Ein Richtkranz weht am Dachstuhl eines neu gebauten Einfamilienhauses in einer Neubausiedlung. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Ein Richtkranz weht am Dachstuhl eines neu gebauten Einfamilienhauses in einer Neubausiedlung. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Keine Häuslebauer

Kein Haus, keine Mauer: Warum nur noch wenig Menschen im Kreis Cuxhaven bauen wollen

von Christian Mangels | 05.08.2024

Viele Familien lassen aktuell ihre Hausbau-Pläne im gesamten Kreis Cuxhaven fallen. Beispiel Nordleda: Standen die Interessenten vor der Ukraine-Krise noch Schlange, bleibt die Gemeinde aktuell auf ihrem Bauland sitzen. Die Gründe für den Einbruch.

Der Wind weht durchs kniehohe Gras, trübe Wolken ziehen über das Baugebiet "Heringskoop", und weit und breit kein Mensch. Kein Haus, keine Mauer. Nicht mal eine Baumaschine. Es braucht viel Vorstellungskraft, um sich auf der Grünfläche neben der Landesstraße 118 ein lebendiges Wohnviertel auszumalen. 

Der Rat der Gemeinde Nordleda hatte den Bebauungsplan für die rund 14.000 Quadratmeter große Fläche mit ihren 13 Bauplätzen vor drei Jahren mit großen Ambitionen auf den Weg gebracht. Ein Stückchen vom Wachstum in der sieben Kilometer entfernten Medemstadt Otterndorf abzubekommen, das war der große Traum.

Zunächst schien der Plan aufzugehen: "Wir hatten eine Liste mit 29 Interessenten", erzählt Bürgermeister Uwe Blohm (CDU). Doch dann kamen Ukraine-Krieg, Inflation, Energiekrise und Konjunktursorgen - und alle Bewerber sprangen ab. "Die Baupreisentwicklung und die Zinsen lassen zurzeit vielfach den Traum vom Eigenheim platzen", versucht sich Sönke Westphal, Verwaltungsvertreter der Gemeinde Nordleda, an einer Erklärung. Aktuell gebe es keinen einzigen Bauwilligen für das Baugebiet "Heringskoop".

Noch ist das Baugebiet "Heringskoop" eine grüne Wiese. Aber Uwe Blohm (rechts), Bürgermeister der Gemeinde Nordleda, und Verwaltungsvertreter Sönke Westphal hoffen auf den "Titan-Effekt": Wenn das chinesische Unternehmen in Cuxhaven 600 Arbeitsplätze schafft, könnte der eine oder andere Mitarbeiter doch vielleicht nach Nordleda ziehen. Foto: Mangels

Immer mehr Bauwillige ziehen die Reißleine

Nordleda steht mit dieser Entwicklung nicht allein da. Deutschlandweit ziehen immer mehr Bauwillige die Reißleine, wie eine Umfrage des Instituts Allensbach zeigt. Drei Viertel der Deutschen haben demnach zwar nach wie vor den Wunsch, im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung zu leben, aber nur noch gut jeder zweite (53 Prozent) glaubt, dass es sich lohnt, ein Eigenheim zu kaufen beziehungsweise zu bauen. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es noch 74 Prozent.

Auch in der Samtgemeinde Land Hadeln hat sich eine gewisse Baumüdigkeit breitgemacht. Neben Nordleda haben auch Steinau und andere Gemeinden Probleme, ihr Bauland loszuwerden. Selbst im "Vorzeigebaugebiet" Am Medembogen in Otterndorf ist der ganz große Ansturm abgeebbt. "Es ist eine Verlangsamung zu erkennen", sagt Sönke Westphal.

Nordledas Bürgermeister möchte sich nicht entmutigen lassen

Nordledas Bürgermeister Uwe Blohm lässt sich von solchen Befunden nicht entmutigen. Unermüdlich versucht er, Interessenten von den Vorzügen der Gemeinde Nordleda im Allgemeinen und des Baugebiets "Heringskoop" im Speziellen zu überzeugen. Die Autobahn sei nahe, die Vereinsstruktur im Dorf lebendig und überhaupt sei es "traumhaft schön" in Nordleda. Um junge Familien anzulocken, gewährt die Gemeinde beim Bauplatzverkauf sogar für jedes im Haushalt lebende Kind einen Nachlass von zwei Euro pro Quadratmeter.

Vielleicht bringt ja Titan Wind Energy den ersehnten Bauboom auf dem Land. Uwe Blohm und Sönke Westphal setzen große Stücke auf das chinesische Unternehmen, das in der Stadt Cuxhaven künftig Fundamente für Windräder auf See herstellen will. Mehr als 600 Arbeitsplätze sollen dabei entstehen. "Vielleicht können wir davon ein bisschen profitieren", sagt Blohm, "denn diese Menschen müssen ja irgendwo wohnen."

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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