
Cuxhavener Lehrer nach Anschlag: "Mein Herz als gebürtiger Magdeburger ist schwer"
Ein Lehrer aus Cuxhaven teilt seine bewegenden Gedanken nach dem verheerenden Anschlag in Magdeburg. Wie beeinflusst dies die politische Landschaft vor der Bundestagswahl? Ein Einblick in die Gefühlslage eines gebürtigen Magdeburgers.
Marten Grimke ist Studienrat und seit 2017 kommissarischer Fachobmann für Politik und Wirtschaft am Amandus-Abendroth-Gymnasium (AAG) Cuxhaven. Als gebürtiger Magdeburger, der seit 15 Jahren Vorstandsmitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Magdeburgs und seit 2014 Dozent an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist, ordnet er die Geschehnisse in Magdeburg in einem Gastkommentar ein. An der Uni ist er Lehrkraft für besondere Aufgaben im Fach Politikwissenschaft.

An erster Stelle gebührt es, der Opfer zu gedenken, den Angehörigen die aufrichtige Anteilnahme auszusprechen und vor allem ihnen viel Kraft zu wünschen. Der Tod des neunjährigen Andrés aus Niedersachsen hat mich am meisten betroffen. Mein Herz als gebürtiger Magdeburger, der seiner Heimatstadt auf vielfältige Weise immer noch sehr eng verbunden ist, ist in diesen Tagen sehr schwer. Das wird auch noch weiter anhalten. Dennoch - und das ist Magdeburg: Die Stadtgemeinschaft ist wieder mal sehr eng zusammengerückt.
Die Einsatz- und Rettungskräfte haben beispielhaft geholfen und schnell Menschenleben gerettet. Zudem haben Unbeteiligte aller Couleur, ohne zu zögern, großes Leid gelindert. Die Polizei hat den Täter binnen drei Minuten gefasst. Man muss auch gerade in diesen Zeiten das Unmögliche mitdenken. Die Polizei hat somit verhindert, dass der mutmaßliche Täter nicht noch eine weitere Fahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt vornehmen konnte. Aus meiner Einschätzung heraus konnten somit deutlich mehr Menschenleben gerettet werden, als es in der öffentlichen Debatte dargestellt wird.

Klar ist, dass die Tragödie vom 20. Dezember 2024 Einfluss auf das Wählerverhalten der kommenden Bundestagswahl im Februar 2025 nehmen wird. Unabhängig davon wurde schon zuvor und wird jetzt die Debatte über die Migrationspolitik von Rechtspopulisten noch intensiver unsachlich befeuert. Die thematische Ausrichtung der kandidierenden Parteien sowie Kandidatinnen und Kandidaten wird die innere und äußere Sicherheit noch stärker in den Fokus rücken. Hierbei kommt es darauf an, ein sicheres Leben im Einklang mit dem sozialen Frieden zu stärken, ohne die Freiheit unserer liberalen und offenen Gesellschaft zu vergessen.
Ich wünsche mir ausdrücklich, dass die Landeshauptstadt Magdeburg weiter zusammenhält. Dass gesellschaftliche Gruppen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Dass sich die positive Entwicklung nach den sogenannten Baseballschlägerjahren in den 1990er trotz des großen Schmerzes weiter positiv entwickelt. Dass die Intel-Ansiedlung jetzt erst recht angegangen wird. Dass die Geschichte Magdeburgs, nach der Zerstörung im 30-jährigen Krieg, nach der Bombardierung am 16. Januar 1945 und jetzt nach dem Anschlag am 20. Dezember 2024, immer wieder zeigt, dass die Menschen dieser wunderschönen Elbestadt bei all den Tiefpunkten immer wieder erhobenen Hauptes aufstehen und weiter für ein friedliches Miteinander und eine offene Gesellschaft kämpfen. Hass und Hetze helfen niemandem - gelebte Solidarität und Menschlichkeit schon sehr viel mehr.