Mit dem Polizeiboot (links neben dem Polizeischiff "Bürgermeister Weichmann") wird die Leiche am Mittwochnachmittag an Land gebracht. Foto: Larschow
Mit dem Polizeiboot (links neben dem Polizeischiff "Bürgermeister Weichmann") wird die Leiche am Mittwochnachmittag an Land gebracht. Foto: Larschow
Leiche im Hafenbecken

"Der Gipfel der Schamlosigkeit": Kommentar zu Gerüchten nach Leichen-Fund in Cuxhaven

von Frank Lütt | 14.12.2024

"Asoziale Kommentare in den sozialen Medien durch gefährliches 
Halbwissen und Mutmaßungen": So betitelt Autor Frank Lütt das, was sich nach dem Fund einer Leiche in Cuxhaven abspielte. Ein Kommentar.

Was müssen die Familien schon für unendliches Leid ertragen. Ich meine damit die zwei Familien, die von einer Polizeimeldung in dieser Woche betroffen waren. Zum einen sind da die Angehörigen, die den Tod eines 83-Jährigen zu beklagen haben, der im Hafenbecken des Alten Fischereihafens entdeckt wurde. Und zum anderen ist da noch die Familie des seit gut drei Wochen vermissten Cuxhaveners.

Der Verlust eines Menschen oder die Ungewissheit ob der Unversehrtheit des Verschwundenen sind schon schlimm genug - da bedarf es nicht noch unqualifizierter Kommentare in sozialen Medien. Genau das ist passiert, wieder einmal. Kaum hatte sich die Bergungsaktion im Fischereihafen wie ein Lauffeuer verbreitet, reagierten Schlaumeier reflexartig, ohne nachzudenken. "Der Tote ist der Vermisste", waren sich einige sicher, wollten sich wohl als besonders clever darstellen. Als diese Mutmaßungen sich schon wie gesicherte Erkenntnisse im Netz rasend verbreiteten, war noch gar nichts klar. Der Mann trieb mit dem Gesicht nach unten im Hafenbecken und lag anschließend zunächst bäuchlings auf dem kleinen Boot der Wasserschutzpolizei. Keiner hatte bis dahin das Gesicht sehen können und auch kurz danach war dies für Außenstehende nicht möglich.

Mehrere Rettungskräfte sind vor Ort, um die Situation unter Kontrolle zu bringen und die Person zu bergen. Foto: Larschow

Wegen dieser Falschmeldung in den sozialen Medien sind übrigens überörtliche Medien aufmerksam geworden und haben dafür gesorgt, dass der Pressesprecher der Polizei mit unnötigen Fragen bombardiert wurde, obwohl dieser schon erklärt hatte, dass die Identität noch nicht feststehen würde. Das erschwerte die Arbeit des Sprechers ungemein. Schlimmer war es noch, als vor einigen Monaten nach einer Messertat in Hechthausen das Gerücht verbreitet wurde, dass der Täter nach einer Amoktat noch frei herumlaufen würde. Das stimmte auch nicht. Die Folgen: Angst in der Bevölkerung geschürt, unnötigen Stress bei der Polizei produziert.

Der Gipfel der Schamlosigkeit war jetzt in Cuxhaven, wie den Gefühlen der Betroffenen übel mitgespielt wurde.

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Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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