Wie geht es mit dem Café Brüning in Otterndorf im neuen Jahr weiter?
Otterndorf. Das Café Brüning in Otterndorf ist seit Anfang November geschlossen. Nach nicht einmal vier Jahren hat sich (Unter-)Pächterin Claudia Wolf aus der Medemstadt verabschiedet. Wie geht es mit dem Traditionshaus am Kirchplatz jetzt weiter?
Kein Licht, die Türen sind geschlossen, die Gasträume sind weitgehend leer geräumt: Wer für eine Tasse Kaffee oder auf ein Stück Kuchen ins Café Brüning will, den begrüßt ein weißer Zettel. "Das Café ist geschlossen!" ist darauf zu lesen. Dort, wo vor wenigen Wochen noch Besucher Cappuccino schlürften und Blaubeertorte vernaschten, herrscht nun gähnende Leere.
"Ja, das Café ist dicht, aber es geht im nächsten Jahr weiter", versichert Olaf Brüning, Eigentümer der Immobilie, im Gespräch mit unserer Zeitung. Seitdem die Unternehmerin Claudia Wolf ("Cuxhavener Kaffeeröster") ihre Zelte in Otterndorf abgebrochen hat, suchen Brüning und die Stadt Otterndorf gemeinsam nach einem Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den Café-Betrieb. Er habe bereits einen konkreten Anwärter im Blick, verrät Brüning, aber unterschrieben sei noch nichts. Sein Wunsch wäre es, dass der oder die "Neue" im März 2023 loslegt. Aber vorher seien noch einige Dinge zu klären, etwa zum Zustand der Café-Räume. Brüning ist unzufrieden, wie die frühere Pächterin das Kaffeehaus hinterlassen hat und sieht hier vor allem die Stadt Otterndorf in der Pflicht. Hintergrund: Die Stadt als Pächter hat mit ihrem damaligen Stadtdirektor Harald Zahrte den Umbau des Cafés im Winter 2019 nach den Wünschen der Unterpächterin Claudia Wolf begleitet und vorangetrieben.
Stadt Otterndorf sprang 2018 als "Café-Retter" ein
Ein Blick zurück: Ende 2017 hatte Olaf Brüning beschlossen, das traditionsreiche Café im Herzen der Otterndorfer Altstadt aus Altersgründen abzugeben. Mithilfe des Immobilienmaklers Engel & Völkers wurde "die letzte Traditionskonditorei zwischen Hamburg und Bremen" im Internet angeboten. 2,5 Millionen Euro sollte der Gebäudekomplex kosten. Die Käufersuche gestaltete sich jedoch schwierig. Ein Jahr später wurden Pläne der Stadt Otterndorf bekannt, als "Café-Retter" einzuspringen. Hintergrund des Vorstoßes der Verwaltungsspitze war es, "einen städtebaulichen Missstand" in der Innenstadt zu vermeiden. Dass die Stadt die Rolle des Hauptpächters übernahm, wurde insbesondere von der SPD als Eingriff die freie Marktwirtschaft kritisiert. Anfang 2019 präsentierte die Stadt Otterndorf ihre Unterpächterin: die Cuxhavener Unternehmerin Claudia Wolf. Der Pachtvertrag wurde auf vier Jahre abgeschlossen.
Die anfängliche Euphorie über den Neustart im Kaffeehaus schlug bei vielen Otterndorfern schon bald in Ernüchterung um. Claudia Wolfs modernes Konzept mit Selbstbedienung und einer Einrichtung im Industriestil, das in ihren Cafés in Cuxhaven wunderbar funktioniert, wurde in der Medemstadt nie richtig angenommen. Die eingeschränkten Öffnungszeiten - letztlich eine unternehmerische Entscheidung - sorgten für zusätzliche Kritik. Im Mai 2022 bestätigte Wolf Gerüchte, dass der vierjährige Unterpachtvertrag mit der Stadt Otterndorf nicht verlängert werde. Die Suche nach einem neuen Pächter begann. Die Stadt kündigte den Pachtvertrag mit Olaf Brüning zum 31. Dezember 2022.
Bürgermeister Claus Johannßen gibt sich zuversichtlich, dass das Café Brüning schon bald wieder mit Leben gefüllt wird. "Für die Stadt wäre es schon wichtig, wenn sich schnell ein neuer Bewerber findet", so Johannßen. Die Öffnungszeiten der vorherigen Unterpächterin kritisiert er rückblickend als "absolut enttäuschend". Stadtdirektor Frank Thielebeule bestätigt, dass es Interessenten und Gespräche mit der Familie Brüning gibt, will sich dazu aber nicht konkret äußern. Er ist optimistisch, "dass es auch im kommenden Jahr einen gastronomischen Betrieb in den Räumlichkeiten geben wird."