
Einzige Absolventin im Kreis Cuxhaven - und trotzdem glaubt sie an den Beruf
Antje Michaelsen hat als einzige Auszubildende im Kreis Cuxhaven ihre Lehre zur Fleischereifachverkäuferin abgeschlossen und bleibt dem Handwerk treu. Sie begeistert sich für die Vielseitigkeit und sieht eine Zukunft in ihrem Beruf.
Antje Michaelsen ist 19 Jahre alt - und derzeit eine absolute Ausnahmeerscheinung: Die Hemmoorerin ist die einzige Auszubildende im gesamten Bereich der Fleischer-Innung Elbe-Weser, die ihre Lehre zur Fleischereifachverkäuferin in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen hat.
Antje Michaelsen hat ihren Weg bewusst gewählt. Ihre Ausbildung absolvierte sie in der Fleischerei in Osten, einem Traditionsbetrieb, der für seine Wiener Würstchen bekannt ist. "Ich habe vorher ein Praktikum hier gemacht und das hat mir gut gefallen", erzählt sie rückblickend. Was sie begeistert hat? "Die Vielseitigkeit. Zu sehen, wie Fleisch verarbeitet wird und daraus ein Produkt entsteht, das man kreativ anrichten und verkaufen kann, das fand ich spannend. Auch der Partyservice hat mir richtig Spaß gemacht."
"Man kann Fleisch nicht mit Brot vergleichen"
Trotz der geringen Zahl an Auszubildenden hat Antje Michaelsen ihren Berufswunsch nie bereut - im Gegenteil: Sie bleibt in der Branche. "Weil es ein toller Beruf ist. Es ist schön, Kunden zu beraten, ihnen etwas Gutes zu empfehlen und sie damit glücklich zu machen." Zwar können man das auch in anderen Verkaufsbereichen, aber "man kann Fleisch nicht mit Brot vergleichen", scherzt sie.
Die Hemmoorerin ist zwar noch jung, hat aber klare Pläne: Sie wird in ihrem Beruf bleiben. "Weil es ein toller Beruf ist und es schön ist, Kunden zu beraten und glücklich zu machen." Dass sie die einzige Absolventin ist, wirft Fragen auf: Warum interessiert sich kaum jemand für diesen Beruf? Ist das Fleischerhandwerk auf dem Rückzug?
Bedarf an Fachpersonal bleibt ungebrochen
Detlef Brandt, seit 1995 Inhaber der Fleischerei und Antjes Ausbilder, sieht das differenziert. Zwar gebe es heute weniger klassische Fleischereien - im Kreis Cuxhaven seien es nur noch etwas mehr als eine Handvoll - aber der Bedarf an Fachpersonal sei ungebrochen. "Auch der Einzelhandel hat Frischetheken und benötigt Fachpersonal. Das sind die Frequenzbringer der Märkte", sagt Detlef Brandt.
Wer heute in der Fleischerei arbeitet, muss längst mehr können als nur Wurst aufschneiden - denn das Berufsbild habe sich verändert: "Zum einen wollen die Kunden wissen, wo das Fleisch herkommt - sie legen Wert auf Regionalität. Außerdem müssen wir uns mit Zusatzstoffen und Allergenen beschäftigen - das hat es vor 20 Jahren noch nicht gegeben."
Beruf hat Perspektiven
Dass die Zahlen der Auszubildenden so stark rückläufig sind, hält Detlef Brandt für gefährlich: "Wenn es kein Fachpersonal mehr gibt, dann fallen die Fleischereien weg." Dabei bietet der Beruf durchaus Perspektiven: "Aufstiegschancen sind da - etwa als Abteilungsleiter."
Detlef Brandt selbst beschäftigt 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - darunter auch seinen Sohn Jan-Christoph, der das Geschäft in Zukunft übernehmen soll. Auch er glaubt an das Handwerk und an seine Zukunft. Und vielleicht glauben auch die zukünftigen Schulabgänger daran.