestaltung der Keramikgefäße zeigen. "Damit soll die soziale Struktur sowie die Vernetzung der damaligen Gemeinschaften besser verstanden werden", erläutert die Steinzeit-Expertin.
Geprüft werden soll zudem, wie die Gemeinschaften im Elbe-Weser-Dreieck von benachbarten Regionen beeinflusst waren oder wiederum diese beeinflussten. "Dies gilt schon lange als Forschungsdefizit, das wir gerne lösen möchten. Die Elbe wird seit Definition der Trichterbecherkultur als Grenze zwischen zwei großen Gruppen - der Nord- und der West-Gruppe - angesehen, eine Prüfung fehlt jedoch bislang", erhofft sich die Wissenschaftlerin Aufschluss.
Führungen immer mittwochs
Wiederum werden im Zuge der aktuellen Kampagne Führungen auf der Ausgrabungsstelle angeboten. Sie finden immer mittwochs um 15 Uhr statt. Das Parken am Straßenrand auf der Seestraße ist jedoch nicht erwünscht. Geparkt werden kann jedoch auf der Silofläche, die zum Grab führt, und unmittelbar an die Grabiungsstätte angrenzt.